Die Verherrlichung des Vaters

Johannes 15,8

«Hierin wird mein Vater verherrlicht, dass ihr viel Frucht bringt» (Joh 15,8).

Wenn wir an die Barmherzigkeit Gottes denken, die wie ein Meer ohne Schranken ist, wovon jede Welle verkündigt: «Gott ist Liebe!», haben wir uns dann auch schon die Frage gestellt: «Was könnte ich für den tun, der so viel für mich getan hat?» Ihm etwas Gleichwertiges bringen? Ganz unmöglich! Der vollkommenste Gehorsam könnte nie ein Jota zur unerreichbaren Herrlichkeit Gottes beitragen – so wenig wie ein Kerzenlicht dem Glanz der Mittagssonne oder ein Tropfen Wasser der Grösse des Ozeans etwas hinzufügen könnte.

Und doch, o Wunder! So unwürdig ich bin, ich darf dem ein Opfer bringen, der die aufrichtigen und zerschlagenen Herzen niemals verachtet (Ps 51,19): «Hierin wird mein Vater verherrlicht, dass ihr viel Frucht bringt.»

Hast du auch schon daran gedacht? Bringst du Frucht im Weinberg des Herrn? Strebst du nach einem Leben ständiger Hingabe zur Verherrlichung Gottes? Stellst du es Ihm zur Verfügung, aus Dankbarkeit für die Liebe, die Er dir bezeugt hat? Vielleicht kannst du keine Frucht bringen, die vor der Welt sichtbar ist. Deine Stellung und die Umstände, in denen du dich befindest, gestatten es dir vielleicht nicht, auffallende Dienste im Werk des Herrn zu tun, oder dich durch deinen Eifer, deine Tätigkeit oder deine besonderen Anstrengungen auszuzeichnen. Aber das macht nichts. Darauf kommt es nicht an. Es sind oft die unbekannten und verborgenen Früchte, die in der Zurückgezogenheit reifen, die Gott am meisten schätzt. Ein ruhiges, bescheidenes Wesen, Geduld und Unterordnung; ein Wille, der sich gänzlich Gott hingibt, um sich von Ihm führen zu lassen, und sagt: «Nicht was ich will, sondern was du willst!»; ein Herz frei von Selbstsucht, sanftmütig, hilfreich; eine Güte, mit der man nicht prahlt: das sind einige Früchte, an denen der Vater Wohlgefallen hat und durch die du Ihn verherrlichen kannst.

Vielleicht befindest du dich gerade jetzt in einer Prüfung, bist krank oder in Trauer; du bist berufen, durch einen «brennenden Feuerofen» zu gehen. Auch da darfst du Gott verherrlichen. Nie wird Gott mehr verherrlicht auf dieser Erde, als wenn seine Kinder mitten aus dem Schmelztiegel ihre Seufzer der Liebe und des Glaubens zu Ihm emporsenden und ausrufen: «Der Herr mache es, wie Er es für gut findet!»

Ja, liebe bedrängte Freunde, ihr dürft Gott verherrlichen, und ihr könnt es besser tun als die Engel; denn sie bewohnen eine Sphäre, wo Prüfungen unbekannt sind. Sie können Gott nur verherrlichen, indem sie sich vor seinem Thron niederwerfen. Ihr aber könnt Ihn durch eure Unterordnung unter seinen Willen zuerst in euren Prüfungen verherrlichen, und bald mit «den Kronen», die ihr mit Hoffnung erwartet und die ihr zu seinen Füssen niederwerfen werdet.

Wenn ihr durch schwere Prüfungen geht, wenn der göttliche Weingärtner seine Reben zurechtschneidet, seine fruchtbaren Schösslinge stutzt und seine schönsten Zweige abschneidet, dann denkt daran, zu welchem Zweck Er so handelt. «Er reinigt sie», sagt uns der Herr Jesus, «damit sie mehr Frucht bringen», und fügt hinzu: «Hierin wird mein Vater verherrlicht.»

Möchten wir uns völlig seinen Händen überlassen und mit ganzer Hingabe sagen: Vater, verherrliche du dich selbst, sei es dass du gibst, sei es dass du wieder nimmst, ob du meinen Kelch füllst oder ob du ihn leerst, lass mich nie etwas anderes wollen, als was du willst! Selbst die Engel besitzen keine grössere Ehre und kein höheres Vorrecht, als Gott zu verherrlichen, Ihn anzubeten, Nacht und Tag. Welches Glück, dazu berufen zu sein, Ihn durch unser Leben hier zu verherrlichen!