Kennzeichen eines Überrests im Buch Daniel

Daniel 1; Daniel 3; Daniel 5; Daniel 9

Das Buch Daniel beschreibt uns prophetisch die Zeiten der Nationen. Es ist die Zeit, in der Gottes Herrlichkeit den Regierungssitz in Jerusalem verlassen hat und Er die Regierung in die Hand der Nationen gegeben hat. Damit begann die Zeit der vier grossen Weltreiche auf der Erde. Sie endet, wenn der Herr Jesus wiederkommt, um hier sein Reich in Herrlichkeit und Macht zu gründen.

Daniel zeigt uns in seinem Buch nicht nur die Geschichte und äussere Entwicklung dieser Reiche, sondern auch ihre innere Verdorbenheit. Gleichzeitig erfahren wir, welche Beziehung der in Babel lebende Überrest der Juden zu diesen Weltreichen und ihren Herrschern hatte.

Daniel und seine drei Freunde – alle aus königlicher Familie oder von den Vornehmen der Juden – wurden nach Babel gebracht. Dort lebten sie in einem fremden Land. In dieser gottlosen, ja, gottfeindlichen Umgebung waren sie – trotz Ablehnung und Leiden – treue Zeugen für ihren Gott. Sie symbolisieren prophetisch den Überrest aus Juda in der noch zukünftigen Drangsalszeit. Auf uns angewandt zeigt ihre Lebensführung etwas von den moralischen Qualitäten, die uns kennzeichnen sollten, die wir ebenfalls unter einem verdrehten und verkehrten Geschlecht leben. Unter diesem sollen wir wie Lichter in der Welt scheinen (Phil 2,15). Die moralischen Charakterzüge eines Überrests sind – egal zu welcher Zeit – immer die gleichen.

Der Gedanke an einen Überrest stimmt uns sowohl nachdenklich als auch glücklich. Nachdenklich deshalb, weil ein Überrest beweist, dass die Masse sich von Gott abgewandt hat. Wenn alle zu ihrem Gott stehen, braucht nicht von einem Überrest gesprochen zu werden. Aber der Gedanke an einen Überrest macht uns gleichzeitig glücklich. Ein Überrest beweist nämlich, dass es – obwohl die Masse abgewichen ist – solche gibt, die treu zu ihrem Gott stehen.

Das gilt auch für unsere Zeit. Die grosse Masse der Christenheit hat sich von Gott entfernt. Viele Christen leben an ihrer eigentlichen Bestimmung vorbei und halten sich nicht da auf, wo Gott die Seinen sehen möchte. Das stimmt uns nachdenklich und macht uns traurig. Gleichzeitig freuen wir uns, dass es immer solche gibt, die – wenn auch in grosser Schwachheit – versuchen, in ihrem Leben die Kennzeichen zu offenbaren, die Gott bei seinen Kindern sehen möchte. Das wird bis zum Kommen unseres Herrn so bleiben.

Der Startpunkt im Leben Daniels in Babel war, dass er sich in seinem Herzen etwas vornahm. Damit fängt es an. Gott möchte, dass wir eine Herzensentscheidung treffen. Für Daniel und seine Freunde bedeutete das in erster Linie Verzicht. Sie wollten sich nicht mit der Tafelkost des Königs verunreinigen. Es ist im Leben eines Christen von zentraler Bedeutung, dass er sich nicht vom Tun und Treiben dieser Welt vereinnahmen lässt. Das gilt nicht nur für das äussere Handeln, sondern genauso für die inneren Beweggründe, die einen Menschen antreiben. Im Neuen Testament lesen wir von Gläubigen, die aufgefordert wurden, mit Herzensentschluss bei dem Herrn zu verharren (Apg 11,23). Beides gehört zusammen: Verzicht auf der einen, Hinwendung auf der anderen Seite. Wenn wir in dieser inneren Herzenshaltung leben, werden die Kennzeichen eines Überrestes bei uns sichtbar.

