Die Wunder

Der Glaube liebt es, Gott in allen seinen Wegen anzuerkennen, ob Er Naturgesetze für die Ordnung des Universums festlegt, oder ob Er sie zeitweilig aufhebt, um gewisse Ziele der Gnade oder des Gerichts zu erreichen:

  • Die Sonne steht still (Jos 10,12-14);
  • die Erde tut sich auf und verschlingt Dathan und Abiram (4. Mo 16,25-34);
  • die Wasser werden in Blut verwandelt (2. Mo 7,20) oder
  • sie bleiben stehen «wie ein Damm» (Jos 3,13);
  • dem Feuer wird die Gewalt genommen (Dan 3,25-27);
  • der Mensch kann sogar zu einem Tier werden (Dan 4) oder
  • wird auf Geheiss Gottes von einem Fisch verschlungen (Jona 2,1).

Die Heilige Schrift bezeugt, dass zu allen Zeiten Wunder geschehen sind, sei es direkt durch die Hand Gottes oder durch Vermittlung seiner dazu berufenen Knechte. Sowohl das Alte wie auch das Neue Testament berichten davon.

Das Alte Testament erzählt vom allmächtigen Wirken Gottes für sein Volk in Ägypten, in der Wüste, in dem Land, in der Gefangenschaft. Im Neuen Testament hingegen lesen wir von Zeichen, die der Herr Jesus und seine Apostel sowie auch die getan haben, die durch ihr Zeugnis zum Glauben kamen (Mk 16,17). Auch die frühe Kirchengeschichte zeugt davon, dass Zeichen geschahen, als die Christenheit der Gewalt der heidnischen Kaiser und den Mächten der Finsternis gegenüberstand.

Der Zweck, den Gott durch die Wunder verfolgte, wird aus den Worten ersichtlich, die in der Schrift dafür gebraucht werden, nämlich:

  • Zeichen,
  • Wunder und
  • mächtige Taten.

Als «Zeichen» zeugten sie davon, dass Gott sein Volk besucht hatte; die «Wunder» richteten die Aufmerksamkeit der gottlosen Welt auf seine Rechte über sie; als «mächtige Taten» redeten sie davon, dass diese übermenschlichen Wirkungen nur durch seine Erlaubnis, als Folge seines souveränen Willens zustande kamen. Alle drei Bezeichnungen werden in Verbindung mit den Wundertaten gebraucht, die der Herr Jesus selbst gewirkt hat (Apg 2,22), die der Apostel Paulus tat (2. Kor 12,12), oder die der Antichrist in naher Zukunft wirken wird (2. Thes 2,9).

Bei diesem allgemeinen Zeugnis der Schrift über die Wunder mögen wir uns fragen: Aus welchem Grund sehen wir wohl heute um uns her keine Wunder geschehen? Sicher wird niemand unter uns das Hoheitsrecht Gottes infrage stellen, im Himmel und auf der Erde so zu handeln, wie es Ihm gefällt. Es ist wohl möglich, dass Er auch jetzt seine Hand ausstreckt, um an irgendeinem Ort, entgegen den gewohnten Naturgesetzen, zur Befreiung oder zur Hilfe für seine Kinder einzugreifen. Aber ein solches Wundertun nimmt nicht die Form eines öffentlichen Zeugnisses an, denn der Heilige Geist ist jetzt nicht nur in der Versammlung anwesend und wirksam, sondern Er ist auch da, um die Welt als solche vor Gott zu überführen, zu strafen, ins Licht zu bringen durch sein Wort, das jetzt vollständig ist, und nicht wirksamer werden könnte, wenn es von Wunderkräften begleitet würde. Es ist in sich selbst göttlich mächtig zur Zerstörung von Festungen (2. Kor 10,4), und wenn seine Wirksamkeit, offenbart durch geistliche Kraft im Gläubigen oder in der Versammlung, in der widersprechenden Welt gesehen und bekannt gemacht wird durch die Predigt des Evangeliums zum Glaubensgehorsam und zur Befreiung von Seelen aus Tod und Verderben, so ist kein weiteres göttliches Wunderzeichen dazu erforderlich. Schon das ist ja ein Wunder der Gnade, wenn eine Seele aus Satans Macht befreit wird; dass zu einem solchen Rettungswerk das Wort Gottes, das Schwert des Geistes, völlig genügt, würde weniger deutlich gesehen, wenn es Gott gefiele, sein Wort jetzt durch nachfolgende Zeichen zu bestätigen (Markus 16,20; vgl. auch mit 1. Thesalonicher 1,5-10; 2,13). Wir können nicht zu stark auf die unbedingte, alleinige Autorität des Wortes hinweisen, das nun vollendet ist und von der Wirksamkeit des vom Himmel herabgesandten Heiligen Geistes begleitet wird.

Doch ist uns die ernste Tatsache offenbart, dass der, der zurückhält, «aus dem Weg» gehen wird (2. Thes 2,7-9) und dass die Welt, sich selbst und ihrer Finsternis überlassen, dann den Antichristen anbetet, der in ihr wirksam sein wird «in aller Macht und allen Zeichen und Wundern der Lüge» (vgl. Off 13,12.13), die Gott erlauben wird, damit jene betrogen werden, die der Wahrheit nicht geglaubt haben (2. Thes 2,11).

Gebe uns der Herr, dass wir den Charakter dieser Zeit, die geistlichen Segnungen, die uns geschenkt sind, wie auch die Kraft seines Wortes erkennen, um seinen Willen zu erfüllen!