Die Liebe Gottes

1. Johannes 1,5; 1. Johannes 4,8.16

Man kann keinen wahren Glauben an Jesus haben, ohne seine Person zu lieben; denn Er ist der völlige Ausdruck der Liebe Gottes, einer Liebe, deren Vollkommenheit sich nirgendwo sonst findet.

Christus hat sich bis zum tiefsten Punkt erniedrigt, damit es kein menschliches Wesen gäbe – wäre es selbst das elendeste –, das nicht fühlte, dass Gott in Güte bei ihm ist, völlig zugänglich für ihn, bis zu ihm gekommen. Die Liebe Gottes hat also im Elend des Menschen die Gelegenheit zu ihrer vollkommenen Ausübung gefunden, die Gelegenheit, zu zeigen, dass es kein Bedürfnis gibt, wo sie nicht gegenwärtig ist und dem sie nicht entsprechen kann.

Wir haben nötig, beständig erneuert zu werden, sonst könnte die geistliche Energie nicht durchhalten. Es ist nicht der Fortschritt in der Erkenntnis, der dieses Ergebnis bewirkt; das Wichtige ist, dass wir bei Gott bleiben. Da nur wird die Liebe, seine Liebe, die in unseren Seelen wirkt, unterhalten und sich entfalten.

Wenn wir ein wenig mehr den Trost und die Freude kennten, die im Genuss der Fülle der Liebe Gottes gefunden werden, empfänden wir, dass die Umstände ein Nichts sind.

Es gibt im göttlichen Wesen zwei unendliche Vollkommenheiten, die der Heilige Geist in der folgenden Weise zusammenfasst: Gott ist Liebe, Gott ist Licht. Diese beiden Seiten seiner Herrlichkeit sollen nicht vermengt werden; die eine ist ebenso wichtig wie die andere. Jede von ihnen offenbart sich in den Taten und den Wegen Gottes gegenüber dem Menschen. Die Liebe Gottes nimmt ihm gegenüber den Charakter der Gnade an, wegen seines Zustands der Sünde, der die Entfaltung dieser Gnade nötig macht. Das Licht offenbart sich in einer unendlichen Heiligkeit, die das Böse von sich weist und richtet.

Das Kreuz ist die vollkommene Offenbarung dieser beiden Seiten der Herrlichkeit Gottes. Es ermöglicht Gott, den Sünder zu erretten, indem es durch den Sühnungstod des Erlösers die Sünde wegnimmt.

Das neue Leben, das der Erlöste durch den Glauben empfangen hat und ihm durch den Heiligen Geist mitgeteilt worden ist, hat dieselben Wesenszüge wie seine Quelle. Es kommt von Gott; es liebt und beweist dadurch seinen göttlichen Ursprung: «Jeder, der liebt, ist aus Gott geboren und erkennt Gott» (1. Joh 4,7). Die Liebe ist also die Frucht und die Offenbarung der göttlichen Natur, die in uns dieselben Wesenszüge hat, wie in dem, der hier auf der Erde ihr vollkommener Ausdruck war. Der andere grundlegende Charakterzug der göttlichen Natur, das Licht, macht aus den Erlösten «Kinder des Lichts», die berufen sind, dieses Licht durch die Früchte zu offenbaren, die es hervorbringt: «denn die Frucht des Lichts besteht in aller Gütigkeit und Gerechtigkeit und Wahrheit» (Eph 5,9).

«Mein Sohn … war verloren und ist gefunden worden.» – Das ist das Herzstück des Gleichnisses in Lukas 15. Es geht hier nicht um die Frage, was der Sohn gelitten hat, sondern was der Vater verloren hat. Er ist es, der leidet; Er ist es, der verliert.

  • Ein Schaf ist verloren: Wer empfindet den Verlust? Der Hirte.
  • Eine Drachme ist verloren: Wer empfindet den Verlust? Die Frau.
  • Ein Sohn ist verloren: Wer empfindet den Verlust? Der Vater.