Das echte Christentum zeigt sich auf verschiedene Weise: Der Gläubige wandelt in der Abhängigkeit von Gott, statt auf sich selbst zu vertrauen und seinen eigenen Willen zu tun. «Die unfruchtbaren Werke der Finsternis» (Eph 5,11) haben «Werken des Glaubens» und «Bemühungen der Liebe» Platz gemacht (1. Thes 1,3). Von den «Götzen» zu Gott bekehrt, wünscht er nun «dem lebendigen und wahren Gott zu dienen und seinen Sohn aus den Himmeln zu erwarten» (1. Thes 1,9.10).
Aber anderes noch sollte den Christen kennzeichnen. So wird er zum Beispiel auch ermahnt, der Freude, die das Teil jedes Kindes Gottes ist, Ausdruck zu geben. «Freut euch allezeit» (1. Thes 5,16).
Und wahrlich, der Gläubige hat so viele Beweggründe, sich zu freuen! Einst tot in seinen Vergehungen und Sünden, ein Kind des Zorns, dem Gericht geweiht wie die Übrigen, ist er nun wegen der vielen Liebe Gottes, der reich ist an Barmherzigkeit, durch Gnade errettet und «mit dem Christus lebendig gemacht» (Eph 2,5). Die Last seiner Sünden ist verschwunden, und er ist nicht mehr unter dem Fluch. Er hat Frieden mit Gott und kann Tag für Tag aus der Quelle der Gnade schöpfen, so viel er nötig hat. Christus selbst ist sein Zufluchtsort geworden. Wo gäbe es da in der weiten Welt einen Menschen, der mehr Beweggründe zum Freuen hätte als der, «dessen Übertretung vergeben, dessen Sünde zugedeckt ist»? (Ps 32,1). Was sind schon all die zeitlichen Vorteile, verglichen mit solchen ewigen Segnungen? Das Gewissen ist vollkommen beruhigt, das Herz hat Frieden gefunden und die Seele erfreut sich der Gunst ihres Herrn!
Der Gläubige ist nicht nur vom schlechten Gewissen befreit und durch das Blut des Lammes zu Gott gebracht; er ist auch in die Gemeinschaft «mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus» eingeführt worden, damit seine «Freude völlig sei» (1. Joh 1,3.4). Und dieser Vater, der allmächtige Gott selbst, wacht in seiner Weisheit und unerschöpflichen Liebe über seine Kinder, nimmt sich ihrer in nie versagender Treue an und leitet sie auf ihrem ganzen Pilgerlauf durch diese Welt. In welcher Richtung der Gläubige auch geführt wird – Gott ist mit ihm; und in allen Umständen, zu jeder Zeit ist der Herr sein Begleiter.
Ist das alles nicht dazu angetan, tiefe Freude in uns auszulösen? Inmitten der Sorgen und der Schwierigkeiten des täglichen Lebens braucht der Gläubige sich nur einen Augenblick zu sammeln, um erinnert zu werden, woher seine Hilfe kommt. In den mancherlei Mühen und Umständen, durch die er geht, kann er die Blicke auf den richten, der das Leben seiner Seele und die Freude seines Herzens ist.
Auch im Blick auf die vor uns liegende Zukunft haben wir Ursache, uns zu freuen. Gott hat das Los eines jeden von uns in seiner Hand. Er ist der Bürge für unsere Sicherheit auf dem Weg hier auf der Erde und auch für unsere ewige Glückseligkeit droben. Wir haben daher keinerlei Grund, uns vor dem zu fürchten, was vor uns liegt. Der Weg Gottes ist wohl dunkel und unbekannt für uns, aber er ist «im Heiligtum» (Ps 77,14). Alle Verfügungen Gottes über uns sind gut und wunderbar; sie müssen alle zu unserem Guten, zu unserer ewigen Segnung mitwirken.
Und darüber hinaus kann sich der Gläubige an der Herrlichkeit erfreuen, die ihn im Himmel erwartet. Hier auf der Erde mögen Kampf und Leiden sein Teil sein, aber er hat die unerschütterliche Zuversicht, dass der Tag nahe ist, wo seine Glückseligkeit nie mehr gestört und seine Freude nie mehr getrübt werden kann. Wie sollten wir uns da durch das Leiden eines Augenblicks niederdrücken lassen, wenn wir doch wissen, dass bald ein Leben der Glückseligkeit ohne Ende beginnen wird? Denken wir nur an Paulus: Er liess sich auf dem Weg nicht entmutigen! Wenn auch der äussere Mensch zerfiel, so wurde der innere doch Tag für Tag erneuert; und für das über jedes Mass hinausgehende, ewige Gewicht von Herrlichkeit, nahm er gerne das vorübergehende Leichte seiner Drangsal in Kauf, weil er seinen Blick nicht auf das richtete, was man sieht, sondern auf das, was man nicht sieht (2. Kor 4,16-18).