Gottes Führung im Leben des Gläubigen
Es gibt eine grundsätzliche Voraussetzung für die göttliche Führung in unserem Leben: Wir müssen bekehrt sein und uns auf dem schmalen Weg befinden, wo kein Platz für sündige Begierden und weltliche Vergnügungen ist (Mt 7,13.14).
Gott benutzt verschiedene Mittel, um uns auf seinem Weg zu führen: die Leitung durch den Heiligen Geist, die Wegweisung durch die Bibel und den Rat des Herrn in seiner Gemeinschaft (Röm 8,14; Ps 32,8).
In einem weiteren Punkt wollen wir nun sehen, in welchem geistlichen Zustand wir den Weg, den Gott uns führen möchte, erkennen und gehen können.
3) Der richtige Herzenszustand
«Deshalb hören auch wir nicht auf, von dem Tag an, da wir es gehört haben, für euch zu beten und zu bitten, damit ihr erfüllt sein mögt mit der Erkenntnis seines Willens in aller Weisheit und geistlicher Einsicht, um würdig des Herrn zu wandeln zu allem Wohlgefallen, in jedem guten Werk Frucht bringend und wachsend durch die Erkenntnis Gottes, gekräftigt mit aller Kraft nach der Macht seiner Herrlichkeit, zu allem Ausharren und aller Langmut mit Freuden» (Kol 1,9-11).
Die Führung Gottes in unserem Leben erfordert von uns einen geeigneten Herzenszustand. Das wird aus den Versen in Kolosser 1 deutlich. Nur wenn unser Herz richtig steht, kann Er uns in den kleinen und grossen Fragen der Ehe, der Familie, des Berufs, der Mitarbeit in seinem Werk usw. leiten.
Die Erkenntnis seines Willens
Zuerst wird erwähnt, dass wir mit der Erkenntnis des Willens Gottes erfüllt sein sollen. Das ist nur möglich, wenn wir mit unserem Eigenwillen zu Ende gekommen sind. Wie können wir Gottes Gedanken für uns erkennen, solange wir unseren eigenen Willen tun wollen (Kol 2,18)? Einen Willen zu haben – vor allem für das Gute und für Gott – ist an sich eine gute Sache. Wenn er sich jedoch zum Eigenwillen entwickelt, läuft er Gott und seinem Willen zuwider. Eigenwille äussert sich darin, dass wir das, was wir selbst wollen, mit allen Mittel durchzusetzen versuchen. Es ist ja bekannt, dass wir gern einen Plan machen, der unseren Wünschen entspricht, und dann Gottes Zustimmung dafür bekommen möchten. Dabei gehen wir oft so vor wie jener Junge, der mit einem Geldstück sein Vorhaben bestätigt haben will: Dazu wirft er es in die Luft – wenn es wieder auf dem Boden liegt und das Kopfbild anzeigt, ist sein Plan anerkannt. Nun wirft er das Geldstück sooft in die Luft, bis das Kopfbild oben liegt. So machen wir es leider manchmal auch. Wir haben unsere eigenwilligen Ideen und beten dann – vielleicht immer wieder –, dass Gott es so machen möchte, wie wir es wollen. Aber so können wir nicht mit Ihm umgehen. Der Eigenwille muss abgelegt werden. Erst dann können wir zur Erkenntnis des Willens Gottes kommen.
Im geschriebenen Wort Gottes hat Er seine Unterweisungen für unseren Lebensweg festgehalten. Aber wir finden sie nur, wenn wir die Bibel lesen. Frage: Liest du täglich für dich selbst in der Bibel, um darin Gottes Willen für dich zu erkennen? Es gibt gute christliche Bücher und nützliche Bibelkommentare. Aber sie dürfen nicht dazu führen, dass wir Gottes Wort nicht mehr lesen.
