Und er stand auf

Es gibt vier wichtige Gelegenheiten, bei denen man «aufstehen» muss. Da gilt es zu handeln. Da muss man sich entscheiden, eine Wahrheit, die man verstandesmässig erfasst hat, auch in die Praxis umsetzen.

1. Wenn man zum Herrn Jesus geführt worden ist und durch den Glauben an Ihn das Heil gefunden hat, heisst es «aufzustehen», um für Christus ein Zeugnis abzulegen. Man muss sich für Ihn entscheiden, der Welt ein für alle Mal den Rücken kehren und mutig den Weg betreten, den der Herr selbst vorausgegangen ist, und Ihm Schritt für Schritt nachfolgen. Das hat Saulus in Damaskus getan, nachdem Ananias ihm die Hände aufgelegt hatte und er mit Heiligem Geist erfüllt worden war. «Und er stand auf und wurde getauft» (Apg 9,18). Seitdem er den Herrn Jesus gefunden hatte, bekannte er Ihn öffentlich. Er «stand auf» für Ihn. Von da an stellte er sein Leben ganz in den Dienst dessen, für den er sich so offenkundig entschieden hatte.

2. Nachdem man auf dem Weg des Glaubens in Treue vorangegangen ist (obwohl alles reine Gnade ist), wird der Augenblick kommen, da der Herr dem Herzen die Wahrheiten über das Versammeltsein um seine Person nahebringt und klarmacht. Dabei geht es nicht darum, diese als eine Theorie festzuhalten, sondern sie auszuleben, indem man entschlossen «aufsteht», um sich denen anzuschliessen, die das Vorrecht verstanden haben, sich im Namen des Herrn, gemäss seinem Wort zu versammeln, bis Er wiederkommt.

3. Auf dem Pfad des Christen gibt es leider manche Situationen, wo Satan die Oberhand behält und wo es ihm gelingt, uns zu Boden zu werfen. Was ist da zu tun? Unser Versagen offen und in aufrichtiger Demut Gott bekennen. Er ist treu und gerecht, um zu vergeben. Und nachdem wir uns wirklich vor Ihm im Selbstgericht verurteilt und alles in Ordnung gebracht haben, sollen wir «aufstehen» und den Weg fortsetzen, ohne weiter auf diesen Fall zurückzukommen und ohne weiter vor dem Herrn davon zu reden. Nehmen wir uns jedoch gut in Acht, dass wir unsere Kraft nur bei Ihm suchen und nicht in den gleichen Fehler zurückfallen, nicht von neuem die gleiche Sünde begehen, die Ihn verunehrt hat (Spr 28,13).

Ein Kind hat seiner Mutter nicht gehorcht. Ganz betrübt ist es zu ihr gekommen, hat ihr alles erzählt und um Vergebung gebeten. Die Mutter umarmt es. Glücklich vergibt sie ihrem reumütigen Kind. Aber was würde sie denken, wenn das Kind jeden Tag aufs Neue käme und um Vergebung für diesen gleichen Fehler bäte? Hätte sie nicht das Recht, es zu fragen: «Ich habe dir alles vergeben; genügt dir das nicht? Zweifelst du an meiner Liebe?» Leider ist Satan geschickt genug, uns so weit zu bringen, dass wir in Bezug auf den Herrn genauso reagieren. Ist es nicht schon vorgekommen, dass wir wegen einer früheren Verfehlung, die wir längst bekannt hatten, aufs Neue weinend zu Ihm gekommen sind, als ob wir vergessen hätten, dass die Gnade uns alles vergeben hat? Und doch gibt es überhaupt keinen Grund, nochmals darauf zurückzukommen, ausser um uns demütig und wachsam zu halten und damit wir nicht vergessen, wer wir sind (5. Mo 8,2). – Ach, wenn es uns doch genügte zu wissen, dass Er es ist, der uns nach unserem Fall wieder aufrichtet! Könnten wir Ihm doch Glauben schenken und, in dieser Weise wiederhergestellt, den Weg weiterziehen! Möchten wir uns dabei unserer Nichtigkeit bewusst bleiben, aber im Vertrauen auf seine Liebe unsere Blicke unverwandt auf Ihn gerichtet halten.

4. Es gibt noch eine weitere Gelegenheit, wo man «aufstehen» muss. Abraham gibt uns eine Illustration dafür. Sara war gestorben. Welch ein Schmerz für den Patriarchen! Lange Zeit beweinte er seine Gattin, die ihn während vielen Jahren auf seiner Lebensbahn begleitet hatte. Doch der Augenblick kam, da er «sich erhob» (1. Mo 23,2.3), weg von seiner Toten. Er hatte über die geweint, die er geliebt hatte. Aber jetzt waren seine Tränen versiegt. Im Glauben an die Macht der Auferstehung «stand Abraham auf», um den Weg bis zu dem Augenblick fortzusetzen, da es Gott, vor dem er wandelte, gefiel, auch ihn zu sich zu nehmen.

Prüfungen, Trauer und Leiden kommen auf dem Weg des Christen häufig vor. Oft sind es Gelegenheiten, um Tränen über einen Freund oder einen Verwandten, den der Herr zu sich in die «bessere Wohnung» genommen hat, zu vergiessen. Zuweilen haben wir durch sehr schmerzhafte Umstände zu gehen, durch Prüfungen, die uns zerbrechen, obwohl die Liebe des Vaters dahintersteht. Aber wir dürfen in unserem Kummer nicht aufgehen. Wir würden dem Teufel dadurch nur einen Angriffspunkt bieten. Und wenn wir durch die Not so niedergeschlagen sind, machen wir keine Fortschritte mehr. Einerseits stellt der Herr uns nach unserem Straucheln wieder her. Aber anderseits ist Er, der in dieser Welt nichts als Leiden und Verachtung gefunden hat, auch unsere Stütze in der Prüfung. Er gibt uns die Kraft «aufzustehen», um den Weg in seiner Nachfolge Schritt für Schritt fortzusetzen.

Oh, dass wir täglich besser lernten, auf seinen Ruf hin aufzustehen, um Ihm zu dienen oder für Ihn zu zeugen – oder nach einem Fall und in den Prüfungen, uns aufs Neue zu erheben. Möge Er es uns geben, uns in seiner Gegenwart gründlich zu prüfen und in diesem Selbstgericht das wegzutun, was das geistliche Wachstum hindert. Möge Er uns auch einen einfältigeren und zuversichtlicheren Glauben an seine Vergebung und seine Gnade schenken, damit wir uns nicht von unseren Verfehlungen nähren, sondern «aufstehen», um Ihm weiter nachzufolgen, mit der Gewissheit, dass sein Werk vollkommen ist.