Sichten

Lukas 22,31

Satan, der die Jünger zu sichten begehrte, war der Meinung, nach dem Sichten werde an diesen Menschen nichts für Gott Annehmbares mehr übrigbleiben. Er hoffte, über die Menschen, die während des Dienstes des Herrn seine Weggenossen gewesen waren, einen Sieg davonzutragen. Ihr Verhalten, ihre Gespräche und auch ihr Streit um die Frage, «wer von ihnen für den Grössten zu halten sei», schienen die Hoffnung des Feindes zu rechtfertigen.

Hierin, wie auch in allen Dingen, tat Satan ein Werk, das ihn täuschte. Gott hat das Sichten zugelassen, weil in den Jüngern alles, was vom Menschen war, erprobt und gerichtet werden musste. Nachdem aber dieses alles beseitigt war, blieb das zurück, was der Prüfung widerstehen konnte und somit offenbart werden sollte: Das nämlich, was in den Jüngern nicht vom Menschen, sondern von Gott war, das, was der Herr in ihnen bewirkt hatte, die Frucht der neuen Natur, ein durch die Gebete des Herrn gestützter Glaube, der nicht versagen kann.

Die Sichtung konnte die Jünger veranlassen, zu fliehen und den Herrn allein zu lassen; die Sichtung konnte Petrus dahin bringen, seinen Herrn zu verleugnen; doch vermochte Satan diese Menschen nicht daran zu hindern, sich nach der Auferstehung des Herrn um Ihn zu versammeln – alle zusammen an einem Ort – um durch den Geist die herrlichen Dinge Gottes zu verkündigen.

Satan ist mit seiner Sichtung immer noch da, aber auch die Hilfsquelle haben wir noch. Sie besteht in Dem, der für uns gebetet hat, damit unser Glaube nicht aufhöre. Lassen wir uns daher nicht niederwerfen. Unsere natürliche Neigung ist die, uns der Sichtung zu widersetzen, weil sie uns in unangenehmer Weise aufrüttelt, weil sie uns manche Dinge raubt, an denen wir hängen: Ansehen, Wohlstand, menschliche Befriedigungen, vielleicht gar Freunde und Verwandte – so manche Dinge, an denen unser Herz hängt, und die uns gross machen in unseren Augen. Nicht das, was uns die Sichtung raubt, sollen wir zurückhalten, und uns nicht krampfhaft an das klammern, was dem Fleisch gefällt. Das Wort fordert uns vielmehr auf, das zu stärken, was übrigbleibt, wachsam zu sein, damit Satan uns nicht den Genuss dessen raube, was wir unverlierbar in Christus besitzen.

Je mehr Satan sich anstrengt, um uns zu sichten, desto mehr haben wir zu wachen, um demütig, treu und freudig bis zur Ankunft des Herrn das zu bewahren, was Er uns anvertraut hat: «Seid fest, unbeweglich.» Wenn wir uns auf den Sieg Christi stützen, dann sind wir fähig, fest zu stehen, dann werden wir nicht entmutigt und können durch Nöte und Schwierigkeiten hindurch siegreich vorangehen und Gott danken, der uns den Sieg gibt durch unseren Herrn Jesus Christus! (1. Kor 15,57).