Sechs dieser Kennzeichen sind:

1) Gehorsam gegenüber dem Wort Gottes

Daniel und seine Freunde kannten das Gesetz Moses und die Vorschriften, die Gott seinem irdischen Volk gegeben hatte. Offensichtlich hatten sie im Elternhaus davon gehört. Sie waren von klein auf an mit den Anweisungen Gottes vertraut. Jetzt mussten sie im Alltag beweisen, was ihnen die Gedanken Gottes wert waren. Das war nicht einfach. Sie lebten im Exil, in einer fremden und gottfeindlichen Umgebung. In Daniel 1 sehen wir, dass ihnen Speisen und Getränke vorgesetzt wurden, die ihnen das Gesetz verbot zu essen und zu trinken, denn vermutlich standen diese Nahrungsmittel mit Götzenkult in Verbindung. Da sagten die vier klipp und klar Nein. Keine faulen Kompromisse, keine inneren Entschuldigungen, sondern eine konsequente Haltung. Ihr «Nein» hätte ihnen den Kopf kosten können, wenn Gott seine Hand nicht über sie gehalten hätte.

In Kapitel 3 wird es noch kritischer. Der Befehl des Königs war klar und liess keinen Interpretationsspielraum: entweder das Götzenbild Nebukadnezars anbeten oder in den Feuerofen geworfen werden. Die Entscheidung der drei Männer Sadrach, Mesach und Abednego war klar. Sie standen treu zu ihrem Gott und zu dem, was Er gesagt hat.

Ein Überrest hört auf Gottes Wort – selbst dann, wenn es nach menschlicher Logik unvernünftig erscheint. Wir fragen uns, wie es mit unserem Gehorsam und mit unserer Liebe gegenüber dem Wort Gottes bestellt ist. Die meisten von uns leben in angenehmeren Verhältnissen als Daniel und seine Freunde. Dennoch fordert der Alltag immer wieder Entscheidungen von uns. Stehen wir zu dem, was Gott in seinem Wort sagt, oder folgen wir dem, was «vernünftig» und «opportun» scheint, was vielleicht dem Zeitgeist unserer Gesellschaft entspricht? In der Schule, am Arbeitsplatz, in der Freizeit – immer wieder sind wir gefragt, wie wir uns zu dem in der Bibel offenbarten Willen Gottes stellen. Das gilt für unseren persönlichen Lebensweg genauso wie für unseren gemeinsamen Weg als Kinder Gottes. Gott wird sich dazu bekennen, wenn wir uns unter die Autorität seines Wortes beugen und Ihm gehorchen.

2) Demut und eine niedrige Gesinnung des Geistes

Der König Nebukadnezar hatte einen Traum. Er ahnte etwas von der Dimension dessen, was er in seiner Nachtvision gesehen hatte. Das machte ihn unruhig. Aber niemand konnte ihm helfen. Alle Wahrsager und Traumdeuter seines grossen Reiches mussten kapitulieren. Die Herausforderung des Königs war zu gross für sie. Sie sollten den Traum nicht nur deuten, sondern vorab sogar sagen, was der König geträumt hatte. Dazu war niemand fähig.

Auch Daniel nicht? Nein und ja. Von sich aus wäre er niemals darauf gekommen, was der König geträumt hatte. Doch er kannte den Gott, dem nichts unmöglich ist. Auf Ihn vertraute er. Gemeinsam mit seinen Freunden war er im Gebet vor Gott, um von Ihm Weisheit und Einsicht zu erbitten. Und Gott liess seinen Knecht nicht im Stich. In einem Nachtgesicht offenbarte Er ihm den Traum und gab ihm die Deutung.

Und was tat Daniel? Zuerst dankte er Gott, dann liess er sich vor den König bringen, um ihm den Traum zu sagen und zu deuten. Doch in welcher Gesinnung tat er das? Er blieb bescheiden und demütig. Niemand im gesamten Weltreich Babel verfügte über eine intellektuelle Kapazität, wie Daniel sie besass. Er muss ein hochintelligenter und begabter junger Mann gewesen sein. Doch seine Intelligenz war ihm nicht in den Kopf gestiegen. Er wusste, wem er sie verdankte. Er wusste auch, wem er die Offenbarung des Traums des Königs verdankte. Deshalb gab er alle Ehre seinem Gott. Eine solche Haltung war Gott wohlgefällig.

