Als Petrus und Johannes sich vor den Führern der Juden über die Heilung eines lahmen Mannes zu verantworten hatten, zeugten sie freimütig vom Herrn Jesus als dem einzigen Namen, in dem Menschen errettet werden können. Die Obersten der Juden, die sich über so viel Freimütigkeit ungelehrter und ungebildeter Leute verwunderten, erkannten sie als solche, «die mit Jesus gewesen waren» (Apg 4,13). Sie trugen den Stempel ihres Herrn. Und wir?
Im Alten Testament lesen wir von Mose, dass sein Angesicht von der Herrlichkeit Gottes strahlte, als er aus dessen Gegenwart kam. Was die Menschen jener Tage bei Mose sahen, waren die Folgen davon, dass ein Mensch dieser Erde mit dem Himmel in Berührung gekommen war (2. Mo 34,29-35).
Später, als der Prophet Elisa Augenzeuge der Himmelfahrt seines Vorgängers Elia sein durfte, erkannten die Söhne der Propheten bei seiner Rückkehr nach Jericho, dass der Geist des Elia auf Elisa ruhte (2. Kön 2,15). Diese Männer hatten die Entrückung des Propheten nicht miterlebt, aber sie erkannten die Wirkung dieses Ereignisses an Elisa. Sie sahen in einem Mann von dieser Erde den Geist eines Menschen, der zum Himmel aufgefahren war.
Ähnlich war es am Anfang des Christentums. Da sahen die Mitmenschen des Stephanus in ihm die Glückseligkeit eines Mannes, der mit dem Sohn des Menschen im Himmel in Verbindung stand. «Und alle, die in dem Synedrium sassen, schauten unverwandt auf ihn und sahen sein Angesicht wie das Angesicht eines Engels.» – «Als er aber, voll Heiligen Geistes, unverwandt zum Himmel schaute, sah er die Herrlichkeit Gottes, und Jesus zur Rechten Gottes stehen» (Apg 6,15; 7,55). Die Welt sah kein solches Gesicht, aber sie erkannte die Wirkung, die es bei Stephanus hervorbrachte. Die Menschen sahen einen Mann, der für seine Mörder beten und so auf dieser Erde die Gnade des Einen zum Ausdruck bringen konnte, der in den Himmel zurückgekehrt war.
Reden die Beispiele dieser Menschen, die auf der Erde lebten, aber in Verbindung mit dem Himmel standen, nicht zu unseren Herzen? Kann die Welt, während wir auf dieser Erde unterwegs sind, Gesichter sehen, die von der Freude der Gegenwart des Herrn leuchten, wie es einst bei Mose der Fall war? Können die Menschen in uns den Geist Christi nach dem Muster eines Elisa erkennen? Stellen sie bei uns etwas von der Darstellung des himmlischen Menschen wie bei Stephanus fest?
Wie gut für uns, wenn wir durch unser Leben und unser Verhalten unsere hohe Herkunft bezeugen! Möchte es offenbar werden, dass wir «ein königliches Priestertum» sind, auserwählt, um die Vortrefflichkeiten dessen kundzutun, der uns aus der Finsternis in sein wunderbares Licht berufen hat. Aber leider, so müssen wir ausrufen, wie wenig wissen wir oft davon, was es heisst, in der Gegenwart des Herrn zu weilen und seine Gemeinschaft zu geniessen. Und damit fehlt auch die praktische Folge: dass wir aus diesem Verweilen bei Ihm kommen und die andern an uns einen Abdruck seiner Gegenwart erkennen, indem wir ein himmlisches Benehmen und die Gnade des Herrn offenbaren. Wie oft zeigen sich bei uns ein grobes Benehmen, eine raue Sprache und ein schroffes Verhalten. Alles das beweist, wie wenig wir «mit Jesus» gewesen sind. Wenn wir uns so selten in seiner Gegenwart aufhalten, lernen wir auch entsprechend wenig davon, «wie die Wahrheit in dem Jesus ist». Daher wird auch das Leben Jesu nur so schwach in uns offenbar. Viel öfters äussern sich bei uns die Wege dieser Erde anstatt das Wesen des Himmels. Zu oft ist unser Gespräch mit dem Geist und dem Humor dieser Welt gewürzt, anstatt mit der Weisheit und Heiligkeit des Himmels.
Der Augenblick wird kommen, wo alle Menschen in den Gläubigen nur noch die Herrlichkeit ihres Herrn sehen werden. Aber heute möchte Gott, dass gerade an unserem sterblichen Leib, der noch zu dieser gefallenen Schöpfung gehört, das Leben Jesu offenbar werde. Der Herr schenke uns dazu seine Gnade.