Das Ausharren der Hoffnung

Jakobus 1,2-4.12

Besonders in schweren Zeiten wird unser Ausharren oder unsere Geduld durch den Herrn auf die Probe gestellt. Jakobus sagt:

«Haltet es für lauter Freude, meine Brüder, wenn ihr in mancherlei Prüfungen fallt, da ihr wisst, dass die Bewährung eures Glaubens Ausharren bewirkt. Das Ausharren aber habe ein vollkommenes Werk, damit ihr vollkommen und vollendet seid und in nichts Mangel habt» (Jak 1,2-4).

«Glückselig der Mann, der die Prüfung erduldet! Denn nachdem er bewährt ist, wird er die Krone des Lebens empfangen, die er denen verheissen hat, die ihn lieben» (Jak 1,12).

Gottes Geduld

Wenn wir von Ausharren oder Geduld reden, denken wir zuerst an die Geduld Gottes, die Er allen Menschen gegenüber hat. Wir, die Glaubenden, erfahren sie in besonderer Weise. Wie gross ist sie und wie lang hält sie schon an! Warum ist Gott geduldig? Warum dauert seine Langmut bis heute noch?

Das Wort Gottes beantwortet diese Fragen, wie es viele andere beantwortet, die ebenfalls unsere Beziehung zu Gott betreffen. Er ist geduldig, weil Er Liebe ist (1. Joh 4,8). In seiner Güte und Geduld will Er die Menschen zur Buße leiten (Röm 2,4). Es ist der erklärte Wille Gottes, «dass alle zur Buße kommen» (2. Pet 3,9). Ja, «erachtet die Langmut unseres Herrn für Errettung» (2. Pet 3,15).

Dieser Wille Gottes hat sich nicht verändert. Er bleibt während all den Tagen seiner Langmut – der Zeit der Gnade – der gleiche. Weder die Bosheit noch die Undankbarkeit der Menschen noch ihr Hass gegen Gott konnten diesen Willen aufhalten. Auch die Verachtung, der Götzendienst und der schmachvolle Kreuzestod, zu dem die Welt den Sohn Gottes überliefert hat, vermochten daran nichts zu ändern.

Und was sollen wir zur Geduld Gottes sagen, die sich uns gegenüber offenbart, die wir seine Auserwählten sind, die Er so reich gesegnet hat?

«Welche solltet ihr dann sein in heiligem Wandel und Gottseligkeit!» (2. Pet 3,11). Kann der heilige Gott nicht mit Recht von uns, die wir seine geliebten Kinder geworden sind, erwarten, dass wir uns entsprechend verhalten? Sind wir seine Nachahmer? Wandeln wir «würdig des Gottes, der uns zu seinem eigenen Reich und seiner eigenen Herrlichkeit beruft» (1. Thes 2,12)? Wandeln wir «würdig der Berufung, mit der wir berufen worden sind, mit aller Demut und Sanftmut, mit Langmut, einander ertragend in Liebe, uns befleissigend, die Einheit des Geistes zu bewahren in dem Band des Friedens» (Eph 4,1-3)? Verhalten wir uns «würdig des Evangeliums des Christus» (Phil 1,27)? Leben wir «würdig des Herrn zu allem Wohlgefallen, in jedem guten Werk Frucht bringend» (Kol 1,10)? Haben wir nicht Grund, uns zu schämen, uns in aller Demut Ihm zu Füssen zu werfen und Ihm von Herzen für seine unendliche Geduld mit uns zu danken?

Unsere Geduld, unser Ausharren

Wie sieht es mit unserer Geduld aus? Es gibt wohl nichts, was unserer Natur mehr zuwider ist als eine Geduldsprobe. Echte Geduld kann also nur die Frucht des Heiligen Geistes sein, der in uns wohnt und der allein diese Frucht hervorbringen kann. Sie äussert sich durch Milde und Ertragen und vor allem durch Liebe. Sie geht Hand in Hand mit dem Glauben und erhält den Frieden in unseren Herzen aufrecht.

Wir sind Wartende, die eine glückselige Hoffnung haben. Wenn wir auch noch nichts davon sehen, «so warten wir mit Ausharren» (Röm 8,25).

Die Thessalonicher hatten sich von den Götzenbildern zu Gott bekehrt, um durch die «Werke des Glaubens» und «die Bemühung der Liebe» dem lebendigen Gott zu dienen und um «seinen Sohn aus den Himmeln zu erwarten, den er aus den Toten auferweckt hat – Jesus, der uns errettet von dem kommenden Zorn» (1. Thes 1,3.9.10). Das ist das «Ausharren der Hoffnung».

Die Philipper ertrugen die Leiden für Christus und mussten den Widersachern entgegentreten. Da erinnerte der Apostel sie daran, dass die Gläubigen den Herrn Jesus Christus als Heiland aus den Himmeln erwarten, «der unseren Leib der Niedrigkeit umgestalten wird zur Gleichförmigkeit mit seinem Leib der Herrlichkeit» (Phil 3,20.21).

Die verfolgten Hebräer erwarteten ebenfalls den Herrn. Auch sie werden ermahnt, auszuharren. Ihnen wird geschrieben: «Ihr habt Ausharren nötig … Denn noch eine ganz kleine Zeit, und der Kommende wird kommen und nicht ausbleiben» (Heb 10,36.37).

Ist es nicht bemerkenswert, wie uns das Kommen des Herrn zur Entrückung immer als etwas Plötzliches und nahe Bevorstehendes vorgestellt wird? Die Ermahnung zum Ausharren wird nie mit dem Gedanken einer langen Wartezeit verbunden. Vergessen wir nicht, dass «ein Tag bei dem Herrn wie tausend Jahre ist».

Ebenso bemerkenswert ist das letzte Zeugnis des Herrn Jesus aus dem Himmel, das Er im Wort Gottes den Versammlungen gibt. Wir finden es in der Offenbarung 22,20. Es drückt den Wunsch seines Herzens nach seinem Wiederkommen aus: «Ja, ich komme bald!» Er erwartet, dass unsere Herzen darauf antworten: «Amen; komm, Herr Jesus!»

In Hebräer 12,1.2 werden wir aufgefordert, «mit Ausharren den vor uns liegenden Wettlauf zu laufen, hinschauend auf Jesus». Möchten wir als junge Glaubende nie das Ziel aus den Augen verlieren, dem wir entgegen laufen! Wenn wir alt geworden sind und das Ende der Reise beinahe erreicht haben, sind wir vielleicht müde und sehnen uns nach Ruhe. Auch dann wollen wir die letzten Schritte mit Freuden tun. Wir wissen ja, dass wir das Ziel unter allen Umständen erreichen werden. Der Herr kommt! Er zögert die Verheissung nicht hinaus, auch wenn wir vielleicht noch einige Schritte zu gehen haben. Ja, «Amen; komm, Herr Jesus».