Er sprang auf, stand da und ging umher; und er ging mit ihnen in den Tempel hinein, ging umher und sprang und lobte Gott (Apostelgeschichte 3,8).
Was für ein gewaltiger Wechsel war mit diesem Gelähmten geschehen! Über 40 Jahre lang, von Geburt an lahm – und jetzt springend! Ein Wunder der Gnade Gottes!
Von Natur waren wir ebenfalls kraftlos, absolut unfähig, aus eigener Kraft auch nur einen einzigen Schritt zu machen, der uns näher zu Gott gebracht hätte. «Christus ist, da wir noch kraftlos waren, zur bestimmten Zeit für Gottlose gestorben» (Röm 5,6). Es war ganz allein die Initiative Gottes, seinen geliebten Sohn als Mensch auf die Erde zu senden, damit Er für uns sterbe. Der Tod und die Auferstehung des Herrn Jesus bilden die Grundlage dafür, dass wir jetzt als geliebte Kinder vor Gott stehen dürfen. Was für ein gewaltiger Wechsel ist mit uns, die wir an den Herrn Jesus glauben, geschehen!
Fünf Merkmale werden in dem oben genannten Bibelvers genannt, die auch für unser Leben von Bedeutung sind:
- «Er sprang auf» – auf das Geistliche übertragen, zeigt uns dies das Vorhandensein und die Vitalität des neuen Lebens.
- «Er stand da» – ein Hinweis auf die von Gott geschenkte Stellung des Gläubigen.
- «Er ging umher» – das lässt uns an den neuen Lebenswandel denken, den der Glaubende nach seiner Bekehrung führt.
- «Er ging mit ihnen in den Tempel hinein» – ein schönes Bild der Gemeinschaft, die der Glaubende mit dem Vater und dem Sohn und mit seinen Glaubensgeschwistern pflegen darf.
- «Er lobte Gott» – das zeigt uns die Hinwendung zu Dem, von dem alle Segnungen kommen, zu Gott selbst.
Es lohnt sich, diese fünf Merkmale etwas genauer zu betrachten.
Er sprang auf
Es war ganz allein und ausschliesslich ein Werk Gottes, dass ein Mensch, der von Geburt an über 40 Jahre lang gelähmt war, der also nie gegangen, geschweige denn gesprungen war, die Fähigkeit bekam, umherzugehen. Welch ein beeindruckendes Beispiel des machtvollen Handelns Gottes! Der Gelähmte richtete sich nicht mühsam und langsam auf – nein, er sprang auf!
So ist es auch mit dem neuen Leben, das der Mensch bei seiner Bekehrung empfängt. Es ist das gesegnete Ergebnis des machtvollen Wirkens des Heiligen Geistes durch das Wort Gottes. Und dann? Normalerweise wird dieses Leben in seiner ganzen Vitalität sichtbar und möchte sich weiter entfalten.
Wie sich das neue Leben entfaltet, zeigen die folgenden Merkmale.
Er stand da
Ein kurzer Satz mit enormer Tiefe und Tragweite!
Aus freier Gnade hat Gott dem Gläubigen eine Stellung geschenkt – eine Stellung in Christus –, die sich auf das Werk von Golgatha gründet und deshalb unverlierbar ist! «Denn so wie durch den Ungehorsam des einen Menschen die vielen in die Stellung von Sündern gesetzt worden sind, so werden auch durch den Gehorsam des einen die vielen in die Stellung von Gerechten gesetzt werden» (Röm 5,19). Gott sieht das so und darauf kommt es an. Er hat uns in die Stellung von Gerechten, Heiligen, Kindern, Söhnen, Erben, Gliedern am Leib des Christus und Priestern gesetzt – was für ein gewaltiger Wechsel!
Nun möchte Gott, dass unser praktisches Verhalten der Stellung, in die Er uns gesetzt hat, entspricht:
- Als Gerechte werden wir von Petrus aufgefordert, «der Gerechtigkeit zu leben» (1. Pet 2,24b).
