Kannst du dir die Szene vorstellen, die in der Stadt Haran stattgefunden haben muss, als der fünfundsiebzigjährige Mann, namens Abram, alle seine irdischen Habseligkeiten zusammenpackte, um sich auf die Reise nach Kanaan zu begeben?
«Abram ist ein alter Narr», werden die Nachbarn gesagt haben. «Wer in seinem Alter freiwillig eine gute Existenz aufgibt und ein schönes Heim verlässt, um in ein unwirtliches Land zu ziehen, das so weit weg ist, bei dem muss es da oben nicht mehr ganz stimmen.»
«Er nimmt auch seine Familie mit», mag ein anderer eingestimmt haben, «und dabei scheint er doch gar nicht zu wissen, wohin er eigentlich kommt».
«Er sagt, Gott habe ihm geboten aufzubrechen, und Gott werde ihn führen.»
So mochten die Zungen gespöttelt haben. Die Nachbarn sahen mit Kopfschütteln zu, wie Abram aufbrach, wie er der Stadt, den Weingärten, den bewässerten Ebenen den Rücken kehrte. «Tollkühn», sagten sie und konnten es einfach nicht begreifen.
Aber der Mann hatte Glauben. Er glaubte Gott. Er wusste: wenn Gott ihn aufforderte, seinen bisherigen Heimatort zu verlassen, so hielt Er etwas Besseres für ihn bereit. In stillem Vertrauen richtete er sein Angesicht auf Kanaan und erreichte dieses Ziel.
Damals schien dies alles ein grosses Wagnis zu sein – aber heute zeigt sich alles in einem anderen Licht. Die Worte, wonach Abram eine grosse Nation und ein grosser Segen werden sollte, waren nicht ein leerer Traum. Auch jene ewige Stadt, nach der Abram ausschaute, war keine Einbildung. Es war ja die Stadt, «die Grundlagen hat, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist» (Heb 11,10). Er suchte ein unerschütterliches Reich.
Diese alte Welt aber wird erschüttert werden. Früher oder später werden die Städte der Menschen zerbröckeln und zerfallen. Ur und Haran sind verschwunden. Babylon ist gefallen. Auch die heutigen Weltstädte wird dieses Schicksal erreichen. Statt vor Furcht zu zittern und unseren Glauben auf menschliche Macht zu gründen, ist es für uns notwendig, auf Gott zu vertrauen. Wir haben nötig, den Anker unserer Hoffnung in der himmlischen Stadt auszuwerfen. – Herr, gib uns diesen Blick nach oben!
Und dann war da auch Elisa. Er schien unzweifelhaft in einer misslichen Lage zu sein. Der Feind war bei Nacht gekommen und hatte den Ort umzingelt. Alles, was der Knecht des Propheten sehen konnte, waren «ein Heer … und Pferde und Wagen» ringsumher, die sie bedrohten und einschlossen (2. Kön 6). «Ach mein Herr! Was sollen wir tun?» fragte der Knecht. Er rang seine Hände, wie es auch heute viele tun, wenn Schwierigkeiten kommen. Beachte die bestimmte Antwort des Propheten: «Fürchte dich nicht! Denn mehr sind die, die bei uns, als die bei ihnen sind.» So dürfen auch wir sagen: Grösser ist der Geist Gottes, der in uns ist, als der Geist des Antichristen, der in der Welt ist.
Elisa betete: «HERR, tu doch seine Augen auf, dass er sehe!» Da öffnete Gott die Augen des jungen Mannes, und er sah. Was denn? «Der Berg war voll feuriger Pferde und Wagen, rings um Elisa her». Die himmlischen Heerscharen umgaben sie, aber der junge Mann wusste es nicht, bis Gott seine Augen öffnete.
O Herr, öffne unsere Augen! Gib uns geistliche Einsicht. Befähige uns, die unsichtbare Kraft zu sehen, die uns beschützt. Hilf uns, aufwärts zu blicken!
Gott öffnete die Augen des Johannes, und er sah die Stadt Gottes. Von der Insel Patmos aus, weit weg von den irdischen Städten, gab ihm der Herr ein Gesicht von der himmlischen Stadt. Er sah sie herabkommen. Lasst auch uns anhalten, aufzuschauen, «indem wir erwarten die glückselige Hoffnung und Erscheinung der Herrlichkeit unseres grossen Gottes und Heilandes Jesus Christus» (Tit 2,13). «Indem ihr erwartet und beschleunigt die Ankunft des Tages Gottes» (2. Pet 3,12), «Erhaltet euch selbst in der Liebe Gottes, indem ihr die Barmherzigkeit unseres Herrn Jesus Christus erwartet zum ewigen Leben» (Judas 21). Gott möge uns heute und jeden Tag Gnade schenken, den Blick aufwärts zu richten!