Unsere Werke folgen uns nach

Galater 6,7-8

Diese Aussage gründet sich auf einen unveränderlichen Grundsatz des Wortes Gottes, den wir in Galater 6,7.8 finden: «Irrt euch nicht, Gott lässt sich nicht spotten! Denn was irgend ein Mensch sät, das wird er auch ernten. Denn wer für sein eigenes Fleisch sät, wird von dem Fleisch Verderben ernten; wer aber für den Geist sät, wird von dem Geist ewiges Leben ernten.»

Liebe junge Freunde, die ihr vielleicht morgen oder bald vor eine Wahl, vor eine wichtige Entscheidung gestellt werdet, ist es nicht der Mühe wert, diese so ernste Schriftstelle einige Augenblicke zu überdenken? Geben wir uns Rechenschaft darüber, dass jeder Mensch, der durch die Strasse des Lebens zieht, jeden Augenblick, bei jedem Schritt, eine Aussaat ausstreut? Sie besteht aus Gedanken, Worten oder Handlungen. Sie wird früher oder später keimen und Frucht bringen, und die Zeit der Ernte wird kommen. Die Ernte ist gewiss, niemand kann ihr entgehen. Möglicherweise werden andere mit uns ernten, aber niemand kann es für uns, an unserer Stelle tun.

Der angeführte Vers beweist, dass wir unsere Saat auf zweierlei Boden ausstreuen können: auf den Boden des Fleisches oder auf den Boden des Geistes. Es gibt solche, die meinen, sie könnten für das Fleisch säen und dabei doch eine geistliche Ernte einbringen. Welch ein Irrtum! Andere sind, nachdem sie für den Geist gesät haben, enttäuscht, dass sie dabei nicht auch eine reiche materielle Ernte einbringen können. Welch ein Mangel an Logik! Nein, diese beiden Gebiete sind durch eine «grosse Kluft» voneinander getrennt (Lk 16,26). Als ein Sonntagsschullehrer den Kindern die Begebenheit von Lazarus und dem reichen Mann (Lk 16,19-31) erzählt hatte, fragte er sie: Und nun, möchtet ihr Lazarus sein oder der reiche Mann? Ein Knabe antwortete: Während meines Lebens möchte ich wie der reiche Mann sein, nach meinem Tod aber wie Lazarus! – Ach, das ist ganz unmöglich, und was wir hier auf der Erde säen, hat seine Auswirkungen nicht nur für das gegenwärtige, sondern auch für das zukünftige Leben.

Viele Beispiele des Wortes zeigen uns, dass die Ernte von derselben Natur ist wie die Saat. Jakob hat, um die Segnung durch List zu erlangen, seinen alten Vater Isaak belogen; später aber haben seine Söhne ihn auch belogen, indem sie ihm das blutgetränkte Ärmelkleid Josephs zusandten. – Als sich Jakob für Esau ausgab, hatte er darauf spekuliert, dass die Augen seines Vaters zu schwach geworden waren, um zu sehen; später jedoch wurde auch Jakob getäuscht, durch Laban, der ihm in der Dunkelheit der Nacht Lea, die Verachtete, zur Frau gab, statt Rahel.

Eine noch ernstere Feststellung: Nicht nur ist die Ernte von derselben Art wie die Aussaat, man erntet auch viel mehr als man sät. Aus einer Eichel wächst eine riesige Eiche empor, und ich kann an einem Tag aussäen, was zur Ernte die Arbeit von zehn Männern erfordert. Jakob sagte eine Lüge, und seine zehn Söhne sind mit einer zehnfachen Lüge zu ihm gekommen.

Auch das Volk Israel in der Wüste hat eine vervielfachte Ernte einsammeln müssen: Der Unglaube von vierzig Tagen beim Auskundschaften des Landes durch die Abgesandten des Volkes hat zu den vierzig Jahren in der Wüste geführt, in denen das ganze Geschlecht aufgerieben wurde (4. Mo 14,33.34).

