Ein schlimmes und allgemeines Übel, vor dem Gott uns in seinem Wort an vielen Stellen warnt, sind Hochmut und Stolz. Von den in Sprüche 6,16-19 aufgezählten sieben Stücken, die Gott ein Gräuel sind, steht der Hochmut an erster Stelle. In Sprüche 16,18 heisst es: «Stolz geht dem Sturz, und Hochmut dem Fall voraus.» Und Sprüche 29,23 ergänzt: «Des Menschen Stolz wird ihn erniedrigen.»
Woher kommt der Hochmut? Er kommt vom Teufel. In Hesekiel 28,12-19 wird uns in der Weissagung über den König von Tyrus ein Bild von Satan gezeichnet. Es scheint, dass er das höchste Geschöpf Gottes war, voller Weisheit und vollkommen an Schönheit. «Du warst ein schirmender, gesalbter Cherub … Vollkommen warst du in deinen Wegen von dem Tag an, als du geschaffen wurdest, bis Unrecht an dir gefunden wurde.» Worin dieses Unrecht bestand, sagt uns die Prophetie über den König von Babel in Jesaja 14,12-14. Dort heisst es: «Du sprachst in deinem Herzen: Zum Himmel will ich hinaufsteigen, hoch über die Sterne Gottes meinen Thron erheben … Ich will hinauffahren auf Wolkenhöhen, mich gleichmachen dem Höchsten.» Es schaudert einen beim Gedanken an eine solche Unverfrorenheit, und dazu von jemand, der so viele Vorrechte genoss!
Wer kann es mit einem solchen Feind aufnehmen? Nur Einer: unser Herr Jesus Christus. Sogar der Erzengel Michael – als er, mit dem Teufel streitend, Wortwechsel hatte um den Leib Moses – wagte nicht, ein lästerndes Urteil über ihn zu fällen, sondern sprach: «Der Herr schelte dich!» (Jud 9). Weise Worte, die wir beherzigen sollten!
Als Nächstes könnten wir fragen: Wo finden wir heute Hochmut und Stolz? Fast überall:
- bei Männern und Frauen,
- in unserer Aufmachung,
- in unserem Benehmen gegenüber Menschen anderer Rassen und anderer Nationalitäten,
- in unserem Verhalten gegenüber solchen, die nach unserer Ansicht einer tieferen sozialen Stellung angehören,
- in jedem Bereich unseres Lebens,
- sogar im Dienst für den Herrn, wenn wir die von Ihm geschenkte Gabe ausüben.
Die Gefahr des Hochmuts besteht in jedem Alter. Im Garten Eden sah Eva, dass die Frucht des Baums «gut zur Speise» war. Besonders wenn wir jung sind, haben wir manche Wünsche und manches Verlangen, die wir befriedigen möchten. In der Mitte des Lebens, wenn wir im Erwerbsalter stehen, ist unser Streben darauf gerichtet, das zu erreichen, was wir noch nicht besitzen. Wenn wir alt geworden sind, zeigt sich der eingefleischte Hang, auf das stolz zu sein, was wir früher im Leben erreicht haben. Welch ein Triumph und was für ein Zeugnis, wenn wir mit der Kraft des Herrn diese menschlichen Schwächen überwinden können! Ihm allein sei die Ehre!
Wir wollen daran denken, dass Gott, der Vater, das ganze Gericht dem Sohn gegeben hat (Joh 5,22). Er wird auch den Hochmut richten, wo immer er sich zeigt. In Matthäus 12,36 heisst es: «Von jedem unnützen Wort, das die Menschen reden werden, werden sie Rechenschaft geben am Tag des Gerichts.»
Viele Stellen im Alten Testament zeigen, dass Gott den Hochmut und Stolz seines eigenen Volkes und mancher Nationen nicht übersehen, sondern heimsuchen wird. So z.B. in Jeremia 13,9 (Juda, Jerusalem); Obadja 3 (Edom); Jesaja 16,6.7; Zephanja 2,8-10 (Moab, Ammon); Hesekiel 29,9 (Ägypten). Hochmut wird nie ohne ernste, wenn nicht sogar verheerende Folgen bleiben (Spr 16,18).
Aber welch eine Freude, auf Den zu blicken, in dem es nicht den geringsten Hochmut gibt, der sanftmütig und von Herzen demütig ist (Mt 11,29). Betrachte Ihn, wie Er in Philipper 2,6-8 vorgestellt wird, und verfolge die Stufen seiner Erniedrigung, die Er hinabstieg bis zum schmachvollen Tod am Kreuz! Nur durch die Beschäftigung mit Ihm lernen wir unsere eigene Nichtswürdigkeit kennen, um dann den Glaubensweg zu seiner Ehre zu gehen.