Sollten vonseiten der Menschen, den bevorrechteten Geschöpfen, denen Gott mit dem Leben auch den Verstand gegeben hat, um Ihn zu erkennen, nicht unaufhörlich Danksagungen an Ihn gerichtet werden? Tag um Tag versorgt Er sie mit dem Nötigen für ihre Existenz. «Er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte» (Mt 5,45). Er liebt sie und erweist ihnen seine Güte und seine Langmut.
Was ist ihre Antwort auf diese Güte? Sie leben in Undankbarkeit dahin und in völliger Gleichgültigkeit Ihm gegenüber. Keine Anerkennung in ihrem Herzen, keine Danksagungen kommen aus ihrem Mund! Weit mehr als das: Sie sind seine Feinde.
Gott erträgt sie dennoch. Er hat Erbarmen mit ihrem Zustand und lädt uns ein, in seinem unaufhörlichen Mitgefühl Gemeinschaft mit Ihm zu haben. Wir werden ermahnt, «vor allen Dingen, dass Flehen, Gebete, Fürbitten, Danksagungen getan werden für alle Menschen» (1. Tim 2,1), da Gott alle erretten will. Es ist an uns Gläubigen, Danksagungen an Gott zu richten für jene, die es nicht tun, die aus seinen Wohltaten Nutzen ziehen, aber schweigen.
Das ist unser kostbares Teil: Wir danken Gott für alle Dinge, denn in allem können wir seine Weisheit, seine Güte, seine Macht entdecken. Und wenn wir gar an seine Liebe denken, in der Er seinen Sohn für alle Menschen in diese Welt gesandt hat, um sie zu erretten und sie in seiner Herrlichkeit zu haben – sollten da unsere Herzen nicht beständig in Danksagungen überfliessen? Er lässt uns sagen: «Danksagt in allem, denn dies ist der Wille Gottes in Christus Jesus für euch» (1. Thes 5,18). «Danksagt allezeit für alles dem Gott und Vater im Namen unseres Herrn Jesus Christus» (Eph 5,20).
Gott kennt unsere Bedürfnisse, und wenn Er uns dafür beten heisst, so ist es, um uns daran zu erinnern, dass alles von Ihm abhängt und wir die Gegenstände seiner zarten Fürsorge sind. Er will uns in dieser Abhängigkeit erhalten, im Bewusstsein, dass wir alles von Ihm empfangen, indem wir uns in Dankbarkeit vor Ihm niederbeugen. Er will alle Unruhe aus unseren Herzen entfernen, die Sorgen des Lebens, jede Bürde, die uns beschwert. «Seid um nichts besorgt, sondern in allem lasst durch Gebet und Flehen mit Danksagung eure Anliegen vor Gott kundwerden» (Phil 4,6). Er will, dass unsere Herzen ohne Störung seinen Frieden geniessen.
Waren die Gebete des Herrn nicht Ausdruck einer vollkommenen Abhängigkeit von seinem Gott und Vater, als Mensch und als Fleisch gewordener Sohn, wie auch einer innigen Gemeinschaft mit Ihm, in Gnade und Liebe gegenüber den Menschen? Es war, als Er auf dem Berg betete, dass Gott seine herrliche Anerkennung vernehmen liess: «Dieser ist mein geliebter Sohn, … ihn hört» (Mt 17,5).
Betrachten wir doch unseren Herrn in dieser Abhängigkeit, wie Er alles vom Vater erbittet, alles von Ihm empfängt, für alles danksagt!
Betrachten wir Ihn auch inmitten der Volksmengen in der Wüste; sie haben Hunger, Er hat Mitleid mit ihnen. Er ist im Begriff, ihnen seitens des Vaters Speise in Überfluss zu geben. Wie der Teufel Ihn in der Wüste hatte veranlassen wollen, hätte Er auch hier Steine in Brot verwandeln können. War Er nicht der Schöpfer, durch den und für den alle Dinge geschaffen sind? Aber als Sohn Gottes in Gehorsam und Abhängigkeit in diese Welt gekommen, kann Er nichts aus sich selbst tun, Er empfängt alles vom Vater, erwartet als abhängiger Mensch alles von Ihm, dankt für das Brot, bevor Er es unter die Menge verteilt (Mt 14,19).
Betrachten wir Ihn, wie Er vor dem Grab des Lazarus die Augen emporhebt und dem Vater dankt (Joh 11,41). Er wird ihn auferwecken, Er ist die Auferstehung und das Leben, Er hat das Leben in sich selbst; aber auch da, als Sohn vom Himmel gekommen, beweist Er seine völlige Abhängigkeit. «Der Sohn kann nichts von sich selbst tun», sagte Er (Joh 5,19). Er empfängt alles vom Vater. Er tut alles, was Ihm der Vater zu tun gegeben hat, so wie Er es Ihn tun hiess, in dem von Ihm gewollten Augenblick, in vollkommener Gemeinschaft und in derselben Liebe. Er dankt Gott, dass Er Ihn erhört hat und dass Er seinen Namen verherrlichen kann. Er hatte zu Martha gesagt: «Habe ich dir nicht gesagt: Wenn du glaubtest, so würdest du die Herrlichkeit Gottes sehen?»
Betrachten wir Ihn in der Nacht, da Er überliefert wurde, am Tisch mit seinen Jüngern, vor sich das Kreuz, seine Leiden, die Sühnung, das Verlassensein von Gott. Er dankte, bevor Er das Gedächtnismahl einsetzte (Lk 22,19), das durch Jahrhunderte hindurch von seiner Liebe zu uns zeugen sollte. Können wir verstehen oder ergründen, was die Danksagungen enthielten, die Er dabei an den Vater richtete, was sie alles umfassten? War es nicht ein erhabener Ausdruck seines Werkes der Liebe? Er würde vom Vater den bitteren Kelch entgegennehmen, den Er trinken sollte. Er dachte in völliger Selbstverleugnung an das Ergebnis seines Todes, durch den Er den Vater verherrlichen, die Seelen erretten und die ewigen Ratschlüsse verwirklichen würde. Er ging hin, um das Kreuz zu erdulden, aber Er hatte die Freude vor sich. Welches Teil haben wir doch in diesen Danksagungen!
Lasst uns über alle die Danksagungen des Herrn nachsinnen!
Zweimal liess sich die Stimme Gottes vernehmen, um zu erklären, was der Herr, sein «geliebter Sohn» für Ihn ist, und Er sagt uns: «Ihn hört!» Hören und sinnen wir über seine Worte, seine Danksagungen, die auf kostbare Weise seine Hingabe, seine Abhängigkeit, seine Macht und seine Liebe offenbaren!