Wir sollen den Heiligen Geist nicht an die Stelle des Wortes Gottes setzen; aber denken wir daran, dass es der Geist ist, der uns durch die Schriften die Erkenntnis des Willens Gottes gibt.
Um die Einzelheiten des Wandels der Gläubigen zu regeln, gibt es im Neuen Testament zuerst allgemeingültige Grundsätze, manchmal aber auch besondere Gebote. «Widersteht nicht dem Bösen», ist zum Beispiel ein allgemeiner Grundsatz. «Wer dich auf deine rechte Wange schlägt, dem halte auch die andere hin» (Mt 5,39) ist ein besonderes Gebot, das daraus hervorkommt.
Aber lasst uns nicht denken, wir hätten und wir brauchten für alle Fälle besondere Weisungen. Nein, das Evangelium ist kein Gesetzbuch; es bleiben viele Dinge, in denen der Christ darauf angewiesen ist, den Willen Gottes (Kol 1,9) mittels allgemeiner Grundsätze und der offenbarten Gedanken von Gott (1. Kor 2,11) zu erkennen. Wie unendlich viele Einzelheiten, Gefühle und Handlungen müssen zum Beispiel gelenkt und beherrscht werden durch den grossen Grundsatz: «Liebt nicht die Welt, noch was in der Welt ist» (1. Joh 2,15).
Wenn wir sowohl den Gedanken Gottes nach dem Geist als auch die grossen Grundsätze und Zusammenhänge des Wortes erkennen, so haben wir uns nicht nach Geboten umzusehen. Bestand der Anfang der Verirrung Bileams nicht darin, sogar bei Gott selbst ein Gebot zu suchen, um zu wissen, ob er hingehen konnte, um das Volk Gottes zu verfluchen?