Singt dem HERRN ein neues Lied!

Jesaja 42,8-12

In Jesaja 42 fordert Gott sein Volk auf, Ihm ein neues Lied zu singen. Beim Lesen des Kapitels fällt auf, dass Gottes mächtiges und gnädiges Handeln Grund genug ist, Ihn von Herzen zu loben.

«Ich bin der HERR, das ist mein Name; und meine Ehre gebe ich keinem anderen, noch meinen Ruhm den geschnitzten Bildern. Das Frühere, siehe, es ist eingetroffen, und Neues verkündige ich; ehe es hervorsprosst, lasse ich es euch hören.

Singt dem HERRN ein neues Lied, seinen Ruhm vom Ende der Erde – ihr, die ihr das Meer befahrt, und alles, was es erfüllt, ihr Inseln und ihre Bewohner! Es mögen ihre Stimme erheben die Wüste und ihre Städte, die Dörfer, die Kedar bewohnt; jubeln mögen die Bewohner von Sela (d.h. der felsigen Gegend) jauchzen vom Gipfel der Berge her! Man möge dem HERRN Ehre geben und seinen Ruhm verkündigen auf den Inseln» (Jes 42,8-12).

Singen ist kennzeichnend für ein erlöstes Volk. Israel sang einst das Lied der Erlösung, nachdem es durch das Rote Meer aus Ägypten gerettet worden war. Auch die Welt hat ihre Lieder. Doch bezeichnet Gott die Summe der menschlichen Äusserungen als Geschrei (1. Mo 18,20). Das, was die Menschen Musik nennen, wird immer lauter, so dass Gott seinem Volk, das sich von Ihm entfernt hatte, sagen musste: «Tu den Lärm deiner Lieder von mir weg» (Amos 5,23).

Was sind das für Menschen, die in Jesaja 42 ein neues Lied singen? Vers 3 zeigt, dass es solche sind, die mit einem geknickten Rohrstab und einem glimmenden Docht verglichen werden. Sind sie denn innerlich bereit, dieses Lied zu singen? Ja! Der auserwählte Knecht des HERRN ist nicht zu ihnen gekommen, um das Schilfrohr zu zerbrechen, sondern um es aufzurichten. Den glimmenden Docht hat Er nicht ausgelöscht, sondern wieder angefacht. Weil Er so in Gnade gewirkt hat, können sie singen.

Wo ein neues Lied gesungen wird, muss es auch ein altes geben, das früher gesungen wurde. An dieses Lied wollen wir uns zuerst erinnern.

1) Singt dem HERRN das Lied der Erlösung

Es ist ein Meilenstein im Leben des Glaubenden, wenn er das Lied der Erlösung singt. Die Israeliten haben es einst gesungen, als sie durch das Blut des Passahlammes vor dem Gericht geschützt worden waren. Weil sie das Blut dieses Opfertiers an die Türpfosten und an den Türsturz strichen, zog der Engel des Gerichts vorbei und verschonte den Erstgeborenen in diesem Haus. Nachdem sie dann auf wunderbare Weise durch das Rote Meer aus Ägypten befreit worden waren, priesen sie die Rettung Gottes, der sie für immer aus dem Herrschaftsbereich des Pharaos erlöst hatte. Sie sangen auch vom Ziel ihrer Reise, von der heiligen Wohnung Gottes.

Jeder, der an den Herrn Jesus glaubt, darf das Lied der Erlösung singen, weil er von der Macht der Sünde erlöst, aus der Macht Satans befreit und aus der Welt hinausgeführt worden ist. Gott kommt nicht mehr auf die Frage der Sünde zurück. Satan hat keine Macht mehr über uns. Wir gehören nicht mehr zur Welt als gesellschaftliches System, das auch als Zeitlauf dieser Welt bezeichnet wird (Gal 1,4). Dieses Lied schliesst den Gedanken mit ein, dass wir nun zu einem erlösten Volk gehören, in dessen Mitte der Herr wohnt. Nie wollen wir müde werden, unseren Erlöser zu loben.

2) Singt dem HERRN ein neues Lied

Israel wird das neue Lied singen, wenn der wahre Knecht Gottes seine Herrschaft angetreten haben wird. Er wird Erstaunliches wirken, was menschlich für unmöglich gehalten wird. Er wird die Vertriebenen seines Volkes, die vor dem Assyrer geflohen sind, ins Land zurückbringen. Auch die Nationen – wie z.B. die Nachkommen von Ismael (Kedar), die erbitterte Feinde seines Volkes waren – werden zu Ihm kommen und Ihn anerkennen. Der HERR wird bei ihnen echte Reue und Umkehr bewirken. Deshalb werden sie alle in dieses neue Lied einstimmen:

«Singt dem HERRN ein neues Lied, denn er hat Wunder getan! Rettung hat ihm verschafft seine Rechte und sein heiliger Arm. Der HERR hat seine Rettung kundgetan, vor den Augen der Nationen seine Gerechtigkeit offenbart. Er hat seiner Güte und seiner Treue dem Haus Israel gedacht; alle Enden der Erde haben die Rettung unseres Gottes gesehen. Jauchzt dem HERRN, ganze Erde! Brecht in Jubel aus und singt Psalmen!» (Ps 98,1-4).

