Viele Geschwister sind niedergebeugt und müde. Sie seufzen unter den Sorgen des Lebens, die oft sehr drückend und mühsam zu ertragen sind. Jeder Christ ist aufgerufen, solchen so viel wie möglich zu helfen. Unser Herr wurde gesandt, um «die zu verbinden, die zerbrochenen Herzens sind» (Jes 61,1), und auch die Brüder werden ausdrücklich ermahnt, «die Kleinmütigen zu trösten» (1. Thes 5,14).
Es ist jedoch nicht leicht, jene zu entdecken, die am Weg niedersinken und ein Wort des Trostes oder eine Hand der Hilfe benötigen. Oft verbirgt sich das wunde Herz und der zerschlagene Geist hinter einem lächelnden Gesicht und fröhlichen Worten wie hinter einer Maske. In den meisten Fällen scheint die Erwähnung einer ermunternden Schriftstelle ein Schuss aufs Geratewohl und alle Mühe vergeblich zu sein.
Aber eine solche Furcht ist unbegründet, denn das Wort Gottes ist lebendig und besitzt eine eigene Kraft. Es ist kein lebloser Pfeil, abhängig von der Kunst eines Meisterschützen; Gottes Pfeile wissen ihren Weg auch sonst ins Schwarze zu finden.
Lasst uns auch ein anderes Bild gebrauchen: Der Herr liebte es, das Wort Gottes mit einem Samen zu vergleichen, den der Sämann auf die Erde sät und der immer weit herum gestreut wird. «Am Morgen säe deinen Samen und am Abend zieh deine Hand nicht ab; denn du weisst nicht, welches gedeihen wird: ob dieses oder jenes, oder ob beides zugleich gut werden wird» (Pred 11,6).
Der Säende ist nicht immer dabei, wenn die Frucht reift. Oft vernehmen wir nie, in welcher Weise Gottes eigenes Wort den Zweck erfüllt, für den Er es gesandt hat.
So lasst uns denn unsere Verantwortung nicht vergessen und alles tun, was uns möglich ist, für die, die aus Gott geboren sind wie wir.