Die Jünglinge, die auf Befehl Nebukadnezars von Jerusalem nach Babel versetzt wurden (Daniel 1), mussten sich entscheiden.
Der allgewaltige heidnische König hatte verordnet, dass sie nach einem bestimmten Programm drei Jahre lang gebildet und erzogen werden sollten, um dann im Palast des Königs zu stehen und ein Amt zu bekleiden. Sie sollten:
- die Schriften und die Sprache der Chaldäer studieren;
- jeden Tag eine Tagesration von der Tafelkost des Königs essen und von dem Wein trinken, den er trank.
Wer wollte sich da widersetzen? Waren sie nicht Gefangene? Wurde ihnen da nicht ein angenehmes Leben, eine glänzende Laufbahn angeboten? Die Mehrzahl der Jünglinge unterwarf sich daher ohne weiteres der königlichen Verordnung (Vers 15).
Aber im Herzen Daniels arbeitete es. Er war einer, der im Glauben mit Gott lebte. Daher liebte er auch seine Gebote. Diese galten überall und in allen Umständen, auch in der Gefangenschaft. Bestand die «Tafelkost des Königs» nicht vorwiegend aus Fleisch, und aus Fleisch von Tieren, die im Gesetz des HERRN als unrein bezeichnet waren (3. Mo 11)? So schmackhaft diese Gerichte sein mochten, er wollte sich als Israelit nicht dadurch verunreinigen.
Und auch vom Wein, den der König trank, wollte er nicht trinken. Da bestand zwar kein Gebot. (Nur dem Nasir und zeitweise dem Priester war er untersagt.) Doch wie ging es an einer heidnischen Festtafel zu? Da löste der viele Weingenuss die sittlichen Hemmungen, da unterschied man schon gar nicht mehr «zwischen dem Heiligen und dem Unheiligen und zwischen dem Reinen und dem Unreinen» (3. Mo 10,10). Da war der Wein ein «Spötter» und führte dazu, die falschen Götter zu rühmen (Dan 5,4). Auch damit wollte Daniel nichts zu tun haben.
Darum erbat er sich von Anfang an vom Obersten der Kämmerer, dass er sich nicht mit der Tafelkost und dem Wein des Königs verunreinigen müsse. Seine drei Freunde schlossen sich ihm an; ein treues Zeugnis ist für andere ein Ansporn.
Gemüse und Wasser, mindestens drei Jahre lang, am selben Tisch, wo die anderen auserlesene Tafelkost genossen und vom besten Wein tranken! War das nicht hart? Waren die vier jungen Männer nicht zu bedauern?
Vergessen wir nicht, dass sie es taten, um Gott zu gefallen, um Ihm zu gehorchen, um mit Ihm zu wandeln. Gott blieb ihnen nichts schuldig. Beim Lesen ihrer weiteren Geschichte zeigt es sich, dass sie «das gute Teil erwählt» hatten:
- Ihr Aussehen zeigte sich besser und völliger an Fleisch, als das aller Jünglinge, die die Tafelkost des Königs assen (Vers 15). Gott segnete ihre Speise.
- Gott gab diesen vier Jünglingen Kenntnis und Einsicht in aller Schrift und Weisheit (Vers 17). Selbst Nebukadzenar musste feststellen, dass sie in allen Sachen einsichtsvoller Weisheit allen Schriftgelehrten und Beschwörern zehnmal überlegen waren. – Wer sich für Gott vom Bösen absondert und Ihn fürchtet, dem gibt Er Einsicht in seine Gedanken und Geheimnisse (Ps 25,14).
- Sie hatten vertrauten Umgang mit Gott im Gebet, und Er hörte auf ihre Bitten (2,18.19; 6,11.23).
- Er gab ihnen in ihren Prüfungen wunderbare Beweise dafür, dass Er bei ihnen und dass Er ihr Gott war (3,24.25; 6,23).
- Er nannte Daniel durch den Engel «Vielgeliebter» (9,23; 10,11.19). Er durfte die Liebe Gottes in einem besonderen Mass erfahren.
Alle Tage nur Gemüse und Wasser, andauernde Enthaltsamkeit und Entsagung um des Herrn willen, und doch so überreich!
Wie Aschpenas zu Unrecht meinte, die Angesichter der vier Jünglinge würden bei Gemüse und Wasser zerfallen (Vers 10), so meinen auch heute viele Kinder der Welt, ein Christ, der es mit seinem Bekenntnis ernst nehme, müsse ein hohlwangiger Kopfhänger sein. Gewiss, der Gläubige, der mit dem Herrn vorangeht, wird sich von der Welt unbefleckt erhalten (Jak 1,27), indem er ihrer Tafelkost, die ihm von allen Seiten angeboten wird, entsagt. Nährt er sich dabei aber von Christus Jesus, der in der Welt allerdings verachtet ist, so ist er «völliger an Fleisch» als die anderen. Ihm wird «nichts mangeln». Sagt Er nicht: «Mein Vater gibt euch das wahrhaftige Brot aus dem Himmel … Ich bin das Brot des Lebens, wer zu mir kommt, wird nicht hungern, und wer an mich glaubt, wird niemals dürsten» (Joh 6,32-35)?
Es ist umgekehrt: Wie viel Hunger und Durst leiden doch die Menschen, die den Herrn Jesus nicht kennen! Die Tafelkost des Fürsten dieser Welt vermag ihre Bedürfnisse nie zu stillen.