In aller Weisheit und geistlicher Einsicht
Um den Willen Gottes zu erkennen, reicht es nicht aus, die Bibel regelmässig zu lesen. Das Wort Gottes muss auch im Alltag verwirklicht werden. Dazu ist Weisheit und geistliche Einsicht nötig, sonst können wir Gottes Gedanken nicht richtig anwenden. Es gilt zu prüfen, abzuwägen und auch einmal eine vertrauenswürdige Person um Rat zu fragen. Das ist besonders im christlichen Eheleben wichtig. Der Mann kann z.B. nicht zu seiner Frau sagen: Gott hat mir gezeigt, dass wir an den und den Ort umziehen müssen. Zuvor müsste er doch zumindest mit seiner Frau darüber sprechen, um zu erfahren, wie sie im Licht des Wortes und der Gegenwart Gottes über diese Sache denkt. Auch das Gebet ist dabei wichtig, damit Gott uns hilft, sein Wort richtig umzusetzen. Man kann nämlich Gottes Wort ganz verkehrt anwenden. Ein despotisch veranlagter Ehemann beispielsweise kennt in der Bibel besonders einen Vers gut: «Ihr Frauen, ordnet euch euren eigenen Männern unter» (Eph 5,22). Aber er wendet dieses Wort – das gar nicht an ihn, sondern an seine Ehegattin gerichtet ist – ganz verkehrt auf seine Situation an. Es fehlt ihm die geistliche Einsicht, d.h. er merkt nicht, dass er sein eigenes Verhalten überdenken soll. Er müsste das Bibelwort anwenden, das an ihn gerichtet ist: «Ihr Männer, liebt eure Frauen» (Eph 5,25). Wenn er das tut, macht er die für ihn richtige Anwendung des Wortes auf seine Umstände.
Ist es des Herrn würdig?
Diese Frage hilft uns, die Führung Gottes im Alltag zu erkennen. Immer wieder gilt es zu fragen: Passt das, was ich tun möchte, zum Herrn Jesus? Ist es seiner Person würdig? Wenn ich z.B. im Restaurant vor dem Essen angesichts der ungläubigen Menschen um mich her die Hände zum Dankgebet falte und danach beim Essen die Bildzeitung lese, ist das des Herrn nicht würdig. Das geistliche Empfinden sagt mir, dass diese beiden Dinge nicht zusammenpassen. «Mit meinem Herrn» – das löst tausend Fragen!
Weiter heisst es: «zu allem Wohlgefallen». Dieser Ausdruck kann auch wie folgt übersetzt werden: «um ihm zu gefallen». Diese Frage ist ebenfalls wichtig für unser Leben und hilft uns, den Willen Gottes zu erkennen: Ist der Weg, den ich einschlagen möchte, ein Weg, auf dem ich dem Herrn Jesus gefallen kann?
Steht mein ganzes Leben unter Gottes Führung?
Der Satzteil «in jedem guten Werk fruchtbringend» zeigt uns, dass wir uns nicht nur in einigen guten Werken vom Herrn führen lassen sollen. Nein, unser ganzes Leben soll unter seiner Führung stehen! Darin liegt vielleicht ein weiteres Problem unseres geistlichen Zustands, das die göttliche Leitung im Alltag schwierig oder unmöglich macht. Weil wir in gewissen Lebensbereichen selbst bestimmen möchten oder gar nicht nach Gottes Willen fragen, kann Er uns nicht führen. Es gibt Christen, die in den kleinen Fragen des Alltags selbst entscheiden, was sie tun wollen. Nur in den grossen Fragen ihres Lebens soll der Herr ihnen zeigen, wie sie sich entscheiden sollen. Doch so geht das nicht. Es gilt, in allen Bereichen, in jedem Werk Gott zu fragen, um dann seinen Weg zu finden.
Fruchtbringend und wachsend
Wenn wir unser ganzes Leben der Führung Gottes unterstellen, zeigen sich zwei Ergebnisse: Frucht und Wachstum. Diese Aussage im Kolosser-Brief hat mir immer gut gefallen. Sie macht klar, dass ein Christ, der sich von Gott führen lässt, wie ein Baum ist, der wächst und Frucht bringt. Landwirte wissen, dass es Bäume gibt, die nur wachsen, aber keine Frucht bringen. Man bezeichnet sie bei uns als «Besen». Ihnen gleichen Christen, die in der Erkenntnis wachsen, aber im Leben wenig oder keine Frucht für den Herrn bringen. Nun gibt es auch Bäume, die nicht mehr wachsen, aber voller Früchte sind. Nach zwei oder drei Jahren sterben sie ab. Man sagt dann: Sie haben sich totgetragen. Das ist die andere Gefahr im Christenleben: Wir sind sehr aktiv für den Herrn, nehmen uns aber zu wenig oder gar keine Zeit, um das Wort Gottes für uns persönlich zu lesen. Der Weg, den der Herr uns führt, ist durch geistliche Ausgewogenheit gekennzeichnet: Wachstum und Frucht. Wenn ich einen Weg einschlage, auf dem ich keine Zeit mehr finde, um das Wort Gottes zu lesen und die Zusammenkünfte der Gläubigen zu besuchen, kann es niemals der Weg des Herrn sein. Aber es ist auch nicht der Weg des Herrn, wenn ich die ganze Freizeit damit verbringe, von einer Bibelkonferenz zur anderen zu fahren und nie daran denke, mit meinem Nachbarn über seine Errettung zu sprechen oder einen einsamen Christen durch einen Besuch zu ermuntern.
