Der unveränderliche Charakter des Bösen

Richter 1,22-26

Wenn die Sünde in irgendeiner ihrer Äusserungen ungerichtet bleibt, wird sie sich wieder geltend machen – vielleicht in einer andern Weise oder an einem anderen Ort, aber sie wird unweigerlich wieder ans Licht kommen. Das Gleichnis des Herrn vom gekehrten und geschmückten Haus illustriert eine Seite dieses Gegenstandes in einer Weise, die zu schrecklich zutreffend ist, als dass sie missverstanden und zu furchtbar wahr, als dass sie nicht beachtet werden könnte.

Die angedeutete Begebenheit im Buch der Richter mag in einer gleichnishaften Weise dazu dienen, die Wahrheit zu unterstreichen, dass das Böse in seinem Charakter unveränderlich ist. Obwohl diese Tatsache in der Schrift wiederholt wird, wird die Wahrheit dadurch in keiner Weise abgewertet. Im Gegenteil, ihre Wichtigkeit wird damit unterstrichen.

Zunächst mögen wir uns wohl fragen, ob das israelitische System der Spionage wirklich eine von Gott gegebene Quelle war, um über die Bewegungen des Feindes Nachricht zu erhalten, oder ein Produkt menschlicher Erfindungsgabe. 5. Mose 1 scheint klarzumachen, dass die Aussendung der zwölf Kundschafter eine Idee des Volkes und vorerst nicht ein Gebot des HERRN war, obwohl Mose auf den Vorschlag einging (vgl. mit 4. Mose 13).

In unserem Abschnitt hatte das Haus Josephs Kundschafter nach Lus geschickt, um die Verwundbarkeit der Stadt festzustellen. Das führte sie dazu, einen bösen Bund mit einem Bewohner von Lus zu schliessen. Diese Sache erinnert ein wenig an den verhängnisvollen Bund, den Josua mit den Gibeonitern machte. Dieser wie jener wurden ohne die Zustimmung des HERRN geschlossen. Die Sache mit dem Lusiter war denkbar einfach: Wenn du uns den Zugang zur Stadt zeigst, werden wir dich und deine Familie am Leben lassen. Aber die göttliche Anweisung war, keinen Bund mit den Bewohnern des Landes zu schliessen (2. Mo 34,12.15). Diese Abmachung war deshalb eine direkte Übertretung eines ausdrücklichen Gebots in Verbindung mit den Bewohnern Kanaans.

Der Mann war einverstanden und zeigte ihnen, wie sie in die Stadt kommen konnten. Das wurde auch ausgeführt und das Leben des Mannes geschont. In Verbindung mit der Einnahme Jerichos wird uns ein anderer Fall geschildert, bei dem eine kanaanitische Familie verschont wurde. Aber in jenem Fall treten zwei Grundsätze hervor, die in diesem hier fehlen. Dort war Glaube auf der Seite Rahabs und Gnade auf der Seite des HERRN. In den Versen, die vor uns sind, finden wir allein den menschlichen Erfindergeist am Werk, der Grundsatz des Glaubens fehlt. Es besteht ein entscheidender Unterschied zwischen Glaube und Zweckmässigkeit.

Die Stadt wurde eingenommen und die Einwohner mit dem Schwert geschlagen. Dieses Gericht hätte das Ende der Geschichte dieser Stadt bedeuten sollen. Aber wir lesen, dass «der Mann in das Land der Hethiter zog; und eine Stadt baute und ihr den Namen Lus gab». Anstatt dass dieser Ort zerstört blieb, setzte sich seine Geschichte in einer anderen Gegend fort. Das war einer der Schösslinge, die in den Seiten Israels zu Dornen wurden.

Ungerichtetes Böses wird sich mit Sicherheit an einem anderen Ort oder in einer anderen Form wieder festsetzen. Das Böse bleibt böse, so sicher wie Lus Lus bleibt.