Es ist lehrreich festzustellen, wo diese Szene der versuchten Verfluchung Israels, die in 4. Mose 22 – 24 beschrieben ist, in den Briefen des Paulus erwähnt wird. Er hat ja gesagt, «dass alle diese Dinge», die jenen als Vorbilder widerfuhren, «geschrieben worden sind zu unserer Ermahnung» (1. Kor 10,11). Daher lesen wir seine Briefe auch in dieser Beziehung mit Interesse und finden darin für uns die wahre Bedeutung vom Roten Meer, vom Jordan, und anderen Vorbildern.
In der Szene, die hier vor uns steht, ist das Volk Israel in den Ebenen Moabs gelagert, jenseits des Jordans, an der Stelle, von wo aus sie später den Jordan Richtung Gilgal überquerten. Der Römerbrief zeigt uns die Wahrheit vom Roten Meer, Kolosser 2 vom Jordan, der Epheserbrief vom Land selbst. Wo aber können wir in diesen Briefen sehen, dass die Frage vom Versuch Balaks, Israel zu verfluchen, erhoben und beantwortet wird? Wir wissen ja, dass – wie im Fall Israels, wo Gott sein Volk gerechtfertigt hat und keine Anschuldigung gegen das Volk hören wollte – Er auch heute die gleiche Haltung uns gegenüber einnimmt. Er erlaubt nicht, dass gegen uns Anklage erhoben wird, und zwar von keinem der drei Standpunkte aus, die in 4. Mose 22 – 24 vorgebildet sind.
Wo sehen wir denn dies in der Geschichte unserer Erlösung dargestellt, die in den Briefen des Paulus in einer Panorama-Schau ausgebreitet wird? Ich denke Römer 8,31-39 zeigt uns diese Stelle. Dort lesen wir: «Was sollen wir nun hierzu sagen? Wenn Gott für uns ist, wer gegen uns?» Dort wird das Bild der Ereignisse in den Ebenen Moabs vollständig und schön auf uns angewendet. Balak führte Bileam zu drei Aussichtspunkten, von wo aus er das Volk sehen konnte:
- Zuerst zu den «Höhen des Baal»,
- dann «nach dem Feld der Wächter»
- und schliesslich «auf den Gipfel des Peor».
So sehen wir in Römer 8 zuerst:
- «Wer wird gegen Gottes Auserwählte Anklage erheben?»
- Ferner: «Wer ist es, der verdamme?»
- Und drittens: «Wer wird uns scheiden von der Liebe des Christus?»
Diese Fragen hätte man auch auf den Höhen über den Ebenen Moabs stellen können. Gott erlaubt nicht, dass irgendeine Anklage gegen sein Volk erhoben wird. Er will nicht darauf hören. Es ist vollkommen gerechtfertigt.
Römer 8 bringt uns – bildlich gesprochen – zur Ebene des Jordans, aber weder in den Jordan hinein noch hinüber, wie dies zum Beispiel in der Wahrheit von Kolosser 2,11-15 zum Ausdruck kommt. Römer 8 entspricht der Szene in 4. Mose 22 – 24 auch im Ausspruch: «Wie Schlachtschafe sind wir gerechnet worden». So betrachtete Balak die Israeliten in Wirklichkeit, fühlte sich aber machtlos, um die Schlachtung durchzuführen; darum warb er Bileam an. Paulus fährt fort: «Aber in diesem allem sind wir mehr als Überwinder durch den, der uns geliebt hat.»
Welch sichere, herrliche Stellung ist uns doch durch den Glauben an den Herrn Jesus zuteilgeworden! «Welche er aber zuvor bestimmt hat, diese hat er auch berufen; und welche er berufen hat, diese hat er auch gerechtfertigt; welche er aber gerechtfertigt hat, diese hat er auch verherrlicht» (Röm 8,30).