Ist dein Herz befriedigt?

Ruth

Als Ruth mit ihrer Schwiegermutter aus Moab nach Bethlehem zurückkehrte, lernte sie zunächst die Segnungen kennen, die Gott ihr durch Boas schenkte. Aber dann fasste sie Zutrauen zu dem Geber Boas. Sobald ihre Zuneigung zu ihm wuchs, genügten ihr die Segnungen nicht mehr. Sie wollte den Geber besitzen.

So handelt der Herr auch mit uns. Er will uns dahin führen, dass wir sehen, wie viel grösser Er ist als alles, was Er uns schenkt. Wie glücklich sind wir, wenn wir lernen, dass Segnungen in sich nicht befriedigen können. Nur Christus allein vermag das Herz wirklich zu befriedigen.

Petrus

War dies nicht die grosse Lektion, die Petrus in Lukas 5 zu lernen hatte? Der Herr schenkte ihm einen grossen zeitlichen Segen. Er gab ihm den grössten Fischfang, den er je in seinem Leben gemacht hatte. Der Segen überstieg das Fassungsvermögen des Netzes und des Bootes. Und doch offenbarte sich der Herr in diesem Wunder dem Petrus auf eine Weise, dass er den Geber weit mehr wertschätzte als die Gabe, die er von Ihm empfing. So lesen wir am Schluss dieser Begebenheit: «Und als sie die Schiffe ans Land gebracht hatten, verliessen sie alles und folgten ihm nach» (Lk 5,11). Was! Er verliess die Fische, die der Herr ihm geschenkt hatte? Ja, er verliess alles – Netze, Boote und Fische – und folgte Ihm nach. Wenn es je einen Fischfang gegeben hat, den Petrus zu recht behalten durfte, dann waren es die Fische, die der Herr ihm geschenkt hatte. Aber er liess die Gabe zurück und folgte dem Geber.

Maria Magdalene

Ähnlich erging es Maria Magdalene. Einst befand sie sich vollständig unter der Macht Satans. Aber der Herr Jesus trieb die sieben Dämonen aus, von denen sie besessen war. Sie wurde also überaus gesegnet. Aber ihr Herz war ganz von ihrem Wohltäter erfüllt. Er war ihr eigentlicher Lebensinhalt. So lesen wir in Johannes 20,10.11, als die Jünger das leere Grab gesehen hatten: «Da gingen die Jünger wieder heim. Maria aber stand bei der Gruft draussen und weinte.» Ihr genügten die Segnungen nicht. Ohne Christus konnte sie in dieser Welt keine Ruhe finden. Mit Ihm war sie glücklich, ohne Ihn hingegen war sie ganz verlassen.

Paulus

In gleicher Weise handelte der Herr mit Paulus, dem Mann, der einst ein Lästerer des Herrn Jesus und ein Verfolger der Heiligen gewesen war. Die Gnade erreichte ihn und segnete ihn in so reichem Mass, dass Christus für ihn mehr bedeutete als alle Segnungen, die Er ihm schenken konnte. Sein Verlangen wird in den Worten ausgedrückt: «damit ich Christus gewinne» und «um ihn zu erkennen» (Phil 3,8.10). Er ist nicht damit zufrieden, alle Segnungen zu kennen, auf die ihm Christus ein Anrecht gegeben hat; er will unbedingt den Geber der Segnungen erkennen. Er ist nicht zufrieden, schliesslich den Himmel zu erreichen; er muss den gewinnen, der ihm diesen Platz sichergestellt hat.

Ach, wie langsam sind wir doch im Begreifen, dass Christus, und nur Er allein, die Wünsche und das Verlangen unserer Herzen befriedigen kann. Manchmal suchen wir Ruhe in unseren geistlichen Segnungen. Wir strengen uns an, die Freude über unser Heil im Herzen frisch zu erhalten und das Empfinden über die Segnungen, die wir bei der Bekehrung empfangen haben, wachzuhalten. So wünschenswert es ist sich an der Errettung zu freuen, so sind doch solche Bemühungen zum Scheitern verurteilt, solange wir die Segnungen getrennt von dem Segnenden geniessen möchten. Das war auch nie die Absicht Gottes. Jede Segnung, die wir empfangen haben, geht von Christus aus, und sie kann nur in Gemeinschaft mit Ihm genossen werden.

Martha

Andere suchen in möglichst aktivem Dienst für den Herrn Befriedigung zu finden. Oh, wenn wir nur alle mit ganzer Hingabe und vollem Einsatz dem Herrn dienten! Wenn wir aber dienen, um zur Ruhe zu kommen, dann werden wir die Erfahrung einer Martha machen. Wir werden abgelenkt und beunruhigt anstatt Ruhe zu finden. Der Dienst ist etwas Gutes, aber er wird das Herz nicht befriedigen.

Und wir?

Wieder andere suchen vorübergehende Befriedigung in den nichtigen Dingen dieser vergänglichen Welt. Und was findet man dabei? Je mehr wir uns mit den irdischen Dingen umgeben, umso grösser werden unsere Sorgen, also keine Ruhe fürs Herz. Der Prophet sagt mit Recht: «Macht euch auf und zieht hin! Denn dieses Land ist der Ruheort nicht, um der Verunreinigung willen» (Micha 2,10). Und wieder müssen wir sagen: Christus allein kann das Herz befriedigen.

Aus dem einen oder anderen Grund müssen wir alle zugeben, dass wir als Christen wahre Befriedigung des Herzens doch recht wenig kennen.

Natürlich ist jeder wahre Christ errettet. Aber es ist eine Seite, gerettet zu sein, und eine andere, auch völlig zur Ruhe gelangt zu sein. Als solche, die durch das Werk des Herrn Jesus errettet sind, können wir unsere Befriedigung nur in der Person Christi finden. In dem Mass, wie wir die Gemeinschaft mit Christus geniessen, werden wir innerlich zur Ruhe kommen und wahre Befriedigung finden. Endgültige und vollkommene Befriedigung werden wir aber erst finden, wenn der Tag anbricht, von dem gesagt ist: «Die Hochzeit des Lammes ist gekommen, und seine Frau hat sich bereitet» (Off 19,7). Dann werden alle Gläubigen der Gnadenzeit als die Braut des Lammes für ewig offiziell mit dem Herrn Jesus vereint sein. «Und so werden wir allezeit bei dem Herrn sein» (1. Thes 4,17).