Fürbitte ist Gebet für andere; Fürsorge für die Bedürfnisse anderer. Wir können für uns selbst beten und flehen. Aber in der Fürbitte versetzen wir uns im Geist immer wieder in die Umstände und in den Zustand anderer. Wir verwenden uns für sie wie wenn es um unser eigenes Bedürfnis ginge; wir beten in Verbindung mit ihren Nöten.
Der Herr Jesus selbst ist der grosse Fürsprecher. Er verwendet sich für uns bei Gott. In Römer 8,27 wird von Ihm gesagt: «Er verwendet sich für Heilige Gott gemäss.» Er stellt sich als Mittler zwischen Ihn und uns. In Johannes 17 finden wir ein wunderbares Beispiel seiner Fürsprache.
Der Apostel Paulus legte auf das Gebet grosses Gewicht. Er selbst war ja ein Mann des Gebets. In 2. Korinther 11,28 sagt er, dass die Sorge um alle Versammlungen täglich auf ihn andringe. Und in Kolosser 1,9 lesen wir, dass er nicht aufhörte, für die heiligen und treuen Brüder, die in Kolossä sind, zu beten und zu bitten, damit sie erfüllt sein mögen mit der Erkenntnis seines Willens, in aller Weisheit und geistlichem Verständnis.
Paulus hatte Mitarbeiter, die Männer des Gebets waren. Epaphras beschrieb er als einen Knecht Christi Jesu, der allezeit für die Kolosser in den Gebeten rang, damit diese vollkommen und völlig überzeugt in allem Willen Gottes dastehen möchten. Epaphras gab sich viel Mühe um sie (Kol 4,12.13).
Auch Jakobus fordert auf, füreinander zu beten, und zwar in ernstem Gebet, und fügt hinzu: «das inbrünstige Gebet (oder Flehen) eines Gerechten vermag viel» (Jak 5,16).
Weil Paulus die grosse Macht der Fürbitte kannte, legte er auch grossen Wert auf die Fürbitte anderer für ihn.
Ganz allgemein sagt er in 1. Thessalonicher 5,25: «Brüder, betet für uns!»
Als er vom Widerstand der unvernünftigen und bösen Menschen redete, die das Wort in seinem Lauf aufhalten wollten, schrieb er: «Brüder, betet für uns, dass das Wort des Herrn laufe und verherrlicht werde» (2. Thes 3,1).
Als er die Kolosser ermunterte, im Gebet zu beharren und darin mit Danksagung zu wachen, bat er auch besonders um ihre Fürbitte für ihn: «Betet zugleich auch für uns, damit Gott uns eine Tür des Wortes auftue, um das Geheimnis des Christus zu reden» (Kol 4.3).
Und in Epheser 6,18.19, als er an seine eigene Verantwortung und Berufung dachte, wandte er sich an die Gläubigen mit der Bitte: «Zu aller Zeit betend mit allem Gebet und Flehen in dem Geist, und hierzu wachend in allem Anhalten und Flehen für alle Heiligen und für mich, damit mir Rede verliehen werde im Auftun meines Mundes, um mit Freimütigkeit kundzutun das Geheimnis des Evangeliums.»
Er tat diese Bitte mit Freimütigkeit, denn er wandelte mit einem guten Gewissen vor Gott. So sagte er zu den Hebräern: «Betet für uns; denn wir sind überzeugt, dass wir ein gutes Gewissen haben, da wir in allem ehrbar zu wandeln begehren» (Heb 13,18).
Die Türen müssen durch die Fürbitte der Geschwister geöffnet werden, die Türen zur Verkündigung des Evangeliums, wie einst auch die Tür für den Mund des Apostels, «damit ich freimütig rede, wie ich reden soll» (Eph 6,20).
Wie schön ist dies! Wie leicht hätte Paulus, der grosse Apostel, denken können, dass er ohne die Gebete der anderen auskomme! Der Gedanke hätte in ihm aufsteigen können: Was mögen die Gebete dieser schwachen Gläubigen für mich, den auserwählten Diener des Herrn, für einen Nutzen haben?
Aber Paulus war demütig. Und er kannte den Wert der Fürbitte der Geschwister. Er fühlte sich selbst ganz abhängig. Andere mussten an seinem Werk teilnehmen und mit ihm arbeiten; nur dann konnte es wirklich bleibende und gesegnete Früchte bringen.
«Ich bitte euch aber, Brüder, durch unseren Herrn Jesus Christus und durch die Liebe des Geistes, mit mir zu kämpfen in den Gebeten für mich zu Gott, damit ich vor den Ungläubigen in Judäa gerettet werde und mein Dienst für Jerusalem den Heiligen wohlangenehm sei» (Röm 15,30.31).
Vor einiger Zeit haben einige Diener des Herrn gemeinsam ihre Knie gebeugt und diese Stellen, die von Fürbitte reden, miteinander betrachtet. Sie sind dabei unter den tiefen Eindruck gekommen, dass, wenn der grosse Apostel die Fürbitte der Geschwister brauchte, sie diese umso viel nötiger hatten, um die Botschaft in der rechten Weise auszurichten und eine weit geöffnete Tür zu finden!
Möchten auch die Brüder und Schwestern unserer Tage nicht vergessen, für die Diener des Herrn zu beten!
Ein Bruder, der ein warmes Herz für die Dinge des Herrn hat, schrieb mir kürzlich: «Je grösser die geistliche Erfahrung ist, die ich durch Gottes Gnade machen darf, desto mehr verstehe ich, wie gross deine Schwierigkeiten und Kämpfe sein müssen. Ich fühle mich dir gegenüber schuldig, dass ich es oft an der Fürbitte mangeln liess. Wenn ich dich auch täglich vor Gott bringe, so habe ich es doch allzu oft in einer gewohnheitsmässigen Weise getan. Ich muss mehr Anteil nehmen an deinem Dienst und mit dir kämpfen.»
Am Tag Christi, wenn alle verborgenen Dinge offenbar sind, werden die Gebete des Glaubens für andere, die Fürbitten, von grossem Wert befunden werden, und es wird sich zeigen, dass sie mehr ausgerichtet haben als alles andere.
Manchmal sehen wir die Frucht der Fürbitte schon jetzt. Es ist unaussprechlich kostbar, die Wirkung der Fürbitte anderer zu erfahren, die als Mittler für uns eintreten, die an unsere Versuchungen und Schwierigkeiten denken und an unseren Dienst für Ihn. Es füllt unser Herz mit Lob und Dankbarkeit. Möchte doch das Vorrecht und der Segen, der durch die Fürbitte bewirkt werden kann, besser erkannt werden!