«Ihr habt gesehen, … wie ich euch auf Adlers Flügeln getragen und euch zu mir gebracht habe.» (2. Mo 19,4)
Diese Worte waren die erste Botschaft, die Mose von dem HERRN für das Volk empfing, als sie beim Sinai anlangten. Das schöne Bild, das die Fürsorge Gottes für sein Volk zum Ausdruck bringt, war ganz dem Ort angepasst, wo sie ihr Lager aufgeschlagen hatten. Sie waren drei Monate lang und zuletzt in einer Berggegend gewandert, auf Übergängen, die sie immer höher geführt hatten, bis zur einsamen Grösse des Sinai. Der Adler ist ein Bewohner dieser Berge und baut sein Nest in den schwindelerregenden Höhen der Felswände, wo hinauf nur seine mächtigen Flügel ihn zu tragen vermögen.
Das Bild entsprach völlig der Weise, in der das Volk Israel diese lange Reise erlebt hatte. Ein stärkerer Arm als der eines Mose hatte für ihre Bedürfnisse gesorgt; ein Weiserer als er war ihr Führer gewesen. Auf dem ganzen Weg war dauernd, aber unsichtbar, die Macht und die Liebe des HERRN, ihres Gottes, unter ihnen wirksam gewesen, zu ihrer Stütze und zu ihrem Schutz.
Warum wurden sie so begünstigt? Wenn sie es bis dahin nicht gewusst hatten, so sollten sie es jetzt verstehen: es geschah, damit sie zu dem HERRN geleitet würden. «Ich habe euch zu mir gebracht», sagt Er. Zweifellos mochten sie oft gedacht haben, Gott sei herabgekommen, um sie aus der Knechtschaft Ägyptens zu befreien, weil Er ihr Elend gesehen und ihr Seufzen gehört habe. Und die gleiche Sprache der Liebe Gottes ihnen gegenüber konnten sie aus all dem vernehmen, was ihnen seit ihrer Befreiung begegnet war. Das war bestimmt so, aber hinter allen diesen Erfahrungen war noch Besseres. Gott liess das Volk durch sie hindurchgehen, um sie dazu zu führen, Ihn besser kennenzulernen. Er wollte inmitten der götzendienerischen Nationen ein Volk haben, das Ihn kannte. Im Blick auf diese Segnung war es, dass Er sie auf diesem wunderbaren Wege zum «Berg Gottes» gebracht hatte (2. Mo 18,5); Er wollte sich ihnen dort auf eine innigere, offenkundigere Weise offenbaren.
Wenn unsere Augen geöffnet sind, so können wir die gleichen Adlersflügel unter jedem einzelnen von uns erblicken. Sie tragen uns immer höher hinauf, dahin, wo wir mehr von Gott hinzulernen können. Wir betrachten unsere Umstände oft im Licht unserer eigenen Segnung und der Ermunterung, die wir vielleicht darin finden. Gott will aber, dass wir weitergehen und in allem, was sich in unserem Leben ereignet, Gelegenheiten sehen, Ihn besser kennenzulernen. Die Stellung, in die uns die Gnade versetzt hat, ist von solcher Art, dass wir dies auf die vollständigste und beste Weise lernen können – im Angesicht Jesu Christi. Jeden Tag dürfen wir die Erfahrung machen, dass Er uns in den Dingen, die uns unmittelbar berühren, näher zu sich zieht.
Er gebe uns, uns darüber zu freuen, dass wir durch diese mächtigen Adlersflügel zu diesem gesegneten Endergebnis gebracht werden, das Gott nie aus den Augen verliert!
- Christus wird in Gnade leiten
seine teur erkaufte Schar.
Ja, an seiner Hand wir schreiten
froh und sicher trotz Gefahr
durch die Fremde
bis ans Ende,
seiner heilgen Wohnung zu,
wo das Herz nichts mehr begehrt,
jeder Mund ihn lobt und ehrt.