Wenn wir diese Gedanken auf uns anwenden, bezeichnet dieses neue Lied eine Wiederherstellung in unserem Leben. Wenn du einem geknickten Rohr und einem glimmenden Docht gleichst, möchte der Herr dich wieder beleben. Aus dem geknickten Rohr soll Neues sprossen. Deine Lampe soll nicht nur glimmen, sondern hell leuchten. Wenn wir uns innerlich von Ihm entfernt haben, gleicht unser Leben der Wüste und den felsigen Orten, die in Vers 11 beschrieben werden. Obwohl wir in Christus eine neue Schöpfung sind, kann unser Leben nur sprossen und fruchtbar sein, wenn nichts zwischen uns und Ihm steht. Sobald wir umkehren, unsere Sünden bekennen und uns reinigen lassen, wird der Herr ein neues Lied in uns anstimmen.

3) Jubelt und jauchzt dem HERRN

Jubeln und jauchzen – ist das nicht ein bisschen übertrieben? Nun, Gottes Trost nach einer Wiederherstellung ist so reich, dass Er uns nicht nur beruhigt, sondern Neues in unserem Leben sprossen lässt. Wir hören auf, unseren kläglichen Zustand zu betrauern, stattdessen wollen wir das neue Lied singen. Der Herr kann solche Freude in unseren Herzen bewirken, dass wir sogar jubeln und jauchzen. Lasst uns noch einige Gründe dafür aufzählen:

  • Wir sind dankbar für seine Rettung in den Umständen des Lebens. Manchmal ist es offensichtlich, dass es der Herr ist, der in unser Leben eingegriffen hat, um uns vor einem Abweichen zu bewahren und uns neu auf Ihn auszurichten. Deshalb sagt der Psalmdichter: «Jubeln wollen wir über deine Rettung» (Ps 20,6).
  • Ein schönes Beispiel für eine gemeinsame Wiederherstellung des Volkes Gottes ist die Neugründung des Tempels nach der Rückkehr aus Babel. Es zeigt uns auch, dass Weinen und Jubel manchmal ganz nahe beieinanderliegen. «Sie stimmten dem HERRN einen Wechselgesang an mit Lob und Dank: Denn er ist gut, denn seine Güte währt ewig über Israel. Und das ganze Volk jubelte mit lautem Jubel, als sie den HERRN lobten, weil der Grund zum Haus des HERRN gelegt wurde. Viele aber von den Priestern und den Leviten und den Häuptern der Väter, den Alten, die das erste Haus gesehen hatten, weinten mit lauter Stimme, als vor ihren Augen der Grund zu diesem Haus gelegt wurde; viele aber erhoben ihre Stimme mit freudigem Jubel» (Esra 3,11.12).
  • Wir kennen unseren Herrn, der uns schon in mancher Bedrängnis eine Zuflucht gewesen ist. Das gibt Anlass, Ihn jeden Morgen im Voraus jubelnd zu preisen: «Ich aber will singen von deiner Stärke und am Morgen jubelnd preisen deine Güte; denn du bist mir eine hohe Festung gewesen und eine Zuflucht am Tag meiner Bedrängnis» (Ps 59,17). Rückblickend jubeln wir, weil wir unter seinen Flügeln Zuflucht gefunden haben: «Du bist mir zur Hilfe gewesen, und ich werde jubeln im Schatten deiner Flügel» (Ps 63,8).
  • Wer bei Gott Trost erfahren und Geborgenheit gefunden hat, kann auch jubeln: «Brecht in Jubel aus, jubelt insgesamt, ihr Trümmer Jerusalems! Denn der HERR hat sein Volk getröstet, hat Jerusalem erlöst» (Jes 52,9).
  • Der wichtigste Grund unseres Jubelns ist die Tatsache, dass der Herr unser Heiland ist: «Kommt, lasst uns dem HERRN zujubeln, lasst uns zujauchzen dem Felsen unseres Heils!» – «Ich aber, ich will in dem HERRN frohlocken, will jubeln in dem Gott meines Heils» (Ps 95,1; Hab 3,18).