Zweimal hatte der Herr die Volksmengen gespeist (Mk 6,34-44 und 8,1-9), weil Er innerlich bewegt war über sie. Sein Erbarmen erstreckte sich sowohl auf ihre geistlichen Nöte – «sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben» – als auch auf ihre materiellen Bedürfnisse: «Schon drei Tage weilen sie bei mir und haben nichts zu essen.»
Er hatte in Gegenwart seiner Jünger durch die Vermehrung der Brote Wunder gewirkt und die Zwölf gegenüber den Volksmengen als Kanäle des Segens benützt. Und jetzt, kurz nachdem Er zum zweiten Mal die Tausende, die Ihn umgaben, gespeist hatte, vielleicht am nächsten Tag schon, schienen dieselben Jünger sich nicht mehr an das zu erinnern, was der Herr getan hatte. Sie vergassen die göttliche Macht und auch die Gnade, die Er darin kundgetan hatte, dass Er den Mengen Brot gab. «Sie überlegten miteinander», aber bedachten nicht, dass der, der neuntausend Menschen gesättigt hatte, wohl imstande war, ihnen, der kleinen Gruppe von Jüngern, die sich mit Ihm im Schiff befanden, Brot zu geben.
Oder meinten sie vielleicht, Er werde diesmal ihr Bedürfnis nicht stillen, zur Strafe, dass sie vergessen hatten, Brote mitzunehmen? Mangel an Glauben, Verkennung seiner Liebe und seiner Macht – von all diesem war bei den Jüngern zu finden, und so oft auch in unseren eigenen Herzen. Wir verherrlichen den, dessen Taten «gross» sind (Ps 111,2), dessen Tun «Majestät und Pracht» ist (Vers 3) und dessen Werk am Kreuz jedes menschliche Fassungsvermögen unendlich übersteigt. Wir berühren diese Wundertaten mit dem Finger und feiern deren Gedächtnis (Vers 4); und dann, vielleicht am anderen Tag schon, wenn es darum geht, Ihm darin Vertrauen zu beweisen, dass Er uns die Speise geben wird, die wir benötigen (Vers 5), können wir oft alles vergessen, was Er getan hat, alles, was Er ist und besorgt sein für unser Leben und für unseren Leib (Mt 6,25). Ja, es geziemt uns, unser Haupt zu beugen, wenn die betrübte Stimme des Meisters uns in Liebe fragen muss: «Erinnert ihr euch nicht?»