Meine Kinder und das Werk meiner Hände

Jesaja 45,8-12

Beim Lesen von Jesaja 45 fällt uns auf, dass viele aktuelle Fragen gestellt werden. Wir lernen aus diesem Kapitel, einerseits in der richtigen Einstellung zu fragen und anderseits unsere Fragen an Gott zu richten, der alles im Voraus weiss.

«Träufelt, ihr Himmel droben, und Gerechtigkeit mögen rieseln die Wolken! Die Erde öffne sich, und es sprosse Heil, und sie lasse zugleich Gerechtigkeit hervorwachsen! Ich, der HERR, habe es geschaffen. Wehe dem, der mit seinem Bildner rechtet – ein Tongefäss unter irdenen Tongefässen! Darf wohl der Ton zu seinem Bildner sagen: Was machst du?, und dein Werk: Er hat keine Hände? Wehe dem, der zum Vater spricht: Warum zeugst du?, und zur Frau: Warum gebierst du? So spricht der HERR, der Heilige Israels und der es gebildet hat: Über das Zukünftige fragt mich; meine Kinder und das Werk meiner Hände lasst mir anbefohlen sein! Ich habe die Erde gemacht und den Menschen auf ihr geschaffen; meine Hände haben die Himmel ausgespannt, und all ihr Heer habe ich bestellt» (Jes 45,8-12).

In diesem Kapitel werden drei wichtige Lebensfragen aufgegriffen, die die Menschen seit jeher beschäftigt haben:

  • Warum bin ich so, wie ich bin?
  • Warum hat mein Vater mich gezeugt und hat meine Mutter mich geboren?
  • Was wird mir die Zukunft bringen?

Solange wir uns gegen unser Los auflehnen und diese Fragen in einer vorwurfsvollen Haltung gegen Gott und unsere Eltern stellen, muss Er uns zurufen: «Wehe dir!» Erst wenn wir bereit sind, uns an den Platz zu stellen, den der Schöpfer-Gott uns zuweist, kommen wir zur Ruhe. Dann finden unsere Herzen Trost bei Ihm. Diese Fragen machen also deutlich, dass Gott uns seinen Trost erst geben kann, wenn wir bereit sind, unsere Gedanken seinen Gedanken unterzuordnen.

1) Die Anklage gegen Gott

Unser menschliches Sein wirft Fragen auf, besonders wenn wir uns in irgendeiner Weise benachteiligt fühlen. Wir fragen uns: Warum bin ich so, wie ich bin? Warum bin ich in diese Familie hineingeboren worden und habe deshalb dieses Aussehen und diesen Charakter? Warum bin ich weniger fähig als andere? Warum habe ich eine Behinderung? Fragen, die wir zwar stellen dürfen, aber nicht als Anklage gegen Gott, denn Er ist unser souveräner Schöpfer. Wenn wir zu den Fragen unseres Seins keine bejahende Antwort finden, werden wir unser ganzes Leben lang unglücklich bleiben.

Jesaja spricht in diesen Versen von einem Menschen, der das Wort gegen Gott nimmt, Ihm Vorwürfe macht und sich bei Ihm beklagt. Dabei vergisst er, dass er nur ein Tongefäss unter vielen anderen ist. Gott muss ihm sagen: «Wehe dem, der spricht: Warum machst du?, und dein Werk: Er hat keine Hände?» Wer mit seinem Schicksal hadert, erhebt sich gegen seinen Schöpfer und macht sich damit selbst unglücklich.

Bei David sehen wir, dass es ein Weg dahin ist, bis wir uns – so wie wir sind – als Geschöpfe Gottes akzeptieren. Er dachte viel über sein Leben nach. Es gab eine Zeit, da er vor Gott fliehen wollte – bis er Ihn als seinen Schöpfer anerkannte, der sein Leben schon im Mutterleib gebildet hatte: «Du besassest meine Nieren; du wobst mich im Leib meiner Mutter. Ich preise dich dafür, dass ich auf eine erstaunliche, ausgezeichnete Weise gemacht bin. Wunderbar sind deine Werke, und meine Seele weiss es sehr wohl» (Ps 139,13.14).

Gott, der uns geschaffen hat, hat einen Sinn in unser Leben hineingelegt. Nun möchte Er in unserem Leben das bewirken, was Er uns zugedacht hat. Wenn Er deine Gedanken dahin lenken kann, dass du dein Leben mit seinen Augen siehst, dann wirst du im Blick auf dich selbst in die Worte von Paulus einstimmen: «Von ihm und durch ihn und für ihn sind alle Dinge» (Röm 11,36).

2) Die Anklage gegen die eigenen Eltern

Ein weiteres Hindernis, sich trösten zu lassen, ist die Anklage gegen die eigenen Eltern. Meistens erfolgen solche Vorwürfe erst, wenn jemand in grosse Lebensbedrängnis kommt und keinen Ausweg mehr sieht. Wie viele Kinder gibt es, die ausserhalb einer Ehe geboren wurden, die nie gewollt waren oder wenig bis gar keine Liebe empfangen haben! Doch Gott möchte nicht, dass wir deswegen unsere Eltern anklagen. «Wehe dem, der zum Vater sagt: Warum zeugst du?, und zur Frau: Warum gebierst du?» Der Mensch hat weder Macht über seine eigene Zeugung und Geburt noch über den Tag seines Todes.