Man erzählt, dass, als Ludwig XI., der König von Frankreich, für seine Gefangenen ein raffiniertes Mittel der Folterung suchte, einer seiner Höflinge vorgeschlagen habe, eine Zelle zu bauen, die nicht genügend lang sei, um sich darin hinzulegen, noch genügend hoch, um darin aufrecht zu stehen. Diese Idee fand beim König Anklang, aber der erste Gefangene, den er in diese Zelle einsperren liess, war gerade der Mann, der ihm diesen teuflischen Vorschlag gemacht hatte; und er liess ihn vierzehn Jahre darin schmachten. Es waren nur einige Minuten nötig, um diese schreckliche Strafart vorzuschlagen, aber er erntete vierzehn Jahre lang die Frucht seiner Aussaat.

Ja, unsere Werke folgen uns nach, und wir müssen oft, selbst als Gläubige, während des Restes unseres Lebens die Folgen eines Fehltrittes oder einer eigenwilligen Handlung tragen. Wie viele Leben sind verpfuscht und wie manches Zeugnis ist verdorben worden durch eine leichtfertige Entscheidung, in Missachtung der Autorität des Herrn und seines Wortes, bei der man sich von persönlichen Erwägungen oder durch einen schlechten Rat leiten liess. Gewiss, der Herr kann in den so zahlreichen Problemen, die sich den Jungen stellen (Berufswahl, Verheiratung usw.), die Ratschläge erfahrener Brüder benutzen, aber wir müssen in erster Linie vom Herrn abhängig sein. Lasst uns nicht den jungen Rehabeam, den Sohn Salomos nachahmen (1. Könige 12), der, nachdem er die Alten, die früheren Räte seines Vaters, befragt hatte, die ihm zur Mässigung rieten, es vorzog, auf die hochmütigen und vermessenen jungen Ratgeber zu hören, die mit ihm aufgewachsen waren. Er gab dem Volk eine törichte und grobe Antwort (1. Kön 12,14), und in einem Augenblick verlor er durch seinen Fehler unwiderruflich mehr als zwei Drittel seines Territoriums und seiner Untertanen. Diese Spaltung, die nie heilte, wurde für das Volk Israel zu einem ungeheuren und nicht wiedergutzumachenden Unglück.

Machen wir es lieber wie Naaman (2. Könige 5), der trotz seiner hohen Stellung auf den weisen Rat seiner Knechte (Vers 13) hörte und dem Propheten Elisa gehorchte, indem er sich dessen Anweisung unterzog, sich siebenmal im Jordan zu baden. Dies war die einzige Möglichkeit der Heilung; wenn er nicht auf diesen weisen Rat gehört hätte, wäre er mit seinem Aussatz nach Syrien zurückgekehrt und hätte in den übrigen Tagen seines Lebens die Folgen eines einzigen Augenblicks des Unglaubens tragen müssen.

Sinnen wir doch über die Unterweisung der Sprüche nach: «Behüte dein Herz mehr als alles, was zu bewahren ist; denn von ihm aus sind die Ausgänge des Lebens» (Spr 4,23). «Stütze dich nicht auf deinen Verstand. Erkenne ihn auf allen deinen Wegen, und er wird gerade machen deine Pfade» (Spr 3,5.6). Und in Bezug auf den Bösen: «In den Fesseln seiner Sünde wird er festgehalten werden» (Spr 5,22).

Zweifellos, die Regierungswege Gottes gegenüber dieser Welt und gegenüber den Seinen scheinen uns manchmal geheimnisvoll und unverständlich. In seiner unendlichen Weisheit wägt Er den Grad der Verantwortlichkeit jedes Einzelnen ab. Aber wenn uns auch das Bewusstsein seiner unergründlichen Gnade anleitet zu sagen: «Wie viele Male hat deine zärtliche Fürsorge, dein überströmendes Erbarmen, statt mich zu strafen, in meinem Herzen eine Erinnerung zurückgelassen, die Erinnerung an deine Barmherzigkeit», so dürfen wir doch nicht diese göttliche Erklärung missachten: «Gott lässt sich nicht spotten! Denn was irgend ein Mensch sät, das wird er auch ernten.»