Vollkommene Ruhe

Psalm 37,3-7

«Vertraue auf den HERRN.»

Wenn wir das hebräische Wort für «vertrauen» wörtlich übersetzen, bedeutet dieser Vers, dass wir «uns selbst auf Gott werfen» sollen. Dazu lädt Er uns wirklich ein.

Bist du schon einmal von einer langen, ermüdenden Reise zurückgekommen? Als du endlich zu Hause warst, konntest du nichts anderes mehr tun, als dich einfach aufs Bett zu werfen. Oder hast du dich schon einmal so mit Sorgen beladen und beschwert gefühlt, dass du keinen Schritt mehr weitergehen konntest? Du warst genötigt, auf die Knie zu fallen und zu Gott zu beten. Als du dich und deine Sorgen auf Gott warfst, wurde dein Herz ruhig. Das ist Gottvertrauen.

«Ergötze dich an dem HERRN.»

Das hebräische Wort, das mit «ergötzen» (sich freuen) übersetzt ist, steht in enger Verbindung mit Sanftheit und Zartheit. Wenn wir also an den hebräischen Ursprung des Verbs «ergötzen» denken, dann bedeutet es: sanft leben.

Das Wort bezeichnet einen Zustand des Herzens, der von einer tiefen, ruhigen und gelassenen Freude gekennzeichnet ist. Das ist etwas ganz anderes als eine ungestüme Freude, die oft nur oberflächlich und vorübergehend ist. Die lieblichsten Töne der Musik sind zwangsläufig weich und zart. So ist es auch mit den feinsten Empfindungen der Seele. Sich am Herrn ergötzen heisst also, sich in Harmonie und Zufriedenheit am Herrn freuen, der Herz und Sinn erfüllt.

Man sagt: Stille Wasser sind tief. Ich möchte hinzufügen: Tiefe Freude fliesst sanft.

«Befiehl dem HERRN deinen Weg.»

Unser «Weg» ist ganz einfach unser tagtägliches Leben. Es geht dabei sowohl um unser moralisches Verhalten als auch um den gesamten Bereich unserer Tätigkeit und unseres Dienstes. Wir können an den vergangenen, an den gegenwärtigen oder an den vor uns liegenden «Weg» denken. Im Blick auf die Vergangenheit gibt es einiges, das wir bedauern und das uns leid tut. In der Gegenwart mag uns manche Sorge bedrücken, und für die Zukunft mag es berechtigte Gründe geben, Angst zu haben. Aber indem wir dies alles auf Gott wälzen, wie die Fussnote sagt, kommt unser Herz zur Ruhe.

Diese Last des Alltags ist nicht wie die Last der Sünden, die abgeworfen werden kann, indem man sie Gott bekennt. Hier ist ein Anderer nötig, der die Last übernimmt, aber nicht im Sinn einer Sühnung wie bei den Sünden, sondern als eine gegenwärtige Hilfe. Man kann die Sorgen des Lebens nicht dadurch loswerden, dass man sie einfach fallen lässt. Im Blick auf unser tägliches Leben müssen wir nachdenken, überlegen, handeln, vorsorgen usw. Aber diese Last kann auf einen Anderen abgewälzt werden, der die Sache für uns übernimmt.

Ein schwerer Steinblock sollte zu einer Baustelle transportiert werden. Doch der Karren, auf dem er bewegt werden sollte, erwies sich als zu schwach. Er drohte zusammenzubrechen. Man musste einen anderen, stärkeren und geeigneteren Wagen holen. Dieser wurde neben den ersten gefahren und der Steinblock wurde auf ihn gerollt. Das illustriert die Bedeutung des ursprünglichen Wortes, das mit «befiehl dem» oder «wälze auf den» übersetzt worden ist.

Unser «Weg» mit all seinen Problemen wird nicht einfach fallen gelassen, als ob dies alles nichts wäre. Nein, unser «Weg» muss auf Gott gewälzt werden, der unsere gegenwärtige Hilfe ist. Der Geschäftsmann, der Arbeiter, die Hausfrau, der Lehrer – alle haben ihren «Weg». Wenn sie ihn auf Gott wälzen, wie Er uns auffordert, dann werden sie erleichtert und mit frohen Schritten weitergehen.

«Vertraue still dem HERRN.»

Hier kommen wir zum Höhepunkt der Freude und des Glücks. Zum Ausdruck «vertraue still» sagt die Fussnote, dass er wörtlich «sei still» bedeutet. In diesem Zustand von wirklicher und echter Freude sind wir sprachlos. Die Seele spricht ihre eigene Sprache: Sie schweigt. Sie ist von der Güte Gottes überwältigt. In diesem Moment tritt jede menschliche Fähigkeit in den Hintergrund. Das Herz ruht in stiller Anbetung vor Gott.