Der gute Hirte

Johannes 10,14

«Ich bin der gute Hirte; und ich kenne die Meinen und bin gekannt von den Meinen» (Joh 10,14).

Wie kostbar sind diese Worte! Die Schafe, die die Stimme des guten Hirten kennen, können bezeugen, dass sie wahr und zuverlässig sind. Wie schrecklich müsste für uns die Ewigkeit sein, wäre Er nicht, nachdem Er seinen Thron des Lichts und der Herrlichkeit verlassen hat, in seinem Erbarmen bis in das dunkle Tal des Fluches hinabgestiegen, und hätte Er nicht sein Leben als Lösegeld für viele gegeben! Wer könnte in Worte fassen, welche Liebe Er jedem einzelnen Schaf seiner Herde entgegenbringt? Welche Geduld und welch unermüdlichen Eifer wendet Er doch auf, um das Schaf zu suchen, das sich in der Wüste verirrt hat; Er gönnt sich keine Ruhe, bis Er es gefunden hat! Hört auf die Stimme seiner Liebe, die uns heute noch sagt: «Ich bin der gute Hirte.» Sein Auge verfolgt noch immer mit der gleichen Sorge die Verlorenen und Schuldigen. Sein Herz ist immer voll Liebe, und weder die himmlischen Herrlichkeiten noch die Anbetung der Engel könnten Ihn eines seiner Schafe vergessen lassen. Seine Stimme ist immer noch gleich zärtlich und sein Mund spricht mit der gleichen Gnade wie damals, als Er die unauslöschlichen Worte: «Ich kenne meine Schafe» zum ersten Mal sagte. Ja, der Herr Jesus kennt jedes von ihnen mit Namen, wie schwach, wie müde und krank es auch sein mag. Welch ein tröstlicher Gedanke! Auf dem Weg durch die Wüste folgt Er mir Tag für Tag mit seinem mitfühlenden Blick. Er führt mich auf grüne Auen. Er kennt meine Bedürfnisse, meine Prüfungen, meine Schmerzen und meine Ratlosigkeit. Er führt mich durch die Dürre, durch Ströme, auf rauen Pfaden, die mit Dornen und Disteln übersät sind. «Er geht vor seinen Schafen her»; Er behandelt sie nicht grob, sondern leitet sie sanft, und die Wege, durch die Er sie führt, ist Er selbst gegangen. Auch Er hat «aus dem Bach am Weg» getrunken; Er «ist in allem versucht worden», und «worin er selbst gelitten hat, als er versucht wurde, vermag er denen zu helfen, die versucht werden». Er scheint uns zu sagen: Fürchtet euch nicht; ich kann euch nicht irreleiten; folgt mir durch die ausgetrockneten Ebenen und gefürchteten Wüsten, ebenso wie auf die fetten Weiden oder entlang stillen Wassern. Vielleicht fragt ihr euch, warum ich euch nicht in erfrischende, mit Blumen übersäte und von Sonnenstrahlen überflutete Täler führe, sondern stattdessen einen steilen und abgelegenen Berg, eine traurige und einsame Gegend gewählt habe? Aber fürchtet euch nicht; wenn ich euch einen Weg führe, den ihr nicht kennt – ich kenne ihn, und ich habe ihn für euch gewählt. Folgt mir!

«Und meine Schafe kennen mich!» fügt der Herr Jesus hinzu. Stimmt deine persönliche Erfahrung mit diesen Worten überein? Kennst du den Herrn Jesus wirklich, in der ganzen Herrlichkeit seiner Person, in der Fülle seines grossen Werkes, in der unerschöpflichen Liebe und dem zärtlichen Mitgefühl, das Er dir bezeugt hat und dir immer noch bezeugt?

Reisende haben beim Durchqueren von Palästina bemerkt, dass die Schafe jener Gegenden sich nicht damit begnügen, ihrem Hirten zu folgen, sondern dass sie sich, auch beim Weiden, mit ängstlichen Blicken zu versichern suchen, dass der Hirt nicht weit von ihnen entfernt ist. – Ist das auch deine Haltung? Blickst du unverwandt auf den Herrn? «Erkenne ihn auf allen deinen Wegen, und er wird gerade machen deine Pfade» (Spr 3,6). Lass Ihn für deine Zukunft sorgen. Möge das Wort: «Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln», auf dem Weg durch die Wüste dein Losungswort sein, bis zu dem Tag, da Er dich nach dieser Gnadenzeit zu sich in die Herrlichkeit nehmen wird. Wie glücklich bist du, wenn du zu denen zählst, die Ihm völlig vertrauen und von denen man in Wahrheit sagen kann: «Sie folgen dem Lamm, wohin irgend es geht.»

«Er geht vor sehen Schafen her und sie folgen ihm, weil sie seine Stimme kennen» (Joh 10,4).