Auch heute haben die, die treu zu ihrem Gott stehen, Einsicht in seine Gedanken. In dieser Welt denken viele Menschen darüber nach, was die Zukunft bringen wird. Antwort auf diese Frage kann nur Einer geben: Gott. Ihm hat es gefallen, den Glaubenden Einsicht und Verständnis in seine Gedanken zu geben. Er hat uns das Geheimnis seines Willens kundgetan, das Er sich für die Verwaltung der Fülle der Zeiten (das ist das Tausendjährige Reich) vorgenommen hat (Eph 1,9.10). Was löst diese Einsicht bei uns aus? Sie sollte uns demütig und bescheiden machen. Wir haben keinen Grund, uns auf irgendetwas auch nur das Geringste einzubilden.

3) Glauben an Gott angesichts der Prüfung

Der Glaube Daniels und seiner Freunde wurde auf die Probe gestellt. Es erging ihnen nach dem Wort von Jakobus, der Jahrhunderte später schrieb: «Haltet es für lauter Freude, meine Brüder, wenn ihr in mancherlei Prüfungen fallt, da ihr wisst, dass die Bewährung eures Glaubens Ausharren bewirkt» (Jak 1,2.3).

Denken wir an die Prüfung in Daniel 3! Die Versuchung, dem Drängen des Königs nachzugeben, war gross. Aber die drei blieben standhaft im Glauben. Als der König sie ins Kreuzverhör nahm und ihren Gott verhöhnte, hatten sie nicht viel zu sagen als nur, dass sie im vollen Vertrauen auf ihren Gott dem Befehl des Königs nicht Folge leisten würden. Gott hat sich zu diesem Vertrauen bekannt und die drei aus den Flammen des Feuerofens gerettet.

In Kapitel 6 kam der Glaube Daniels auf den Prüfstand. Erneut gab es ein Gebot des Königs. Für Daniel war es unmöglich, diesem Gebot Folge zu leisten. Obwohl es verboten war, verrichtete Daniel wie gewohnt sein tägliches Gebet – auch wenn es ihn das Leben kosten würde. Die Konsequenz liess nicht auf sich warten. Daniel wurde in die Löwengrube geworfen. Doch sein Vertrauen zu Gott blieb unerschüttert. Diesen Glauben liess Gott nicht ohne Antwort. Hebräer 11 bestätigt, dass es der Glaube war, der den Rachen der Löwen verschloss.

Bis heute ist es ein Kennzeichen des Überrestes, dass er auf seinen Gott vertraut. Wir leben nicht durch Schauen, sondern durch Glauben (2. Kor 5,7). Gott möchte dieses unerschütterliche Vertrauen auf Ihn, auf sein Wort und auf sein Handeln ebenso bei uns sehen. In guten Tagen ist das verhältnismässig einfach. Doch auch unser Glaube wird erprobt. Petrus schreibt davon, dass die Bewährung unseres Glaubens kostbarer als die Feuererprobung des Goldes ist und zu Lob und Herrlichkeit und Ehre in der Offenbarung Jesu Christi ausschlagen soll (1. Pet 1,7). Viele Kinder Gottes gehen durch äussere Erprobungen. Sie werden verfolgt, inhaftiert und vielleicht sogar misshandelt. Wie viele Gläubige haben in den Jahrhunderten des christlichen Zeugnisses ihr Leben als Märtyrer gelassen! Wir wollen Gott danken, wenn uns keine solchen Prüfungen treffen. Aber Gott erspart uns die Erprobungen dennoch nicht – auch wenn sie einen anderen Charakter haben mögen. Es gibt äussere Prüfungen – etwa durch Krankheit, persönliche Nöte, Schwierigkeiten im Beruf usw. Doch es gibt auch innere Nöte, von denen vielleicht niemand Kenntnis hat. Es ehrt unseren Gott, wenn wir in solchen Prüfungen unsere Zuversicht nicht wegwerfen, sondern Ihm unser volles Vertrauen schenken.

4) Praktische Trennung von der Welt

Daniel und seine Freunde lebten in einem Umfeld, das von Gottlosigkeit und Götzendienst geprägt war. Dort mussten sie ihren Mann stellen und ihre tägliche Arbeit verrichten. Beim Lesen des Buches Daniel gewinnt man den Eindruck, dass alle vier – aber besonders Daniel – in ihren täglichen Aufgaben nicht nur sehr erfolgreich, sondern auch treu waren. Es gab nichts, das die vier daran hinderte, die ihnen übertragenen Aufgaben zuverlässig zu erfüllen. Daniel wurde von verschiedenen Königen in hohen Funktionen eingesetzt und hat dort in Treue gearbeitet.

