Was wollen wir sagen?

Römer 3,5; Römer 4,1; Römer 6,1; Römer 7,7; Römer 8,31; Römer 9,14.30

Manche werden schon bemerkt haben, dass diese Frage im Brief an die Römer mit geringen Abweichungen siebenmal wiederkehrt.

In diesem Brief wird der Apostel durch den Geist dazu geleitet, verschiedene wichtige Punkte des Evangeliums Gottes (Röm 1,1) ins Licht zu stellen, sowohl durch Offenbarung als auch durch Anwendung der Schriften des Alten Testaments. Und im Verlauf seiner Beweisführung stellt er immer und immer wieder die Frage: «Was sollen wir sagen?»

Lasst uns auf die bezüglichen Stellen einen kurzen Blick werfen, damit wir aus dem Zusammenhang Hilfe und Ermunterung empfangen.

1. Römer 3,5

In den Kapiteln 1 und 2 beweist der Apostel, dass sowohl Juden als Griechen unter der Sünde sind. Die Juden hatten das grosse Vorrecht, dass ihnen die Aussprüche Gottes zuerst anvertraut wurden. Aber sie hatten ihnen nicht geglaubt und waren der Ungerechtigkeit schuldig geworden. Doch, was auch immer die Sünde des Menschen sein mag, hält der Apostel die Gerechtigkeit Gottes aufrecht (Röm 3,1-4).

Dann fragt er: «Wenn aber unsere Ungerechtigkeit Gottes Gerechtigkeit erweist … Ist Gott etwa ungerecht, dass er den Zorn auferlegt?» Handelt Er ungerecht, wenn Er an denen Gericht übt, die durch ihr Tun seine Treue in ein umso herrlicheres Licht stellen? – Die Menschen haben kein Recht, das Recht Gottes zur Bestrafung infrage zu stellen. Aber sie erheben solche Einwände. Doch wir, die Gläubigen, «was sollen wir sagen?» Er ist Gott; wir beugen uns vor Ihm und wissen, dass sein Tun vollkommen ist.

2. Römer 4,1

In diesem Abschnitt spricht der Apostel von der Rechtfertigung durch Glauben und bezieht sich dabei auf das Beispiel Abrahams. Wenn der Patriarch durch Werke gerechtfertigt worden wäre, so hätte er etwas zum Rühmen gehabt, aber nicht vor Gott. Doch was sagt die Schrift? Dass er Gott glaubte, und dass ihm der Glaube zur Gerechtigkeit gerechnet wurde (1. Mo 15,6). Und so ist es auch jetzt der Glaube, nicht die Werke, der den Menschen rechtfertigt (Röm 4,5). – Jakobus spricht in seinem Brief (Jak 2,18-26) von einer anderen Wahrheit; er sagt, dass sich unser Glaube durch Werke ausweisen müsse, und auch er bezieht sich dabei auf das Beispiel Abrahams. – Aber hier erklärt der Apostel Paulus, dass wir gerechtfertigt werden, wenn wir glauben, und diese Schlussfolgerung aus dem Beispiel Abrahams ist die Antwort auf die im 1. Vers gestellte Frage: «Was sollen wir denn sagen?»

3. Römer 6,1

Nachdem der Apostel bei der Rechtfertigung durch Gnade, durch Glauben und durch das Blut (Röm 3,24; 5,1; 5,9) still gestanden ist, erhebt er nun die Frage der Sünde Adams und ihrer Folgen für alle Menschen. Überall in der Welt ist die Sünde, aber «wo die Sünde überströmend geworden ist, ist die Gnade noch überreichlicher geworden» (Röm 5,20).

Dann kommt wieder die Frage: «Was sollen wir nun sagen?» Schätzen wir die überreichliche Gnade Gottes in gebührender Weise und fliehen wir infolgedessen von der Sünde? Oder sollen wir fortfahren zu sündigen, damit die Gnade überströme? «Was sollen wir nun sagen?» – «Das sei ferne! Wir, die wir der Sünde gestorben sind, wie sollten wir noch darin leben?»

