Hingabe

2. Korinther 8,5

«Sie gaben sich selbst zuerst dem Herrn» (2. Kor 8,5).

Die Liebe des Christus ist ein Ozean ohne Grenzen. «Ja, mit ewiger Liebe habe ich dich geliebt; darum habe ich dir fortdauern lassen meine Güte» (Jer 31,3). Hat diese Liebe wirklich dein Herz berührt und dich zur Buße und zum Glauben an den Heiland geführt?

Wenn dies der Fall ist, dann gehörst du Christus an. Du darfst sein Eigentum sein. In 1. Korinther 6,19.20 heisst es, dass wir nicht mehr uns selbst sind, denn wir sind um einen Preis erkauft worden, und um welch einen Preis! Niemand kann diese Liebe des Herrn Jesus ergründen, «der sich selbst gab als Lösegeld für alle», also auch für dich und für mich. Er hat «sich selbst für uns gegeben» (Tit 2,14). Angesichts des Kreuzes von Golgatha kann jeder Erlöste anbetend ausrufen: Wie sehr hat mich mein Heiland geliebt! «Der Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat» (Gal 2,20).

Diese unendliche Liebe, die mit nichts verglichen werden kann, hat sicher ein Echo in unseren Herzen gefunden, so dass wir wie Petrus zum Herrn sagen können: «Herr, du weisst alles, du erkennst, dass ich dich lieb habe.» Ja, gewiss, «wir lieben, weil er uns zuerst geliebt hat». Und wenn seine Liebe uns so umarmt hat, begreifen wir auch, dass Er, «der uns geliebt hat», aufgrund seines Opfers auf Golgatha nun alle Rechte über unser Herz, ja, über unser ganzes Sein erworben hat.

Bei den Gläubigen der Versammlungen in Mazedonien, von denen in 2. Korinther 8 die Rede ist, scheint die Bekehrung und die Hingabe an ihren Herrn eng miteinander verbunden gewesen zu sein. So haben sie sich in Thessalonich «von den Götzenbildern zu Gott bekehrt, um dem lebendigen und wahren Gott zu dienen (Hingabe) und seinen Sohn aus den Himmeln zu erwarten» (1. Thes 1,9.10). Sie haben schnell begriffen, dass sie errettet worden waren, um zu dienen.

Als dann der Apostel Paulus von der Freigebigkeit der Gläubigen in Mazedonien zeugen konnte, war er glücklich, in Bezug auf sie schreiben zu können: «Sie gaben sich selbst zuerst dem Herrn.»

