Eine persönliche Liebesbeziehung zum Herrn
In grosser Zartheit wendet sich der Herr Jesus an die Versammlung in Philadelphia. Er macht ihr keine Vorwürfe. Er stellt sich ihr als der Heilige und der Wahrhaftige (also Der, der die Wahrheit sagt) vor. Er tut das nicht, um sie zu warnen, sondern vielmehr weil sie Ihn als solchen kennt. Sie hat seinen heiligen Namen nicht verleugnet und hat durch einen treuen Wandel sein Wort, das die Wahrheit ist, bewahrt.
Der Herr sagt: «mein Wort, meinen Namen.» Er will damit deutlich machen, dass das praktische Leben der Glaubenden in Philadelphia mit seiner wunderbaren Person in Beziehung stand. Sie waren fest mit Ihm verbunden. Weil sie Ihn liebten, hörten sie beim Lesen seines Wortes auf Ihn. Dadurch lernten sie Ihn besser kennen und seine Herrlichkeiten wertschätzen. Sie verstanden, dass Er die Wahrheit und dass Er heilig ist (Joh 14,6). Christus war ihnen kostbar, und ihre in Heiligkeit ausgeführten Werke entsprangen ihrer Zuneigung zu Ihm. Der Herr würdigt dies.
Welchen Platz hat Er in meinem Herzen? Liebe ich Ihn über alles? Hänge ich am geschriebenen Wort Gottes, das doch von Ihm kommt? Liegt mir die Heiligkeit am Herzen, weil Der sie fordert, «der Sünde nicht kannte», den Gott aber «für uns zur Sünde gemacht hat» (2. Kor 5,21)? Das sind Fragen, die eine persönliche Antwort verlangen. Wie sehr wünscht der Herr, uns bei seinem Kommen als solche zu finden, die den Gläubigen in Philadelphia gleichen.
Ihre Liebe zu Christus hatte glückliche Folgen. Der Name ihrer Stadt bedeutet «Bruderliebe», wodurch der Geist Gottes andeutet, dass sie einander liebten. An ihrem Ort verwirklichten sie, was Christus seinen Jüngern ausdrücklich geboten hatte (Joh 15,12). Es handelte sich um ein tiefes Empfinden, das seine Quelle in der Liebe Jesu fand, von der sie erfüllt waren. Der Herr erwartet dies auch von uns.
Eine kleine Kraft und eine geöffnete Tür
Die Versammlung von Philadelphia befand sich in einer schwierigen Lage: Sie hatte eine kleine Kraft und war von Menschen umgeben, die von ihrer religiösen Selbstgefälligkeit erfüllt waren und die «Synagoge des Satans» bildeten. Doch der Herr ist über sie innerlich bewegt. Er kommt ihnen zu Hilfe, indem Er ihnen «eine geöffnete Tür» gibt, die niemand zu schliessen vermag. Er hat «den Schlüssel des David», und seine königliche Autorität verbietet jedem, diese Tür zu bewegen. Seine Diener können so mit Glauben und Liebe auf einem für sie gebahnten Weg für Ihn leben und arbeiten.
Welch eine Sicherheit, wenn wir unsere Kraftlosigkeit eingestehen und im Vertrauen auf den Herrn Jesus in aller Demut unseren Dienst ausführen! Unsere Schwachheit fällt nicht ins Gewicht, wenn Christus unsere Stärke ist! Glücklich, wer in Wahrheit sagen kann: «Wenn ich schwach bin, dann bin ich stark», und: «Alles vermag ich in dem, der mich kräftigt» (2. Kor 12,10; Phil 4,13).
Der Herr begnügt sich nicht damit, seinen Knechten eine Tür zu öffnen. Weil Er weiss, wie sehr sie verachtet werden, bezeugt Er ihnen seine Liebe und macht sich zu ihrem Verteidiger. Könnte es etwas Wertvolleres für das Herz eines Treuen geben? Die aus der Synagoge Satans werden «erkennen, dass ich dich geliebt habe», sagt der Herr dem Engel der Versammlung. Er wird die selbstbewussten Bekenner zwingen, sich vor seinen Geliebten niederzuwerfen. Jene sind Lügner, denn «sie sagen, sie seien Juden, und sind es nicht». Sie stellen falsche religiöse Eigenschaften zur Schau.
Den Herrn erwarten
Der Herr verheisst den Seinen auch Bewahrung «vor der Stunde der Versuchung, die über den ganzen Erdkreis kommen wird», weil sie das Wort seines Ausharrens bewahrt haben. Der Zustand der Welt macht die Zeit bis zu seinem Kommen zur Zeit des «Ausharrens des Christus». Sein Wort gilt für diese Zeit. Die Gläubigen in Philadelphia haben Durchhaltevermögen nötig, um sein Wort in dieser Zeit zu bewahren. Der Herr Jesus antwortet auf ihre Festigkeit, indem Er sie vor den kommenden schrecklichen Gerichten verschont.
Schliesslich ermuntert Er sie durch sein kurz bevorstehendes Kommen: Bald werden sie Den sehen, der sie liebt. Um sie zu ermutigen, sich die Krone nicht rauben zu lassen, legt Er ihnen ans Herz, das festzuhalten, was sie haben. Weder Mutlosigkeit noch Irrtum noch Hochmut oder irgendwelche Nichtigkeiten sollen sich ihrer bemächtigen!
Die Liebe und Zartheit des Herrn in diesem Hirtenbrief erwärmen unsere Zuneigungen. Und die Gläubigen in Philadelphia, die in sich selbst schwach sind, aber durch den Geist am inneren Menschen gestärkt werden (Eph 3,16), hinterlassen uns ein nachahmenswertes Beispiel.
Klammern wir uns an den Heiligen und Wahrhaftigen! Bewahren wir sein Wort, auch wenn Wolken den Horizont verdüstern! Ehren wir seinen Namen und erwarten wir mit Geduld die Herrlichkeit! Dann wird Er uns stärken und von seiner Liebe und seinem baldigen Kommen zu unseren Herzen reden. Er wird uns auch anspornen, bis zum Ende treu zu bleiben. Zählen wir allein auf Ihn!
Die Überwinder
In der zukünftigen Herrlichkeit wird der Herr den Überwinder in Philadelphia zu einer Säule im Tempel seines Gottes machen. Wer Ihn – wenn auch schwach – wirklich geliebt und Ihm gehorcht hat, indem er seine Heiligkeit achtete, wird sich in der Vertrautheit des heiligen Ortes an Ihm freuen. Er wird nie mehr hinausgehen, denn die Zeit des Arbeitens und Wirkens wird dann von der Zeit der Belohnung und Ruhe in der vollkommenen Liebe abgelöst werden. Weil er seinen Meister verherrlichte, wird er ewig den neuen Namen des Herrn tragen. Er wird für immer Christus angehören und Ihn in dieser neuen Sphäre der Herrlichkeit, die Er mit den Seinen teilen wird, von Angesicht zu Angesicht sehen.
Der Herr wird auf ihn auch jenen Namen schreiben, der Ihm am wertvollsten ist: den Namen seines Gottes und den seiner Braut, des neuen Jerusalem (Kap. 21,2). Der treue Gläubige wird so zu einem bleibenden Denkmal des Preises, der bezahlt wurde, um die Versammlung zu erwerben. Als Eigentum Gottes und als Bürger der heiligen Stadt wird er für immer die göttlichen Zuneigungen geniessen und ewig die himmlische Herrlichkeit wertschätzen.