- Weil wir Heilige sind, ermahnt uns der gleiche Apostel, «heilig in allem Wandel» zu sein (1. Pet 1,15).
- Als geliebte Kinder Gottes bekommen wir von Paulus den Auftrag, Nachahmer Gottes zu sein (Eph 5,1).
- Söhne Gottes heissen auch «Söhne des Lichts» und sollen deshalb «wachen und nüchtern sein» (1. Thes 5,5.6). Söhne sind auch dadurch gekennzeichnet, dass sie «durch den Geist Gottes geleitet werden» (Röm 8,14).
- Als «Erben Gottes» und «Miterben Christi» sollen wir heute schon gemäss den Grundsätzen des zukünftigen Reichs Gottes leben (Röm 8,17; 14,17.18).
- Wie wir uns praktischerweise als Glieder des Leibes Christi verhalten sollen, macht Paulus z.B. in 1. Korinther 12,26 deutlich: «Wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit; oder wenn ein Glied verherrlicht wird, so freuen sich alle Glieder mit.»
- Petrus beschreibt sowohl den heiligen als auch den königlichen Priesterdienst in der heutigen Zeit: Einerseits bringen wir «geistliche Schlachtopfer» zur Ehre Gottes dar und anderseits verkündigen wir die «Tugenden Gottes» gegenüber den Menschen (1. Pet 2,5.9).
Wir sehen also deutlich, dass unser praktisches Leben der herrlichen Stellung, in die wir gekommen sind, entsprechen soll. Je mehr uns die Grossartigkeit und Würde unserer Stellung vor Gott bewusst ist und je mehr wir Ihm dafür regelmässig danken, umso mehr wird sich unsere Lebensführung der Stellung angleichen. Adel verpflichtet – so lautet eine Redewendung, die auch uns Christen gilt.
Er ging umher
Das neue Leben soll sich in unserem Verhalten zeigen, unsere Lebensführung mehr und mehr prägen. Paulus fordert die Glaubenden in Ephesus, Philippi, Kolossä und Thessalonich auf, einen Lebenswandel zu führen, der in Übereinstimmung mit dem ist, was er in den jeweiligen Briefen vorstellt:
- In Epheser 4,1 ermahnt er, «dass ihr würdig wandelt der Berufung, mit der ihr berufen worden seid». Diese Berufung hat eine persönliche Seite (Eph 1,18) und eine gemeinschaftliche Seite (Eph 2,20-22). Unsere Lebensführung sollte in Harmonie mit beiden Aspekten unserer Berufung stehen.
- «Wandelt nur würdig des Evangeliums des Christus» (Phil 1,27). Die Verbreitung des Evangeliums, das die herrliche Person des Herrn Jesus Christus zum Inhalt hat, sollte uns ein wichtiges Anliegen sein. Um diese Botschaft überzeugend weiterzugeben, muss unsere Lebensführung in Übereinstimmung mit dem ganzen Inhalt des Evangeliums sein.
- «Um würdig des Herrn zu wandeln zu allem Wohlgefallen, in jedem guten Werk fruchtbringend und wachsend durch die Erkenntnis Gottes» (Kol 1,10): Das war dem Apostel Paulus wichtig, wenn er für die Kolosser betete. Das Vorstellen der einzigartigen Person des Herrn Jesus lag Paulus sehr am Herzen. Doch ein Lebenswandel, der diesem wunderbaren Herrn entsprach, war ihm ebenfalls ein wichtiges Anliegen. Dabei dachte er an die herrlichen Ergebnisse: Frucht für Gott und geistliches Wachstum bei den Glaubenden.
- Den Thessalonichern bezeugt er, «würdig des Gottes zu wandeln, der euch zu seinem eigenen Reich und seiner eigenen Herrlichkeit beruft» (1. Thes 2,12). Im Bewusstsein dieser hohen Berufung sollen wir heute schon einen Lebenswandel führen, der den Grundsätzen des zukünftigen Reichs entspricht.
