«Und es wird geschehen zur Zeit des Abends, da wird es Licht sein» (Sacharja 14,7).
Judas Trift war dürre, Bethlehem litt Not.
Wir, verzagten Herzens, suchten Moabs Brot;
liefen aus der Schule, liessen Gottes Zucht,
pflückten eigner Wege bitt're Leidensfrucht.
Wehe, wen der Fremde töricht Locken zieht!
Schmerz ward unsre Speise; nichts, das uns geriet.
Hoffnung ging in Trümmer, Treue wurde Trug,
trostlos blieb die Seele, die nie Wurzel schlug.
Finstre Todesschatten – auch das Letzte schied,
und verstummt für immer ist das Jubellied.
Wandern musst ich, wandern, müd und sehnsuchtskrank,
bis ich meiner Heimat Odem wieder trank.
Furchen trägt das Antlitz, die der Gram verlieh,
sollt mich Mara nennen, nicht mehr Noomi.
Die im Lenz gegangen, jung, mit leichtem Sinn,
kommt zerriss'nen Herzens, eine Bettlerin.
Not bedrückt die Seele, Herzeleid schweigt nie.
Sollt mich Mara nennen, nicht mehr Noomi. –
Doch aus tiefer Trauer, Täuschung und Verdruss
kommt sie zu der Tennen reichem Überfluss.
Die in Kümmernissen trüb und trostlos ward,
findet, dass der Tröster lange schon geharrt.
Welkte alle Wonne, losch die Zuversicht, –
dennoch: um den Abend wird es wieder Licht!