4. Römer 7,7

Im 7. Kapitel wird die Frage unserer Befreiung vom Gesetz erhoben und gezeigt, dass wir nicht unter Gesetz, sondern unter Gnade sind. Wie könnten wir unter Gesetz sein, nachdem wir durch den Leib des Christus dem Gesetz getötet worden sind? (Vers 4). Da wir vom Gesetz frei gemacht worden sind, haben wir nun «Gott Frucht zu bringen», nicht mehr «dem Tod».

Wir sind von dem Gesetz losgemacht, damit wir nicht länger «dem Alten des Buchstabens», sondern «in dem Neuen des Geistes» dienen (Vers 6). Beweist unsere Befreiung vom Gesetz irgendeinen Fehler im Gesetz selbst? «Was sollen wir nun sagen? Ist das Gesetz Sünde?» Keineswegs, «das Gesetz ist heilig und das Gebot heilig und gerecht und gut» (Vers 12).

Christus ist nun in der Kraft des Geistes die Regel unseres Lebens. Wir haben Wohlgefallen am Gesetz Gottes nach dem inneren Menschen, und das Recht des Gesetzes ist erfüllt in uns, die nicht nach dem Fleisch, sondern nach dem Geist wandeln.

5. Römer 8,31

Wir lernen hier, dass uns Gott nach seinem Vorsatz berufen hat. Er hat uns zuvor erkannt, zuvor bestimmt, gerechtfertigt und verherrlicht. Wir warten nur noch auf die Herrlichkeit, auf die Erfüllung seines Ziels mit Christus.

«Was sollen wir nun hierzu sagen?» Wie sehr beweist dies alles, dass Gott für uns ist! Und wenn Er für uns ist, wer kann dann gegen uns sein? Wer oder was vermag sich gegen diesen erhabenen Gott zu erheben?

6. Römer 9,14

In diesem 9. Kapitel wird auf das Recht Gottes hingewiesen, nach seinem eigenen Willen zu erwählen, wen Er will. Er liebte Jakob, nicht Esau. Ist Gott ungerecht, wenn Er dies tut? Das sei ferne! «Ich werde begnadigen, wen ich begnadige, und werde mich erbarmen, wessen ich mich erbarme», sagt Er. Gott handelt entsprechend seiner eigenen Natur. Die Menschen streiten sich über die Lehre der Auserwählung, vielleicht mehr als über andere Fragen, aber «was sollen wir nun sagen? Ist etwa Ungerechtigkeit bei Gott? Das sei ferne!»

7. Römer 9,30

Der Apostel zeigt, dass die Schriften des Alten Testaments schon davon zeugen, dass Gott nicht nur gegenüber Israel, sondern auch gegenüber den Nationen Gnade erweisen würde. Er ist nicht nur der Gott der Juden allein, sondern auch der Nationen (Röm 3,29). Was hat dies zur Folge? Dass die von den Nationen, die nicht nach Gerechtigkeit strebten, Gerechtigkeit erlangt haben, eine Gerechtigkeit aber, die aus Glauben ist. Wir sind aus den Nationen. «Was sollen wir nun sagen?»

Ja, «was sollen wir nun sagen», nachdem wir nun alle diese wunderbaren Dinge kurz gestreift haben? Sollten wir nicht ausrufen: «Preise den Herrn, meine Seele?» Wie viel Ursache haben wir doch, unserem Gott zu danken, der gerecht ist, der die Gottlosen rechtfertigt, dessen Gnade dem Sünder gegenüber überströmt, dessen Gesetz heilig ist, dessen erhabene Macht für uns ist, der Gnade erzeigt und dessen Evangelium sowohl für die Juden als auch für die Nationen ist! Lasst uns Ihn ohne Unterbruch preisen!