Wenn wir uns entsprechend diesen Aufforderungen verhalten, dann werden Merkmale des neuen Lebens sichtbar.
Er ging mit ihnen in den Tempel
Der Tempel, das Haus Gottes der damaligen Zeit, war der Ort, wo man mit Gott Gemeinschaft haben konnte. Was für ein gewaltiger Wechsel für den ehemals Gelähmten: Bisher war sein Platz an der Pforte des Tempels, so nah dran – und doch nicht drinnen. Jetzt konnte er mit Petrus und Johannes in den Tempel hineingehen!
Dieser Wechsel illustriert etwas von dem neuen Leben, das nach der Gemeinschaft mit Gott und mit den Seinen verlangt. Der Apostel Johannes schreibt dazu: «Was wir (die Apostel) gesehen und gehört haben, verkündigen wir auch euch, damit auch ihr mit uns Gemeinschaft habt; und zwar ist unsere Gemeinschaft mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus. Und dies schreiben wir euch, damit eure Freude völlig sei» (1. Joh 1,3.4).
Gemeinschaft bedeutet, sich miteinander an denselben Personen und Wahrheiten zu freuen, den Genuss mit anderen zu teilen. Das neue Leben in uns sehnt sich nach dieser tief glücklich machenden Gemeinschaft mit Gott, der Quelle dieses Lebens. Er redet durch sein Wort zu uns – wir dürfen im Gebet zu Ihm reden. Wir sprechen freimütig zu Ihm über alles, was unsere Herzen bewegt, sei es im Blick auf die Anbetung, die Gott von seinen Kindern wünscht, oder im Blick auf unsere Nöte und Sorgen. Was für eine wunderbare Segnung!
Wir freuen uns aber auch über die Gemeinschaft mit Glaubensgeschwistern. Die gemeinsame Beziehung zum Vater und zum Sohn, die gesegnete Beziehung untereinander als Kinder der Familie Gottes, das grossartige Heil, die herrliche, vor uns liegende Zukunft, die Erfahrungen, die wir auf dem Glaubensweg mit Gott machen – das alles sind Themen für einen Austausch unter Glaubensgeschwistern. Wie oft haben wir schon von dieser Segnung profitiert!
Das Ergebnis dieser Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn und mit den Glaubensgeschwistern ist «völlige Freude». Das ist eine Freude, die nicht mehr steigerungsfähig ist, ein Vollmass an Freude. Diese Freude hängt nicht von den Umständen des Lebens ab. Wir dürfen sie jetzt schon – ungeachtet unserer irdischen Situation – geniessen. Bald werden wir ohne jede Einschränkung die Erfahrung des Psalmisten machen: «Fülle (eigentlich Sättigung) von Freuden ist vor deinem Angesicht» (Ps 16,11).
Er lobte Gott
Alle Segnungen, die es auf der Erde gibt, sollen letztlich dazu führen, den Geber dieses Segens zu loben und zu preisen. So war es auch bei diesem ehemals Gelähmten: Er lobte Gott.
Die Hinwendung zu Dem, von dem alle Segnungen kommen, soll auch unser Leben prägen. So lesen wir schon in 5. Mose 8,10: «Und hast du gegessen und bist satt geworden, so sollst du den HERRN, deinen Gott, für das gute Land preisen, das er dir gegeben hat.» In diesem Sinn beginnt auch Paulus den Brief an die Epheser, in dem er über unsere geistlichen Segnungen schreibt, mit den Worten: «Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern in Christus» (Eph 1,3). Wir sollen über die Gaben hinaus den Blick auf den Geber richten und Ihn dankbar für alles preisen, was Er uns in seiner unbegreiflichen Gnade schenkt!
Wie freut sich unser Gott, wenn Er auch bei uns die kraftvolle Entfaltung des neuen Lebens wahrnimmt.