Die vier haben nie den Herzensentschluss vergessen, den sie in jungen Jahren gefasst hatten. Sie wollten sich nicht verunreinigen, sondern ihrem Gott und seinem Wort treu bleiben. Sie waren bereit, dafür ein hohes Risiko einzugehen. Als König Nebukadnezar in Kapitel 3 den Befehl gab, dass sich das ganze Volk vor dem aufgestellten Götzenbild niederwerfen sollte, blieben die drei Freunde Daniels stehen. Wie mussten sie aufgefallen sein! Dennoch blieben sie stehen. Sie nahmen in Kauf, nicht nur aufzufallen, sondern den Zorn des Königs auf sich zu ziehen. Sie waren bereit, gegen den Strom zu schwimmen.

In Kapitel 5 haben wir eine andere Szene. Dort feiert König Belsazar ein rauschendes Fest. Eine gewaltige Party mit Musik, Alkohol und Frauen. Solche Feste feiert die Welt bis heute. Viele Gäste waren geladen. Einer fehlte. Wo war Daniel? Wir lesen nichts von ihm, bis er schliesslich vom König gerufen wurde, um die Schrift an der Wand zu entziffern. Sein Platz war nicht da, wo der König feierte und die Götter rühmte, die ihm doch nicht helfen konnten.

Es ist bis heute ein Kennzeichen des Überrests, dass er bereit ist, an den Grundsätzen des ewigen Wortes festzuhalten. Das führt dazu, dass wir gegen den Strom gängiger Meinungen und Verhaltensweisen zu schwimmen haben. Der Herr erwartet dies von uns. Wir leben wohl inmitten eines verdrehten und verkehrten Geschlechts. Dort sollen wir in unseren täglichen Aufgaben treu und zuverlässig sein. Aber wir verhalten uns nicht wie unsere Mitmenschen. Wir machen nicht alles mit, was die Welt tut. Im Gegenteil. Wir führen unsere Ehen nach Gottes Gedanken. Wir erziehen unsere Kinder nach biblischen Grundsätzen. Wir verhalten uns am Arbeitsplatz als solche, die dem Herrn Jesus dienen. Und wie gestalten wir unsere Freizeit als Gläubige? Auf diese Weise scheinen wir wie Himmelslichter (Phil 2,15) und sind so ein Zeugnis für die Menschen, mit denen Gott uns zusammenstellt.

5) Geistliche Einsicht, die Gott gibt

Gott liess die Treue und Hingabe der vier jungen Männer in Babel nicht ohne Antwort. Er stattete sie mit einer aussergewöhnlichen Weisheit aus. Sie hatten Kenntnis und Einsicht, so dass der König Nebukadnezar sie nach ihrer Ausbildung allen Schriftgelehrten seines Reiches zehnmal überlegen fand.

Das galt besonders für Daniel. Als König Belsazar von der Schrift an der Wand erschreckt wurde, liess seine Mutter ihm sagen: «Es ist ein Mann in deinem Königreich, in dem der Geist der heiligen Götter ist. Und in den Tagen deines Vaters wurden Erleuchtung und Verstand und Weisheit wie die Weisheit der Götter bei ihm gefunden» (Dan 5,11). Zu diesem Zeitpunkt war Daniel kein junger Mann mehr. Aber immer noch kennzeichnete ihn diese aussergewöhnliche Weisheit.

Einem solchen Mann konnte Gott besondere Offenbarungen geben. Kaum ein Bibelbuch des Alten Testaments wirft so viel Licht über die zukünftigen Ereignisse auf der Erde wie gerade das Buch Daniel. Viele Aussagen der Offenbarung verstehen wir nur im Licht des Propheten Daniel. Er hatte «Einsicht in die Zeiten» (1. Chr 12,33). Und er hatte eine Botschaft für die, die ihn fragten. Wie einst Joseph wurde Daniel zum Ratgeber des mächtigsten Monarchen jener Zeit.

