Der Leib ist für den Herrn
Der Leib ist «für den Herrn», sagt der Apostel Paulus den Christen in Korinth (1. Kor 6,13). Dieses Wort richtet sich an das Gewissen jedes Erlösten, an unsere Verantwortung. Wir haben aus verschiedenen Gründen über unseren Leib zu wachen: Erstens, weil «unsere Leiber Glieder Christi sind»; sodann, weil unser Leib «der Tempel des Heiligen Geistes ist» und schliesslich, weil wir «um einen Preis erkauft worden sind». Wir sind also verantwortlich, Gott in unserem Leib zu verherrlichen (1. Kor 6,15.19.20).
In einem anderen Brief ermahnt uns der Apostel «durch die Erbarmungen Gottes», «unsere Leiber darzustellen als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Schlachtopfer» (Röm 12,1). Vor seiner Bekehrung stellte der Gläubige «seine Glieder der Sünde dar zu Werkzeugen der Ungerechtigkeit», nachdem er aber von der Macht der Sünde befreit worden ist, ist er fähig, sich selbst Gott darzustellen, als Lebender aus den Toten, und seine Glieder zu Werkzeugen der Gerechtigkeit (Röm 6,13).
Unser Körper gehört dem Herrn, weil Er sich dem Tod des Kreuzes hingegeben hat, sowohl zur Errettung unseres Leibes als auch zum Heil unserer Seele. Wir besitzen schon das Heil unserer Seele und «erwarten die Sohnschaft, die Erlösung unseres Leibes» (Röm 8,23). Welchen Respekt sollte der Gläubige also für seinen Leib haben, da dieser Leib um einen Preis erkauft worden ist, der Tempel des Heiligen Geistes ist und dem Herrn angehört! Wenn der Leib doch für den Herrn ist, wie sollte es dann unser Wunsch sein, unseren Leib dem Dienst dessen zu weihen, dem er gehört, und unsere Glieder Gott darzustellen als Werkzeuge der Gerechtigkeit, das heisst, unsere physischen und intellektuellen Fähigkeiten, die uns gegeben sind, für den Herrn zu verwenden.
Der Herr ist für den Leib
Aber in 1. Korinther 6,13 gibt der Apostel diesen Gläubigen noch ein zweites Wort. Wenn das erste für das Gewissen war, so ist das zweite geeignet, das Herz zu berühren: «Der Herr für den Leib.» Wie stärkt es uns, zu wissen, dass der Herr sich ebenso mit unserem Leib beschäftigen will wie mit unserer Seele! Er hat unsere Seele errettet und Er nährt sie, stärkt und segnet sie, während wir hier auf der Erde vorangehen. Er wünscht, dass sie in der Erkenntnis seiner selbst Fortschritte mache, dass es ihr wohl gehe – nach dem Ausdruck in 3. Johannes 2, in welchem Vers gleichzeitig vom Wohlergehen der Seele und des Leibes geredet wird. Welche Gnade! Er trägt auch Sorge für unseren Leib! Ohne Zweifel, wir müssen das Leiden kennenlernen; wir sind in einem Leib der Schwachheit, und die Folgen der Sünde machen sich im Leib des Erlösten ebenso spürbar, wie in dem des Ungläubigen.
Der Gläubige untersteht auch der Erziehung seitens des Vaters, die Er seinen Kindern angedeihen lässt, indem Er ihre Körper auf mancherlei Weise berührt (Hiob 33,19; 1. Kor 11,30). Mit Teilnahme denken wir an alle die, die oft so grosse Leiden haben in ihrem Körper. Wir möchten sie gerne ermuntern und ihnen sagen: trotz allem, «der Herr ist für den Leib», zweifle nie daran.