  1. In diesem Vers ist von einer definierten Handlung die Rede, die zu einem bestimmten Zeitpunkt im Leben dieser Glaubenden stattgefunden hat. Nachdem sie zu Christus geführt worden waren, gaben sie sich selbst Dem, der sich für sie auf Golgatha hingegeben hatte. Gibt es diesen Akt der Hingabe an den Herrn auch in deinem Leben? Wenn nicht, warum zögerst du noch? Wir wollen uns jetzt und ohne Vorbehalte Dem ausliefern, der sich einst für uns geopfert hat.
  2. Diese Tat der Hingabe geschah freiwillig und unaufgefordert. Diese Gläubigen aus Mazedonien willigten ohne Zwang und freudig ein, sich selbst dem Herrn zu geben.
    Zur Zeit der Sklaverei, als Menschen wie Tiere gehandelt wurden, konnte es eine Situation wie die folgende geben: Ein Sklave verfolgt mit Zittern, wie er versteigert wird. Wird er für immer von seiner Frau und seinen Kindern getrennt werden? Dann fällt der Hammer des Ausrufers. Ein Herr kommt auf den Sklaven zu und sagt zu ihm: «Ich habe dich gekauft, und zwar um einen hohen Preis. Aber ich habe dich gekauft, um dich freizulassen. Du kannst gehen, du bist ein freier Mann.» Da fällt der befreite Sklave seinem Befreier zu Füssen und ruft freudig aus: «Herr, ich bleibe Ihr Sklave für immer!»
    Unser Herr und Heiland, der uns erlöst hat, wartet darauf, dass wir zu seinen Füssen niederfallen und Ihm unser Leben, das Er befreit hat, zur Verfügung stellen. So gibt sich der Apostel Paulus, der einst ein Sklave der Sünde war, mit Freuden den Titel «Knecht oder Sklave Jesu Christi».
  3. «Sie gaben sich selbst zuerst.» Dieses Sich-selbst-Geben umfasste alles: ihren Körper, ihre Güter, ihre Zeit, ihre Fähigkeiten, ihre Zuneigungen, ihre Herzen. Sie hatten die Ermahnungen aus Römer 6,13 und 12,1 in die Praxis umgesetzt: «Stellt euch selbst Gott dar.» – «Ich ermahne euch nun, Brüder, durch die Erbarmungen Gottes, eure Leiber darzustellen als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Schlachtopfer, das euer vernünftiger Dienst ist.» Beachten wir, wie umfassend die Hingabe der ersten Christen war. «Auch nicht einer sagte, dass etwas von seiner Habe sein Eigen wäre» (Apg 4,32).
    Das Wort Gottes gibt uns ausserdem viele andere Beispiele. Die arme Witwe, die nur zwei Scherflein hatte, gab Gott alles. Der kleine Knabe, der fünf Brote und zwei Fische bei sich hatte, gab sie alle dem Herrn Jesus. Ruth, die Moabiterin, lieferte sich, nachdem sie sich gebadet und gesalbt hatte, Boas aus. Das sind schöne Hinweise auf das, was der Herr von jedem seiner Erlösten erwartet. Wenn wir uns selbst Ihm geben, umfasst dies alles, was wir Ihm geben können. Der Herr schenke, dass wir diese Beispiele nachzuahmen begehren.
  4. «Sie gaben sich selbst zuerst dem Herrn.» Das Wort «Herr» hat eine ernste Bedeutung. Es will sagen «Meister». Vielleicht gebrauchen wir es häufig, ohne uns Rechenschaft zu geben, was es wirklich bedeutet. Wenn wir Christus als persönlichen Heiland bekennen, dann lasst uns bedenken, dass Er auch unser Herr ist. Er ist der Eigentümer unserer Person, der Meister, der ein absolutes und bleibendes Recht an uns hat. Warum? Weil Er den Loskaufpreis für uns bezahlt hat. Wir wollen uns alle fragen: Ist Jesus Christus im vollen Umfang der Bedeutung dieses Titels unser Herr?
  5. «Sie gaben sich selbst zuerst dem Herrn.» Und der Apostel fügt hinzu: «und uns durch Gottes Willen.» Christus muss in allem den ersten Platz haben. Das haben diese Gläubigen aus Mazedonien gut verstanden. Jedem, der sich dem Herrn gibt, offenbart Gott zunächst das Ziel seines Lebens. Dann führt Er ihn in dieses Leben ein, oft durch einen unbedeutenden Anfang. Das bewahrheitete sich bei den gläubigen Mazedoniern. Sie gaben sich selbst zuerst dem Herrn, dann den Aposteln, und zwar für das Werk, das ihnen gezeigt wurde. In diesem Fall war es eine materielle Hilfeleistung für die verarmten Gläubigen in Judäa.
    So wird es auch uns gehen. Wenn wir uns dem Herrn zur Verfügung stellen, empfangen wir einen tiefen Frieden und einen wirklichen Segen. Doch es kann sein, dass sich dabei in unseren Umständen keine sofort spürbare Änderung ergibt. Wir gehen weiter unserer täglichen Arbeit nach wie vorher. Dabei fragen wir uns vielleicht, ob Gott wirklich ein Werk durch uns ausführen lassen will. Wird Er es uns schliesslich zeigen? Lässt Er es uns finden? Eine Tür zum Dienst wird sich öffnen, vielleicht etwas Bescheidenes, Unscheinbares. Aber in dem Mass, wie wir diesen Dienst ausführen, wird uns bewusst, dass Gott dies uns zeigt. Wir fahren fort, und Er gibt den Segen. Darüber wird eine Freude in unser Herz einziehen, und nach und nach merken wir, dass Gott uns in die Arbeit unseres Lebens führt.
  6. Schliesslich wollen wir daran denken, dass diese Menschen erst seit kurzem bekehrt und noch jung im Glauben waren. Zwischen der Zeit, da der zweite Korinther-Brief geschrieben wurde, in dem der Apostel Paulus von ihnen Zeugnis gibt, und der Zeit seines ersten Besuchs in Europa, d.h. in Philippi in der Provinz Mazedonien, lagen etwa 6 Jahre. Es waren also nicht viele Jahre vergangen, bis diese Jungbekehrten sich dem Herrn gegeben hatten.

Und wir? Wenn wir an den Herrn Jesus als unseren Erlöser geglaubt haben, wollen wir warten, bis wir älter geworden sind, um Ihm in Hingabe nachzufolgen und zu dienen? Nein, lasst uns heute uns Ihm geben. Er hat doch ein Anrecht an uns, an alles, was wir sind und haben.

Und dann wollen wir Ihm einfach Tag für Tag ruhig vertrauen. Er ist unser Heiland und Herr. Er, der uns liebt, wird uns bewahren und führen, bis Er wiederkommt.