«Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und euer ganzer Geist und Seele und Leib werde untadelig bewahrt bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus. Treu ist er, der euch ruft; er wird es auch tun» (1. Thes 5,23-24).
Dieser Wunsch und die nachfolgenden Grüsse beschliessen den ersten Thessalonicher-Brief. Er lautet wie ein zu Gott emporgesandtes Gebet des Apostels, der sich in voller Übereinstimmung mit dem Willen Gottes befindet. Paulus kann sagen: Gott, «der euch ruft, ist treu, Er wird es auch tun».
Sein Wunsch bezieht sich auf den praktischen Zustand der Gläubigen. Durch das kostbare Blut Christi sind sie um einen unaussprechlich hohen Preis für Gott erkauft worden (1. Pet 1,18.19). Ihre ganze Persönlichkeit gehört nun Ihm. Er erwähnt «Geist und Seele und Leib» und wünscht, dass sie untadelig bewahrt bleiben möchten im Hinblick auf die baldige Ankunft unseres Herrn Jesus Christus, die alles offenbar machen werde.
Der Zeitlauf dieser Welt ist böse; er wird beherrscht durch den Fürsten der Gewalt der Luft. Gott wünscht, dass wir abgesondert von der Welt vorangehen, und Er will uns auch bewahren. Unser Geist ist der erkennende, forschende Teil unserer Persönlichkeit (1. Kor 2,11; Spr 20,27). Es ist durchaus nicht gleichgültig, welche Nahrung wir ihm zuführen. Falsche Unterweisung, «die abirren lässt von den Worten der Erkenntnis», bedeutet für ihn Gefahr (Spr 19,27). Menschliche Philosophie, die «nicht nach Christus» ist, könnte uns als Beute wegführen (Kol 2,8). Leichtsinnige oder unreine Bücher sind geradezu Gift für unseren Geist. Unsere Seele läuft Gefahr, Schaden zu nehmen, wenn unsere Zuneigungen, unsere inneren Empfindungen nicht gottgemäss geordnet sind.
Wie ernst auch die Gefahren sein können, die unseren Leib bedrohen, sehen wir leider nur zu oft an Menschen, bei denen die Folgen der Sünde den ganzen Leib zugrunde gerichtet haben. Das Wort ruft uns zu: «Ihr seid um einen Preis erkauft worden; verherrlicht nun Gott in eurem Leib» (1. Kor 6,20). Dies ist für uns, die wir dem Herrn angehören, die richtige, gottgemässe Zweckbestimmung unseres Leibes. Wir sollen uns selbst Gott darstellen als Lebende aus den Toten und «unsere Glieder zu Werkzeugen der Gerechtigkeit» (Röm 6,12.13). Unsere Leiber sind «Glieder Christi» und «der Tempel des Heiligen Geistes», der in uns wohnt, den wir von Gott haben. So gehören wir nicht uns selbst an (1. Kor 6,15-19). Gott gibt uns auch bezüglich unseres Leibes seinen Willen kund: «Denn dies ist Gottes Wille: eure Heiligkeit, dass ihr euch der Hurerei enthaltet, dass jeder von euch sein eigenes Gefäss – wohl seinen eigenen Leib – in Heiligkeit und Ehrbarkeit zu besitzen wisse, nicht in Leidenschaft der Lust, wie auch die Nationen, die Gott nicht kennen … Denn Gott hat uns nicht zur Unreinheit berufen, sondern in Heiligkeit. Deshalb nun, wer dies verachtet, verachtet nicht einen Menschen, sondern Gott, der euch auch seinen Heiligen Geist gegeben hat» (1. Thes 4,3-8).
Die Thessalonicher, an die der Apostel hier schrieb, waren noch jung im christlichen Glauben. (Vergleiche hierzu Apostelgeschichte 17,1-15, mit 1. Thesalonicher 2,1-2 und 3,1.) Der Wunsch des Apostels zu Gott bezüglich ihres Wandels war auch eine Ermahnung an sie. Gott, der sie aus der Heidenwelt oder aus dem Judentum herausgerufen hatte, war treu. Er wirkte in ihnen, um sie auch in praktischer Weise mehr und mehr von jeder Art des Bösen abzusondern. Zwei Stellen mögen uns helfen zu verstehen, wie das geschieht: In Johannes 17 bittet der Herr im Blick auf seine geliebten Jünger: «Heilige sie durch die Wahrheit: dein Wort ist Wahrheit.» Das Wort Gottes vermag uns praktisch in einen guten Zustand zu bringen und uns darin zu erhalten. Achten wir aber nicht oder nicht genügend darauf, so muss Gott, unser Vater, uns züchtigen «zum Nutzen», damit wir seiner Heiligkeit teilhaftig werden» (Heb 12,10).
Gott ist Licht und Er ist Liebe. Solange wir hier auf der Erde pilgern, ist Er um uns bemüht, damit wir auch praktisch mehr und mehr mit seinem Wesen im Einklang seien, damit sein Name durch uns «geheiligt werde», die wir uns zu Ihm bekennen. Es ist der Gott des Friedens, der dahin wirkt. Der Genuss seines Friedens und unserer grossen Vorrechte in Christus wird sich auf einem Weg der Absonderung vom Bösen, in einem Wandel in der Furcht Gottes in Übereinstimmung mit seinem Charakter finden.
Beachten wir noch, dass dieser Wunsch des Apostels zu Gott für die Thessalonicher sich auf Gläubige bezieht, die er wegen ihrer Stellung in Christus vor Gott als «heilige Brüder» anreden kann. «Ich beschwöre euch bei dem Herrn, dass der Brief allen heiligen Brüdern vorgelesen werde.» Diesem ernsten Ruf fügt er dann noch das kennzeichnende, liebliche Schlusswort aller seiner Briefe hinzu: «Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch.»