Als der Apostel im Gefängnis zu Rom den zweiten Brief an Timotheus schrieb, empfand er die ganze Härte dieser Gefangenschaft. Was war dies für ihn, wenn er schon einige Jahre zuvor Philemon schrieb: «da ich nun ein solcher bin wie Paulus, der Alte»? Vorzeitig verbraucht, trug er an seinem Körper die Spuren so vieler Mühsale, die sich auf seinem Weg des Dienstes ansammelten, Kennzeichen der Leiden und Verfolgungen, die er vonseiten der Feinde des Evangeliums hatte erdulden müssen (2. Tim 3,10-11; vgl. 2. Kor 1,8-11; 4,8-10; 11,23-27). Hatte er den Galatern nicht gesagt: «Ich trage die Malzeichen des Herrn Jesus an meinem Leib» (Gal 6,17). Seine physischen Leiden in jenem kalten Kerker mussten sehr gross gewesen sein. Gewisse Einzelheiten zeigen uns, wie er die Härten des Winters empfand: «Den Mantel, den ich in Troas bei Karpus zurückliess, bring mit, wenn du kommst … Befleissige dich, vor dem Winter zu kommen» (2. Tim 4,13 und 21).
Aber der Herr verlässt seine Diener nie! Der Apostel hat die Wirklichkeit der Verheissung des Herrn Jesus erfahren: «Wenn jemand mir dient, so wird der Vater ihn ehren» (Joh 12,26). Der Herr beschäftigt sich sowohl mit der Seele als auch mit dem Körper. Um dem Apostel die Tröstungen zu geben, die seine Seele nötig hatte, sandte Er ihm Onesiphorus. Als sich in Asien alle von ihm abgewandt hatten – wie hat Paulus darunter gelitten! – hatte einzig Onesiphorus, der vom Meister zur Unterstützung des teuren Apostels zubereitete Diener, sich seiner Fesseln nicht geschämt und ihn «oft erquickt». Aber der Herr hatte noch einen anderen Diener bereitet, um sich ganz besonders mit dem Apostel zu beschäftigen, im Blick auf seinen Körper: «Lukas ist allein bei mir». Demas hatte ihn verlassen, Kreszens war nach Galatien gegangen, Titus nach Dalmatien, Lukas, «der geliebte Arzt», war allein bei ihm. Zweifellos war Lukas sehr geeignet, um den Apostel in seiner Seele zu ermuntern, wie es Onesiphorus getan hatte, aber wie musste sein Dienst Paulus für alles, was seinen Körper betraf, willkommen sein! Gott hatte ihm einen Bruder gelassen, und es war der geliebte Arzt. Die göttliche Gnade sorgte sich um seine Bedürfnisse, um die Bedürfnisse seiner Seele, wie auch um die seines Leibes (2. Tim 1,15-18; 4,10.11).
Der Herr wird für uns sorgen bis zum Augenblick, da der «Leib der Niedrigkeit» umgestaltet wird zur Gleichförmigkeit mit seinem Leib der Herrlichkeit (Phil 3,21). «Gott hat sowohl den Herrn auferweckt, als er auch uns auferwecken wird durch seine Macht» (1. Kor 6,14). Bis zu jenem Augenblick wird Er sich um unseren Leib kümmern, ob wir im Leben auf der Erde oder «entschlafen» seien. Mose und Elia auf dem Berg der Verklärung stellen vor: Mose die Gläubigen, die durch den Tod gegangen sind, und Elia jene, die entrückt werden, ohne durch den Tod zu gehen, wenn der Herr wiederkommt (Lk 9,28-36; 2. Pet 1,16). Betrachten wir das Begräbnis Moses: Der HERR lässt ihn das ganze Land der Verheissung sehen, dann richtet Er ein Wort an ihn und schliesslich begräbt Er ihn (5. Mo 34,1-6). Wenn die Seele eines Erlösten in die Ruhe der Gegenwart Gottes aufgenommen wird, sorgt der Herr für seinen Leib. Die Seele ist am Ort des Friedens glückselig; der entschlafene Gläubige ist «bei Christus», was «weit besser ist» (Phil 1,23), während sein Leib, im Grab niedergelegt, der Fürsorge des Herrn anvertraut ist. Ein tröstlicher Gedanke!
