Beim Lesen der Psalmen begegnen wir öfter dem Ausdruck: «auf den HERRN harren». Man kann diese Worte, die wir heute kaum noch benutzen, auch mit «Vertrauen» übersetzen. Es geht also darum, dem Herrn unser ganzes Vertrauen zu schenken, weil Er uns nie im Stich lässt.
Psalm 27 schliesst mit den Worten: «Harre auf den HERRN! Sei stark, und dein Herz fasse Mut, und harre auf den HERRN!» (V. 14).
Diesen Psalm hat David in einer schwierigen Zeit geschrieben. Um ihn her waren die Feinde, die nach seinem Leben trachteten. Er musste jeden Augenblick damit rechnen, in die Hände seiner Hasser zu fallen. Dennoch beginnt er den Psalm nicht mit einem Angstschrei, nicht mit dem Ruf nach Hilfe, auch nicht mit Gedanken der Rache und der Vergeltung. Vielmehr bekennt er vertrauensvoll: «Der HERR ist mein Licht und mein Heil, vor wem sollte ich mich fürchten? Der HERR ist meines Lebens Stärke, vor wem sollte ich erschrecken?» David hatte uneingeschränktes Vertrauen in seinen Gott, der ihn noch nie enttäuscht hatte.
Er schreibt fast den ganzen Psalm in der «Ich-Form». Er spricht von seinen persönlich gemachten Erfahrungen. In den Versen 7-12 betet er persönlich zu Gott. Doch am Ende des Psalms wechselt der Stil plötzlich. Da spricht David nicht mehr von sich, sondern fordert andere auf, das ganze Vertrauen auf den HERRN zu setzen, stark zu sein und Mut zu fassen.
Diese Aufforderung des Psalmisten spricht uns alle an. Sie zielt direkt in unser Leben hinein. Zweimal sagt er: «Harre auf den HERRN!» Da drängt sich die Frage auf: Wem schenken wir eigentlich unser Vertrauen? Stützen wir uns auf eigenes Können und Geschick? Vertrauen wir auf unsere Erfahrung oder auf Menschen? Oder lehnen wir uns vertrauensvoll wie David auf unseren Herrn, der uns liebt, uns bewacht und für uns sorgt?
Vertrauen bringt Stärke. Wieder stellt sich die Frage: In wem finden wir sie? Wie oft fühlen wir uns – persönlich und gemeinschaftlich – in den Lebensumständen schwach und kraftlos. Wir wissen nicht, wie es weitergehen soll und wer uns helfen kann. Gerade dann kommt der Herr zu uns, um uns Kraft zu geben. Als Paulus wegen des Dorns im Fleisch zum Herrn betete, hörte er die Worte: «Meine Gnade genügt dir, denn meine Kraft wird in Schwachheit vollbracht» (2. Kor 12,9). Paulus lehnte sich gegen diese Antwort nicht auf. Er verstand, was Gott ihm sagen wollte, und fügte hinzu: «Denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark.» Was auf den ersten Blick einem Widerspruch gleicht, ist für den Glauben kein Problem. Wenn wir unsere eigene Schwachheit erkennen und akzeptieren, dann kann der Herr uns helfen.
«Und dein Herz fasse Mut.» Kraftlosigkeit und Mutlosigkeit sind nahe Verwandte. Das haben wir alle schon erlebt. Doch der Herr will nicht nur Kraft, sondern auch Mut schenken. Wir brauchen keine Angst vor dem zu haben, was vor uns liegt, oder vor dem, was andere Menschen uns antun mögen. Der Herr ist da. Er möchte uns ermuntern und Mut und Lebensfreude ins Herz geben. Es lohnt sich wirklich, dieser Person unser ganzes Vertrauen zu schenken und auf Ihn zu harren.