Hiob, der durch grosse Verluste und eine schlimme Krankheit schwer geprüft war, verfluchte den Tag seiner Geburt. Er wünschte, er wäre nie geboren worden. Welch ein mühevolles Ringen folgte dann, bis Hiob zur Einsicht kam. Er musste sich eingestehen, dass er etwas zu beurteilen versuchte, was er nicht ergründen konnte – «Dinge, zu wunderbar für mich, die ich nicht kannte» (Hiob 42,3). Erst als er dies erkannte, war er bereit, Beileid und Trost anzunehmen. Das Ende seiner Geschichte war, dass der Herr ihn in seiner Barmherzigkeit gesund machte und ihm das Doppelte von dem gab, was er vorher hatte (Jak 5,11).

Auch Fehlgeburten sind für Eltern eine Not, die sie nur mit der Hilfe des Herrn aus seiner Hand annehmen und überwinden können. David erkannte, dass Gott alles weiss und sieht, auch das ungeborene Leben: «Meinen Keim sahen deine Augen, und in dein Buch waren sie alle eingeschrieben, die Tage, die entworfen wurden, als nicht einer von ihnen war» (Ps 139,16). Beachte, dass auch das ungeborene Leben bereits in sein Buch eingetragen ist. Wir dürfen dem Schöpfer vertrauen, der Vorauskenntnis über jedes Leben besitzt. Er weiss, warum Er was tut. Daher vermag Er uns zu trösten und aufzurichten.

3) Die Frage nach der Zukunft

Menschen möchten gern etwas über ihre Zukunft wissen: über Erfolg und Misserfolg, über Glück und Unglück, über Gesundheit und Krankheit, über Leben und Tod. Doch beim Gedanken an die Zukunft können uns auch leicht Befürchtungen des Unglaubens befallen. So erging es Hiob: «Ich fürchtete einen Schrecken, und er traf mich, und wovor mir bangte, das kam über mich» (Hiob 3,25). Deshalb sagt uns Gott: «Über das Zukünftige fragt mich.» Weil Er es gut mit uns meint, sagt Er uns nur das, was uns ermutigt. Niemals überfordert Er uns mit Ankündigungen, die uns in dauernde Angst versetzen würden. Wir sind seine Kinder und das Werk seiner Hände. Ihm dürfen wir uns im Blick auf die Zukunft anbefehlen.

Der HERR ist der Schöpfer der Erde und der Menschen, die hier liebevoll seine Kinder genannt werden. Wenn Er unser Schöpfer ist, möchte Er dann nicht das Beste für uns? Er, der alles bereitet hat, beschreibt in Vers 12, wie Er in vielfältiger Weise mit seinen Händen geschaffen hat, durch sein Wort bestellt hat und bis heute hinter dem Weltgeschehen wirkt.

  • «Meine Hände haben den Himmel ausgespannt.» In der Unendlichkeit des Universums zeugen die Hände Gottes von seiner Liebe bis ins Einzelne, bis hin zu dir, dem Menschenkind.
  • «All ihr Heer habe ich bestellt.» Wenn Er durch sein Machtwort die zahlreichen Sterne ins Dasein gerufen hat, sollte Er dann nicht auch das Grosse und das Kleine in deinem Leben vermögen?
  • Er wirkt – auch wenn wir es nicht sehen – hinter dem Weltgeschehen. Ein eindrückliches Beispiel dafür ist der persische König Kores (Cyrus), der am Anfang dieses Kapitels erwähnt wird. Gott nannte ihn 200 Jahre vor seiner Geburt mit Namen und teilte mit, dass Er ihm den Auftrag geben würde, einen Erlass zum Wiederaufbau des Tempels herauszugeben. Genauso geschah es (Jes 44,28; Jer 29,10; Esra 1,1).

Sind das nicht Gründe genug, Gott über die Zukunft zu fragen? Frage nie einen Wahrsager, denn diese Menschen stehen mit Dämonen in Verbindung! Ihre Voraussagen schaden denen, die sie aufsuchen. Ihre Aussagen sind keine Ermutigung, sondern bewirken Angst oder falsche Hoffnung. Der Herr warnt uns ausdrücklich davor: «Es soll niemand unter dir gefunden werden, der seinen Sohn oder seine Tochter durchs Feuer gehen lässt, niemand, der Wahrsagerei treibt, kein Zauberer oder Beschwörer oder Magier oder Bannsprecher oder Totenbeschwörer oder Wahrsager oder jemand, der die Toten befragt. Denn ein Gräuel für den HERRN ist jeder, der diese Dinge tut» (5. Mo 18,10-12). Denk an Saul, bei dem die Ankündigung seiner Niederlage Todesangst auslöste und der sich in seiner Verzweiflung selbst das Leben nahm! Ausserdem wissen wir aus der Bibel, dass Gott die Wahrsager zu Narren machen und ihre Wunderzeichen vereiteln wird (Jes 44,25).

Welcher Mensch könnte es besser haben als ein Glaubender? Statt dich über das eigene Los zu beklagen oder dir unnötige Sorgen über die Ungewissheit der Zukunft zu machen, freue dich, dass der ewige, allmächtige Gott dein liebender Vater ist und immer für dich Sorge trägt.

Wir haben im Leben immer wieder Entscheidungen zu treffen. Das Wort Gottes zeigt uns anhand vieler Beispiele, was eine gute oder was eine schlechte Wahl für uns ist.