Wir leben nun seit Jahren in einer Zeit materiellen Wohlstandes. Die Löhne sind immer mehr gestiegen, und diese Tendenz hält immer noch an. Abgesehen von der Frage, ob dieser Zustand ökonomisch betrachtet, ein Vorteil ist, muss doch darauf hingewiesen werden, dass diese Zeit eine grosse Gefahr in sich birgt.
Ist denn Wohlfahrt gefährlich?
In der Welt geniesst man den Überfluss als etwas Selbstverständliches. Von Dankbarkeit gegenüber Gott merkt man im Allgemeinen nicht viel; die geistlichen und sittlichen Werte, die noch vorhanden sein mögen, werden immer mehr durch den Materialismus verdrängt.
Wir Gläubige haben Anteil an diesem materiellen Wohlstand. Wir sollen dem Herrn dafür dankbar sein, doch müssen wir dabei auch die Augen offen halten für die Gefahr, die uns bedroht. Oder denkst du, wir und unsere Kinder seien gegen den Geist dieser Zeit gefeit?
Unlängst hatten einige Gläubige eine Unterredung. Sie sprachen über die Erschlaffung auf allerlei Gebieten, über die zunehmende Gleichgültigkeit gegenüber geistlichen Wahrheiten. Und einer von ihnen meinte dazu: «Und wisst ihr, worüber ich am meisten beunruhigt bin? Dass ich selbst Gefahr laufe, von diesem allem beeinflusst zu werden!»
Sodom und Gomorra
Die Bibel gibt uns in der Geschichte der Städte Sodom und Gomorra ein sehr deutliches Vorbild. Man lebte im Überfluss, in einer fruchtbaren Ebene. Da war Überfluss an Brot; aber die Menschen gaben sich den gräulichsten Sünden hin (1. Mose 18 und 19). Und Lot, der Gerechte (2. Pet 2,7), brachte es nicht über sich, Sodom zu verlassen, denn sein Herz ging nach irdischen Schätzen aus. Seine Töchter gingen noch weiter auf diesem Weg. Sie erwählten sich junge Männer aus Sodom zu Lebensgefährten!
Wie in den Tagen Noahs und Lots (Lk 17,26-37)
Wie in den Tagen Noahs und in den Tagen Lots, so wird es auch in den Tagen des Sohnes des Menschen sein (Lk 17,30). So hat uns der Herr Jesus selbst mitgeteilt. Und wir haben doch die Überzeugung, dass die Tage des Sohnes des Menschen nicht mehr fern sind.
Nach Hesekiel 16,49 machten drei Dinge die Ungerechtigkeit Sodoms aus:
- Stolz
- Fülle von Brot
- sorglose Ruhe
Sind dies nicht auch die Kennzeichen unserer Zeit?
Laodizea
Wir kennen auch das eindrückliche Beispiel aus dem Neuen Testament: «Dem Engel der Versammlung in Laodizea schreibe: … Weil du sagst: Ich bin reich und bin reich geworden und bedarf nichts – und du weisst nicht, dass du der Elende und Jämmerliche und arm und blind und nackt bist» (Off 3,14.17). Vielleicht mochten unter ihnen, die sich nach dem Namen Christi nannten, keine wahren Gläubigen gewesen sein, doch gehörten sie zur Christenheit und waren als solche mitverantwortlich. Dessen ungeachtet, war diese Versammlung ganz von materialistischem Geist und von Selbstzufriedenheit durchsäuert.
Sie ist die letzte in der Reihe von sieben Versammlungen. Prophetisch gesehen ist der Zustand, der in Laodizea vorherrschte, ein Bild von dem Zustand, der herrschen wird, wenn der Herr Jesus kommen wird, um seine wahre Gemeinde zu sich zu nehmen. Alle, die nur ein äusserliches Bekenntnis haben, werden dann zurückbleiben: «Ich werde dich ausspeien aus meinem Mund» (Off 3,16).
Biblische Warnungen
Aus den biblischen Beispielen aus dem Alten und Neuen Testament ist uns deutlich geworden, dass Wohlfahrt, obwohl sie ein Segen Gottes ist, eine Gefahr sein kann. In der Welt kennt oder anerkennt man die biblischen Warnungen nicht. Man nimmt die Segnungen Gottes entgegen, als ob sie selbstverständlich wären und geniesst sie in «Stolz» und «sorgloser Ruhe». Und auch in der sogenannten Christenheit herrscht diese Gesinnung vor, so wie es aus der prophetischen Schau im Sendschreiben an die Versammlung in Laodizea hervorgeht.
Was tun wir nun?
Für uns, die wir die Bibel als Gottes Wort anerkennen und nach Gottes Willen und Gedanken leben möchten, sprechen diese biblischen Vorbilder eine deutliche Sprache. Was tun wir? Betrachten wir die materielle Wohlfahrt als einen Segen Gottes? Haben wir uns schon einmal abgefragt, was Gottes Absichten sind, wenn Er uns so viel Wohltaten erweist? Oder haben wir sie nur zum eigenen Vorteil verwendet? Hat Er uns nicht dies alles geschenkt, damit es auch zum Segen anderer diene? Wir haben reichlich Gelegenheit zum «Wohltun und Mitteilen», und die Bibel versichert uns, dass Gott an solchen Opfern Wohlgefallen hat (Heb 13,16). Wir sind jetzt mehr denn je imstande, mit unseren Gaben dem Werk des Herrn beizusteuern. Seien wir gute Verwalter der Güter, die uns Gott anvertraut hat!
Das Begehren und Streben, in der Welt voranzukommen, ist eines der grössten Hindernisse für die Seelen der Gläubigen. Die Folge davon ist, dass der Herr den Ihm gebührenden Platz verliert. Wenn wir weltliche Vorteile und irdischen Gewinn als das Erste und Wichtigste betrachten, werden wir uns immer weiter aus der Gegenwart des Herrn verlieren. Sind wir aber bereit, um seinetwillen etwas zu verlieren und alles aufzugeben, was unseren Genuss seiner Gemeinschaft verhindert, so dürfen wir sicher sein, dass Er es uns nicht an Nahrung und Kleidung fehlen lassen wird.