Der Tag der ersten Auferstehung ist nahe! Dann wird Gott die in Ihm Entschlafenen durch seine Macht auferwecken, und «wir werden alle verwandelt werden, in einem Nu …» (1. Kor 15,51-52). Wie ist dieser Ausdruck so bemerkenswert! Er hebt sowohl die Macht unseres Gottes als auch seine unergründliche Liebe hervor: in einem Nu! «Die Toten in Christus werden zuerst auferstehen.» Wo sind alle die Toten in Christus, die an jenem Tag auferstehen werden – alle die Toten in Christus, anfangend vom ersten der Gläubigen in der Menschheitsgeschichte bis zum letzten, der vor der Entrückung der Versammlung durch den Tod zu gehen hat? Wo sind sie, in der Erde oder auf Meeresgrund? Wo sind die Leiber der auf den Scheiterhaufen verbrannten Märtyrer? Wie lassen sich alle finden? … Wie gross ist die Macht unseres Gottes! Es wird keiner fehlen. Er weiss, wo Er jeden finden wird. Er wird sich um ihre Leiber gekümmert haben, um den Staub, der zum Staub zurückkehrte, wie Er auch Sorge trug um den Leib Moses. Und in einem «Nu» wird Er sie alle auferwecken!
Aber auch während diesem «Nu» wird Er uns, «die Lebenden, die übrigbleiben», entrücken. Auch von diesen wird Er keinen vergessen. Alle werden mit ihnen entrückt werden, mit den auferstandenen Toten in Christus, «dem Herrn entgegen in die Luft» (1. Thes 4,13-18). Welche Ermunterung für solche, die in ihrem Körper zu leiden haben! Nur noch ein «Nu» vielleicht, und die Leiden werden für immer ein Ende haben, um der himmlischen Glückseligkeit Platz zu machen!
Der Leib eines Erlösten, in die Erde gelegt, ist ein «Same» (1. Kor 15,42-44). Dieses «Säen» erweckt im Augenblick, wo der Blick auf das Grab gerichtet ist, die Hoffnung: Wir legen den Leib eines Gläubigen im Grab nieder, aber unsere Herzen sind getröstet, weil wir wissen, dass das Grab den «Samen» später in der Auferstehung zurückgeben wird. Welche Ernte für den, der am herrlichen Tag der ersten Auferstehung die Frucht der Mühsal seiner Seele sehen wird!
Dann werden unsere Leiber umgestaltet sein zur Gleichförmigkeit mit dem des Christus. Diesen Leib, mit dem Er sich beschäftigt hat, sowohl in unserem Leben auf der Erde als auch im Tod (für alle, die durch den Tod zu gehen haben), wird Er «umgestalten», «verwandeln» (1. Kor 15,51-52; Phil 3,21). Dieses «Verwesliche» (der Ausdruck bezeichnet «die Toten in Christus») wird die «Unverweslichkeit» anziehen und dieses «Sterbliche» (der Ausdruck bezeichnet «uns die Lebenden, die übrigbleiben») «die Unsterblichkeit» (1. Kor 15,53). «Die Erlösung unseres Leibes», nach der wir seufzen (Röm 8,23), wird dann erfüllt sein. Und in verherrlichten Leibern, gleichförmig dem des Christus «werden wir ihm gleich sein, denn wir werden ihn sehen, wie er ist» (1. Joh 3,2). Wir werden für immer den erheben, der für uns diese wunderbaren Dinge herbeiführen wollte, der uns nach Seele und Leib errettet hat, der unsere Seele bewahrt haben und zu unserem Leib Sorge tragen wird bis zu jenem Tag! (Ps 121; 1. Thes 5,23-24).