«Euer himmlischer Vater weiss, dass ihr dies alles nötig habt» (Matthäus 6,32).
Obwohl der Herr Jesus diese Worte hinsichtlich der materiellen Güter seiner Jünger ausgesprochen hat, können sie auch auf die Umstände aller Art angewandt werden. Wie ist dieser Gedanke doch dazu angetan, jede Enttäuschung erträglicher zu machen, jede Klage zum Schweigen zu bringen, eine demütige und vertrauensvolle Unterordnung zu bewirken, wenn wir uns immer wieder vor Augen halten: «Euer Vater weiss, dass ihr dies alles nötig habt!»
Wo könnte sich ein Kind sicherer fühlen als in den Armen seines Vaters? Welcher Ort wäre besser für den Gläubigen als in den Armen Gottes? Wir sind schlechte Beurteiler dessen, was für uns am besten ist; aber Gott ist uns ein unfehlbar weiser Führer. Sollten wir in einem Augenblick hochmütiger Anmassung versucht sein, mit Ärger und Bitterkeit zu sagen: «Alles ist gegen mich», oh, möchte dann dieses Wort des Herrn Jesus unser aufgebrachtes, empörtes Herz besänftigen und uns daran erinnern, dass die vollkommene Weisheit und Liebe des Vaters uns die Gewissheit geben, dass wir «dies alles nötig haben». Gibt es in diesem Moment etwas, das deinen Frieden erschüttert? Scheinen dir die Wege der Fügung Gottes unverständlich? Hat dich die geistliche Kraft verlassen? Haben sich deine Freunde, von denen du Trost erwartet hast, von dir abgewandt? Ist dein Wunderbaum verdorrt wie das Gras? Wenn es so ist, dann schreibe auf jede deiner Prüfungen: «Euer himmlischer Vater weiss, dass ihr dies alles nötig habt.» Warum hat dieser zärtliche Vater deine Bürde schwerer gemacht? Weil du dies nötig hattest! Warum hat Er deine Idole sich in nichts auflösen lassen? Weil das für dich nötig war! Sie nahmen in deinem Herzen den Platz ein, der Gott gehört, und darum musste Er sie dir wegnehmen. Warum hat Er deine irdischen Pläne durchkreuzt und deine kühnsten Hoffnungen zunichtegemacht? Weil auch das für dich nötig war! Auf dem Weg, den du gewählt hattest, war eine Gefahr verborgen, während sich auf dem entgegengesetzten Weg eine geistliche Segnung befand.
Versuche doch in Zukunft, dich kindlicher dem Willen deines Vaters zu fügen. Du bist nicht dir selbst überlassen, du musst den Stürmen dieser dürren Wüste nicht allein und ohne Freund die Stirn bieten. Deine «Maras» und deine «Elims» sind von Ihm bestimmt. Eine Wolkensäule zieht vor dir her. Folge ihr in sonnigen wie in düsteren Tagen. Gott kann dich «auf Wegen führen, die du nicht kennst», aber sei gewiss, dass Er dich nur dorthin führt, wo es für dich gut ist. Eine unaussprechliche Liebe lenkt alle deine Wege. «Gepriesen sei sein Name!» rief ein Gläubiger in der Prüfung aus, «er macht meine Füsse denen der Hirschkühe gleich, und stellt mich hin auf meine Höhen» (nach Psalm 18,34).
Und wer ist dieser, der das tröstliche Wort an uns richtet: «Euer himmlischer Vater weiss, dass ihr dies alles nötig habt»? Es ist der, der auf seinem Weg der Leiden selbst den Wert dieser Gewissheit erfahren hat. Er hat erkannt, dass sich auf dem langen Weg der fortgesetzten Leiden, die Er, der Mann der Schmerzen, zu erdulden bereit war, von der Krippe zu Bethlehem bis zum Kreuz auf Golgatha kein einziger Dorn zu viel befand. Es gab keinen einzigen Tropfen dieses bitteren Kelches, der nicht von seinem Vater zubereitet gewesen wäre. Was sagte Er daher? «Den Kelch, den mir der Vater gegeben hat, soll ich den nicht trinken?» Oh, wenn der Herr Jesus in dieser Stunde des unaussprechlichen Leidens seinen Trost in dem Gedanken gefunden hat, dass sein Vater das Feuer im glühenden Schmelzofen entfachte, welch unermesslichen Trost muss dann sein betrübtes und schwaches Volk in dieser selben Wahrheit finden!
Was, wenn es nun in deinem Kelch einen Tropfen zu viel hätte? Eine unnötige Prüfung, einen überflüssigen Schmerz in deinem Leben? Wirf diesen geheimen gottlosen Gedanken hinter dich! Gott hat dir seinen Sohn gegeben! Er wollte sich «dein Vater» nennen! Was immer auch die Prüfung sei, unter der du in diesem Augenblick seufzest, möge das Wort eines barmherzigen Heilands wie Balsam für deine Wunde sein, möge es deine rebellischen Tränen trocknen: «Dein Vater», Er selbst, «weiss, dass du dies alles nötig hast».