Der Gott der Hoffnung

Römer 15,13

«Der Gott der Hoffnung aber erfülle euch mit aller Freude und allem Frieden im Glauben, damit ihr überreich seid in der Hoffnung durch die Kraft des Heiligen Geistes» (Röm 15,13).

Unser Gott besitzt viele herrliche Titel, wie zum Beispiel: «der Gott des Friedens», «der Gott allen Trostes», «der Vater der Erbarmungen», und noch viele andere. Aber «der Gott der Hoffnung» ist für uns eine besondere Hilfe und Ermunterung. Es kann nicht anders sein: Wenn «der Gott der Hoffnung» vor unserer Seele steht, muss uns dies mit grosser Freude erfüllen.

Der Ausdruck «Gott der Hoffnung» bedeutet für uns, dass Gott die Quelle der Hoffnung ist, und auch der Wert der Hoffnung ist von dieser Quelle abhängig. Wenn wir diesen Vers im Zusammenhang mit dem Kapitel lesen, so werden wir sehen, wie dieser Ausdruck verwendet wird.

Unter den Heiligen in Rom waren Bekehrte aus dem Judentum und aus dem Heidentum. Die Juden hatten durch die Sünde ihres Ungehorsams und ihrer Auflehnung gegen Gott jede zeitliche Segnung verloren und besassen für die Zukunft keinen Hoffnungsschimmer mehr. Dann aber wurde Jesus geboren, «aus dem Geschlecht Davids … dem Fleisch nach», und mit Ihm die Hoffnung für den Juden.

Jesus kam aus dem Stumpf Isais hervor, der Boas zum Stammvater hatte, der Ruth zur Frau nahm. Diese war eine Frau aus Moab, einer Nation, die keine Hoffnung kannte. Gott hatte sie trotzdem in die königliche Linie Israels eingeführt. Und wenn Er dies für ein Kind der Nationen tat, die ohne Hoffnung waren, so dürfen gewiss auch alle Nationen auf seine Barmherzigkeit hoffen!

In der Versammlung in Rom durften sich die bekehrten Juden und Heiden jetzt miteinander in dem gleichen Gott der Hoffnung freuen. Wie ist doch die Hoffnung der Christen etwas Herrliches! Ihr gegenüber sind die Ausdrücke der Hoffnung, die die Welt gebraucht, so armselig! Man spricht von einem «Hoffnungsschimmer», «von einer geringen Hoffnung» oder auch «von einer letzten Hoffnung». Und wenn die dürftige Hoffnung der Welt nicht eintrifft, so ist das, was ihren Zustand kennzeichnet, tatsächlich ein Zustand «ohne Hoffnung». Arme Welt! Sie besitzt eine so schwache Hoffnung auf die Dinge hier auf der Erde und nichts darüber hinaus! Demgegenüber hat uns Gott eine «gute Hoffnung gegeben … durch die Gnade». Er bleibt für uns der «Gott der Hoffnung» und in den dunkelsten Tagen dürfen wir unsere Augen zu Ihm erheben. Seien wir nicht furchtsam, liebe Geschwister, auch wenn der Horizont dunkel und besorgniserregend ist. Heben wir unsere Blicke gläubig zu dem «Gott der Hoffnung» empor und unsere Herzen werden dann mit Freude und Frieden erfüllt sein. Dabei sind zwei wichtige Tatsachen festzuhalten:

  1. Ist es Gott, der verheisst, Gott, der gibt, Gott, der sein Wort erfüllt, Gott, der den Segen herabströmen lässt, und Er tut das alles in unumschränkter Güte;
  2. Ist es der Glaube, der die Freude über seine unaussprechliche Güte in uns hervorruft.

Haben wir dies nicht schon oft erfahren? Wir lesen das Wort Gottes, glauben, was es uns sagt, und sogleich fliesst Freude und Frieden daraus hervor. Und so erfüllt sich das Wort: «Der Gott der Hoffnung aber erfülle euch mit aller Freude und allem Frieden im Glauben.»

Wie gerne bringt Gott unseren Becher zum Überfliessen! Er möchte, dass in unserem Herzen nicht ein Atom von Zweifel, Furcht und Unruhe sei. Wenn sich das Wasser unaufhörlich in ein Gefäss ergiesst, so überfliesst es. Das ist der Gedanke, den wir im letzten Teil des Verses finden: «Damit ihr überreich seid in der Hoffnung durch die Kraft des Heiligen Geistes.» Der Herr sei gepriesen! Das kommt nicht durch eigene Anstrengungen zustande, wobei wir versuchen, unseren Zustand zu verbessern, sondern durch ruhiges, gläubiges Erfassen der Verheissungen des «Gottes der Hoffnung», indem wir uns durch den Heiligen Geist von dieser Hoffnung erfüllen lassen. Wenn unsere Herzen davon erfüllt sind und überströmen, so werden wir auch fähig sein, anderen davon mitzuteilen.

Ihr kennt jenen herrlichen Vers, der sich auf Abraham bezieht: «Der gegen Hoffnung auf Hoffnung geglaubt hat» (Röm 4,18). Gott hatte ihm gesagt, dass er einen Sohn haben und Vater vieler Nationen werden würde. Das schien eine Unmöglichkeit. Und wenn Abraham damals an sich gedacht und seine Blicke auf seinen eigenen, schon erstorbenen Leib gerichtet gewesen wären, so hätte er dies nicht für möglich halten können. Aber er hatte gegen Hoffnung auf Hoffnung geglaubt und dadurch «Gott die Ehre» gegeben, indem er der vollen Gewissheit war, dass Gott sein Wort einlösen würde. O du Gott der Hoffnung, auch wir möchten in unserer Schwachheit und in unserem Unvermögen mit dir rechnen; wir preisen dich für deine Gnade und für deine Wahrheit, die unveränderlich sind! Ja, wir hoffen auf dich, den Gott unseres Heils!