Säen und ernten

Galater 6,7

«Was irgend ein Mensch sät, das wird er auch ernten» (Galater 6,7).

Die Früchte

Jeder Mensch ist in diesem Leben ein Säer. Die Werke, die er tut, die Worte, die er spricht, sind wie ausgestreute Samen, die zuerst in der Erde verborgen sind, aber dort keimen und zur bestimmten Zeit Frucht hervorbringen. Oft sehen wir die Früchte davon schon in diesem Leben. Aber für jeden Menschen kommt die eigentliche Ernte erst nach diesem Leben, in der vor uns liegenden Ewigkeit. Das Mähen und Ernten dessen, was wir hier gesät haben, findet statt, wenn der Herr kommt – und sein Lohn mit Ihm. Wir werden alle vor dem Richterstuhl des Christus offenbar werden, und jeder wird empfangen, was er in dem Leib getan, nach dem er gehandelt hat, es sei Gutes oder Böses.

Wie wenig geben wir uns doch darüber Rechenschaft, dass unser Leben ein fortwährendes Aussäen ist, dass bald gesehen wird, wie und was wir gesät haben, und dass wir Früchte ernten werden, bleibende Früchte.

Stellt dieser ernste Gedanke uns nicht vor die Frage: Was säen wir in unserem Leben, was suchen wir zu erreichen, welches ist der Sinn, der Inhalt unseres Lebens? Sind es die sichtbaren Dinge, oder ist es der Herr und die zukünftige Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll?

Paulus konnte schreiben: Christus lebt in mir. Das Leben ist für mich Christus. Er ging seinen Weg in Gehorsam gegenüber dem Herrn voran, suchte nicht sich selbst und wollte nicht den Menschen gefallen, sondern Gott. Christus selbst war der Inhalt und das Ziel seines Lebens. Und welche Ernte kann er erwarten? Die Krone der Gerechtigkeit, die der Herr, der gerechte Richter, ihm an jenem Tag geben wird.

Und wir? Sind wir Nachahmer des Paulus, Nachfolger des Christus? Er ist ja für alle gestorben, damit die, die leben, nicht mehr sich selbst leben, sondern dem, der für sie gestorben und auferweckt worden ist.

Das Gewissen

Unser Gewissen ist in diesem Zusammenhang sehr wichtig. Den Blick auf die Auferstehung, auf das künftige Leben, auf die Ernte gerichtet, übte sich Paulus allezeit, ein Gewissen ohne Anstoss zu haben vor Gott und Menschen.

Wenn unser Gewissen uns verurteilt, weil wir gesündigt haben, können wir keine guten Früchte hervorbringen. Unsere Gemeinschaft mit dem Herrn ist dann gestört. Solange wir noch in diesem Leib sind, besteht die Gefahr, dass unser Gewissen verunreinigt wird. Dies kann so plötzlich geschehen wie bei David, als er in die Sünde fiel und ein Ehebrecher und Totschläger wurde. Auch können wir, wie Demas, unversehens den jetzigen Zeitlauf, die Welt, liebgewinnen.

Wie nötig ist es da, uns im Licht Gottes zu prüfen und Ihm alles, was bei uns verkehrt ist, zu bekennen, und zu Ihm zurückzukehren, damit wir in seiner Gemeinschaft wiederhergestellt werden. «Ausser mir könnt ihr nichts tun», keine Frucht bringen, hat der Herr Jesus selber gesagt.

Wenn sich Paulus übte, allezeit ein gutes Gewissen zu haben vor Gott und Menschen, so sollen wir ihn auch hierin nachahmen. Wir müssen unsere Sinne in der Unterscheidung des Guten und des Bösen üben. Dies soll uns zur Gewohnheit werden (Heb 5,14), nicht nur bei Entschlüssen, die uns wichtig scheinen, sondern auch in all unserem Tun. Wie oft mangelt uns dieses Unterscheidungsvermögen, und wie viel Leid hätten wir uns schon ersparen können, wenn wir es treuer ausgeübt hätten! Denken wir nur an Lot, der die Ebene des Jordan erwählte, die Umgebung der gottlosen Stadt Sodom. Diese verkehrte Wahl, eine Folge des Mangels an Wachsamkeit, hat sein ganzes ferneres Leben, vom geistlichen Gesichtspunkt aus gesehen, fruchtleer gemacht. Und wie viel Leid ist dadurch über ihn und seine Familie gekommen!

