Das Leben des Herrn Jesus war durch völlige Abhängigkeit von Gott gekennzeichnet. Ein besonderes Beispiel dafür gibt uns die Szene in Johannes 11. Dort sandten die beiden Schwestern Martha und Maria zu Ihm und baten Ihn, Er möge zu ihrem todkranken Bruder Lazarus kommen. Sie waren sich sicher, dass Ihn die Worte «der, den du lieb hast, ist krank» sofort veranlassen würden zu kommen. Angenommen du bekämst jetzt die Mitteilung, dass jemand, den du sehr lieb hast, krank ist. Was würdest du tun? Sofort hingehen, nicht wahr? Du würdest ins Auto steigen oder den nächsten Zug nehmen, um so schnell wie möglich zu ihm zu kommen. Aber der Herr tat das nicht. Liebe tut immer das Beste für den anderen. Bei uns ist das manchmal nicht so. Oft kennen wir die Gedanken des Herrn nicht genügend, um das Beste zu tun.
Der Herr blieb noch zwei Tage an dem Ort, wo Er war. Was dachten da die Jünger? Zweifellos waren sie überrascht von der Art, wie Er handelte. Sie waren der Meinung, Er sei der Familie in Bethanien sehr zugetan. Aber sein Verhalten machte jetzt den Eindruck, als sei das nicht so. Sie verstanden nicht, was Er sagte und was Er tat.
Was mögen die Schwestern gedacht haben? Bestimmt waren sie der Ansicht: Sobald Er davon hört, wird Er kommen. Sie warteten gespannt – aber Er kam nicht. Haben wir, nachdem wir eine Bitte vor den Herrn gebracht hatten, nicht oft auf eine Antwort von Ihm gewartet?
Als Er sich schliesslich auf den Weg machte, verstanden Ihn die Jünger wieder nicht: «Rabbi, eben suchten die Juden dich zu steinigen, und wieder gehst du dahin?» Da antwortete Jesus: «Wenn jemand am Tag wandelt, stösst er nicht an, weil er das Licht dieser Welt sieht; wenn aber jemand in der Nacht wandelt, stösst er an, weil das Licht nicht in ihm ist.»
Was bedeuten diese Worte? Der Herr sah das Licht und wandelte darin. Angenommen, Er wäre zwei Tage früher aufgebrochen, dann wäre Er in der Nacht gegangen, denn Er hatte keinen Auftrag dazu. Das wäre für Ihn jedoch unmöglich gewesen, denn Er handelte nur in vollkommener Abhängigkeit von Gott. Wenn Er ging, hatte Er einen Auftrag dazu. Er wandelte im Licht und stiess niemals an. Das ist mein Wunsch für mich selbst und für alle Glaubenden: diese Nähe zu Gott, diese Abhängigkeit von unserem Herrn. Möchten wir in so enger Gemeinschaft mit Ihm leben, dass wir unsere Hand in seine Hand legen können, um mit Ihm zur richtigen Zeit den richtigen Weg zu gehen.