Als sich Ruth auf Anweisung Noomis nachts zu den Füssen des Boas niederlegte, da durfte sie eine wunderbare Erfahrung machen. Sie suchte Schutz und Hilfe bei Boas. Aber das war nicht alles. Sie durfte entdecken, dass Boas ein Verlangen nach ihr hatte und alle nötigen Schritte unternahm, damit sie seine Frau werden konnte.
Spricht diese Begebenheit nicht von einem viel grösseren Geheimnis – von Christus und seinem Verlangen nach seiner Versammlung? Sein Herz ist nicht befriedigt, bevor Er die Seinen bei sich hat und sie Ihm gleich sind. Seine Liebe muss seine Geliebten bei sich haben. Wir sind auf dem Weg zum Himmel, weil Er uns dort haben möchte. Als der verlorene Sohn nach Hause zurückkehrte, befriedigte es das Herz des Vaters nicht, ihm die Lumpen auszuziehen und ihm das Notdürftigste zu geben. Er wollte ihn so in seiner eigenen Gemeinschaft haben, wie es zu seiner Gegenwart passte: mit dem besten Kleid, mit Schuhen an den Füssen und mit einem Ring an seiner Hand. Ebenso befriedigt es das Herz Christi nicht, dass wir vom Gericht verschont und von unseren Sünden befreit sind. Er will, dass wir bei Ihm und Ihm gleich sind.
Aus diesem Grund versammelte Er, als Er diese Welt durchschritt, Menschen um sich; denn als Er die Zwölf berief, geschah es in erster Linie, «damit sie bei ihm seien» (Mk 3,14).
Darum bat Er in seinem Gebet zum Vater: «Vater, ich will, dass die, die du mir gegeben hast, auch bei mir seien, wo ich bin» (Joh 17,24).
Dafür starb Er, «damit wir, sei es, dass wir wachen oder schlafen, zusammen mit ihm leben» (1. Thes 5,10).
Mit diesem Ziel vor Augen dient Er heute den Seinen, indem Er uns die Füsse wäscht, damit wir Teil mit Ihm haben möchten.
Dieses Ziel hat Er vor sich, wenn Er eines der Seinen zu sich nimmt. Der Gläubige entschläft und scheidet ab, um bei Christus zu sein.
Und wenn der Herr schliesslich kommt, um uns heimzurufen, dann ist es, um uns bei sich selbst zu empfangen, damit, wo Er ist, auch wir sein möchten: «Und so werden wir allezeit bei dem Herrn sein» (1. Thes 4,17).
Das ist die gesegnete Wahrheit, die wir lernen, wenn wir uns, wie Ruth bei Boas, zu den Füssen des Herrn Jesus niederlassen. Nicht nur verlangen wir nach Ihm, nein, Er begehrt uns! Dass wir Ihn haben möchten, ist nicht verwunderlich; aber es bleibt ein ewiges Wunder, dass Ihn nach uns verlangt. Maria von Bethanien lernte zu seinen Füssen, dass Er auf keinen unserer Dienste angewiesen ist; aber Er kommt nicht ohne uns aus. «Ich bin meines Geliebten, und nach mir ist sein Verlangen» (Hld 7,11), das ist die grosse und herrliche Wahrheit, die wir zu seinen Füssen lernen.