Um Gut und Böse unterscheiden zu können, ist es nötig, im Wort der Gerechtigkeit gegründet zu sein. So wird Gottes Wort, das Licht für unseren Pfad und die Leuchte für unseren Fuss, in Hebräer 5,13 genannt. Es unterweist uns, wie wir Gott in allen unseren Tagen, in Heiligkeit und Gerechtigkeit, wohlgefällig dienen können. Verwerfen wir aber das Wort des Herrn, indem wir ihm keine Beachtung schenken, dann fehlt uns die Weisheit, wenn wir auch nach weltlichem Massstab zu den Weisen gezählt werden mögen.

Dem Herrn gefallen

Säen hier auf der Erde – ernten im Himmel. Jetzt arbeiten, solange es Tag ist – der Lohn folgt, sobald der Herr Jesus kommt! Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten. Welch eine Freude, wenn wir jetzt treu sind, aus seinem Mund hören zu können: «Wohl, du guter und treuer Knecht! Über weniges warst du treu, über vieles werde ich dich setzen; geh ein in die Freude deines Herrn» (Mt 25,21.23).

«Gebt acht auf euch selbst, damit wir nicht verlieren, was wir erarbeitet haben, sondern vollen Lohn empfangen» (2. Joh 8). Ist denn ein solcher Verlust möglich? Ganz gewiss! Wir empfangen nur Lohn für das, was wir für den Herrn getan haben, nicht für einen Dienst, bei dem wir uns selbst im Auge hatten. Wenn wir jemandem einen Becher kalten Wassers geben in Jesu Namen, weil er des Christus ist, ja selbst wenn wir «einen dieser Kleinen nur mit einem Becher kaltes Wasser zu trinken geben in eines Jüngers Namen», so werden wir unseren Lohn nicht verlieren. Wenn wir aber etwas tun, um von den Menschen gesehen und geehrt zu werden, dann haben wir keinen Lohn bei unserem Vater, der in den Himmeln ist. Wenn wir Menschen gefallen wollen, sind wir nicht Christi Knechte.

Lasst uns doch darüber wachen, dass wir in unserem Tun nicht uns selbst suchen und Ehre nehmen voneinander. Lasst uns das Lob suchen, das von Gott ist. Dieses Lob wird uns zuteil, wenn der Herr selbst und nur Er allein der Gegenstand unseres Dienstes ist. «Wenn mir jemand dient, so wird der Vater ihn ehren» (Joh 12,26).

Niemand von uns denke, er habe weniger Gelegenheit, dem Herrn zu dienen, weil er nicht auf eine besondere Weise vom Herrn berufen sei und der Herr ihn nicht mit besonderen Gaben ausgerüstet habe. Jeder kann da, wo der Herr ihn hingestellt hat, Ihm dienen, und einst dafür Lohn empfangen. Die einzige Voraussetzung dafür ist dies, dass wir Ihn lieben und sein Wort und seine Gebote bewahren. In Kolosser 3 wird zu den Knechten gesagt: «Was irgend ihr tut, arbeitet von Herzen, als dem Herrn und nicht den Menschen, da ihr wisst, dass ihr vom Herrn die Vergeltung des Erbes empfangen werdet; ihr dient dem Herrn Christus» (Kol 3,23.24).

Wir können dem Herrn auch mit unserer Habe dienen, auch so können wir säen. Hierin ist jeder angenehm, nach dem, was er hat. Die Scherflein der Witwe übertrafen alle anderen Gaben, die in den Schatzkasten geworfen wurden! Lasst uns bedenken: «Wer sparsam sät, wird auch sparsam ernten, und wer segensreich sät, wird auch segensreich ernten» (2. Kor 9,6).

«Lasst uns aber nicht müde werden, Gutes zu tun, denn zu seiner Zeit werden wir ernten, wenn wir nicht ermatten» (Gal 6,9).