Auch dieses Kennzeichen wollen wir auf uns übertragen. Dabei geht es nicht so sehr um menschliche Intelligenz und Weisheit. Wenn Gott einzelne Gläubige damit ausstattet, dann wollen wir Ihm dafür danken. Eine solche Gabe sollte uns demütig machen. Entscheidend ist jedoch nicht, ob wir über eine hohe Intelligenz verfügen, sondern ob wir geistliche Einsicht haben. Christen, die zu einem Überrest gehören, haben Kenntnis über den Willen Gottes. Sie wissen, welchen Lauf diese Welt nehmen wird. Wir besitzen das prophetische Wort umso fester (2. Pet 1,19). Dieses ist für uns wie eine Lampe an einem dunklen Ort. Wir sind in der Lage, Auskunft zu geben über das, was unsere Mitmenschen einmal erwarten wird.

Darüber hinaus hat Gott uns in der Bibel seinen ewigen Ratschluss mitgeteilt. Er geht weit über das hinaus, was diese Erde betrifft. Wir wissen Dinge, von denen die Welt keine Ahnung hat: Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört und was in keines Menschen Herz gekommen ist (1. Kor 2,9). Die Frage ist, ob wir im täglichen Leben tatsächlich mit der Erkenntnis dieses Willens erfüllt sind (Kol 1,9) und ob er uns prägt.

6) Ein Geist des Gebets, der Fürbitte und der Dankbarkeit

Beim Lesen des Buches Daniel fällt auf, dass im Leben Daniels und seiner Freunde sowohl das Wort Gottes als auch das Gebet einen hohen Stellenwert hatten. Über den Gehorsam gegenüber dem Wort Gottes haben wir bereits nachgedacht. Das Gebet ist aber ebenfalls ein Kennzeichen des Überrests.

Daniel hat sowohl als junger wie auch als alter Mann gebetet. Er tat dies in unterschiedlichsten Lebenssituationen. Er brachte die eigene Not vor Gott und hat auch die Not seines Volkes vor Ihm ausgebreitet. Er hat Fürbitte getan und gedankt. In Kapitel 2 sehen wir ihn mit seinen Freunden im Gebet, um vom Gott des Himmels Barmherzigkeit zu erbitten. Als er Antwort bekam, finden wir ihn wieder im Gebet, um den Gott des Himmels zu preisen und zu rühmen. In Kapitel 6 erfahren wir, dass das Gebet für ihn nicht nur eine gute Gewohnheit war, sondern so zu seinem Alltag gehörte, dass es nicht davon zu trennen war. Selbst als ihm verboten wurde zu beten, ging er – wie er es gewohnt war – auf seine Knie, betete und lobte seinen Gott. Bemerkenswert ist auch sein Gebet in Kapitel 9. Dort richtete er sein Angesicht zu Gott, um Ihn mit Gebet und Flehen, in Fasten, Sacktuch und Asche zu suchen. Er tat es dort, um die Schuld seines Volkes vor Gott zu seiner eigenen zu machen. Auch dieses Gebet blieb nicht ohne Antwort.

Durch sein Wort redet Gott zu uns. Im Gebet haben wir die Gelegenheit, zu Ihm zu reden. Beides ist wichtig und beides kennzeichnet einen Überrest. Das Neue Testament fordert uns an vielen Stellen zum Beten auf. Damit drücken wir unsere Abhängigkeit von Gott aus und bekommen Wegweisung für unser Handeln. Beim Beten verwenden wir uns für andere: für unsere Familien, für unsere Glaubensgeschwister, für die Menschen, die Gott retten möchte. Im Gebet loben und preisen wir unseren Gott für sein herrliches Tun. 1. Thessalonicher 5,17 fordert uns auf: «Betet unablässig», und in Vers 18 wird hinzugefügt: «Danksagt in allem, denn dies ist der Wille Gottes in Christus Jesus für euch.» Das bedeutet, in einer ständigen Haltung der Abhängigkeit zu leben. Von Daniel wollen wir lernen, Männer und Frauen des Gebets zu werden – in Fürbitte und in Danksagung.

In Maleachi 3,16 wird ein Überrest vorgestellt, der den HERRN fürchtete. Es waren Menschen, die ihre eigene Ohnmacht sahen, aber gleichzeitig wussten, mit welch einem Gott sie es zu tun hatten. Von diesen Menschen nahm Gott Notiz. Die entscheidende Frage lautet jetzt nicht, ob wir uns zu einem solchen Überrest zählen, sondern ob Gott uns dazu zählt. Ein Bekenntnis allein reicht nicht, um von Gott als Überrest anerkannt zu werden. Er sucht die Wirklichkeit – die Kennzeichen des Überrests – bei dir und bei mir.