Kraft für den Weg
Den Gott gemässen Weg unter seiner Führung können wir nur mit der Kraft von oben gehen. Darum heisst es weiter: «gekräftigt mit aller Kraft nach der Macht seiner Herrlichkeit». Es ist eine Sache, den Weg des Herrn zu erkennen, aber eine andere, den Willen Gottes zu tun. Aus eigener Kraft schaffen wir es nicht, den richtigen Weg zu gehen. Wenn wir aber nach oben blicken und den verherrlichten Herrn im Himmel betrachten, bekommen wir Kraft, auf der Erde zu seiner Ehre zu leben. Er hilft uns jeden Tag, den Weg zu gehen, den Gott uns führt.
In Schwierigkeiten ausharren
Die göttliche Leitung in unserem Leben erfordert auch Ausharren und Geduld. Unser Glaubensweg verläuft nicht immer auf herrlichen, sorglosen Höhen. Nein, er führt auch durch dunkle Täler, wo es Mühen und Probleme gibt. Weil wir durch eine gottlose Welt gehen, führt der Weg nach Gottes Willen oft durch Schwierigkeiten, Nöte und Leiden. Darum sagt uns die Bibel hier ganz klar, dass wir diesen Weg mit Ausharren gehen sollen. Also nicht im Zickzack – wenn es gut geht, meinen wir, auf dem Weg des Herrn zu sein, und wenn es schwierig wird, sagen wir: Es war wohl doch nicht vom Herrn. Nein, mit der Hilfe Gottes können wir auch die Schwierigkeiten überwinden und den Weg weitergehen, wie David es gesagt hat: «Mit meinem Gott werde ich eine Mauer überspringen» (Ps 18,30). Allgemein können wir sagen: Wenn Gott uns einen Weg weist, sollen wir ihn mit Ausharren gehen.
Den Weg mit Freuden gehen
Aufgrund des Widerstands und der Schwierigkeiten neigen wir dazu, den Weg mit einer Leidensmiene zu gehen. Doch der Apostel fordert uns auf, «mit Freuden» voranzuschreiten. Der Herr Jesus ist uns darin ein schönes Beispiel. In Psalm 16 wird sein Weg auf der Erde beschrieben, wie Er hier lebte und schliesslich am Kreuz starb. Doch Gott konnte nicht zulassen, dass sein Frommer die Verwesung sah. Darum auferweckte Er Christus aus den Toten. Er nahm Ihn in den Himmel auf, wo Ihn in der Gegenwart Gottes eine Fülle von Freuden erwartete.
Auf seinem Lebensweg erduldete der Herr Jesus viele Widerwärtigkeiten und Leiden. Die Menschen lehnten Ihn ab, verspotteten Ihn und griffen Ihn mit bösen Verleumdungen an. Doch was sagte Er zu diesem Weg? «Die Mess-Schnüre sind mir gefallen in lieblichen Örtern» (Ps 16,6). Das bezieht sich nicht auf die Freude am himmlischen Ziel, sondern auf seinen Weg auf der Erde. Warum konnte Er das trotz Schwierigkeiten sagen? Weil Er genau wusste, dass der Weg, den Er ging, der Weg Gottes mit Ihm war. Er befand sich an dem Ort, wo Gott Ihn haben wollte, darum war es für Ihn ein lieblicher Ort. Mit tiefer Freude ging Er seinen Weg in Abhängigkeit von Gott und im Gehorsam zu Ihm. Wenn wir dem Herrn gehorchen und den Weg gehen, den Er uns führt, werden wir diese Freude auch erfahren (Joh 15,10.11).
Schluss
Gott möchte uns seinen Weg mit uns zeigen. In der persönlichen Glaubensübung erkennen wir ihn. In der Kraft des Herrn können wir diesen Weg in tiefem Frieden gehen. Auf der Erde gibt es nichts Höheres für uns, als zu wissen und es von Gott bestätigt zu bekommen, dass wir auf dem richtigen Weg sind.
Wenn wir Gott gehorchen und seinen Weg gehen, indem wir das tun, was Er von uns ganz persönlich möchte, erfüllt sich die biblische Verheissung: «Der Gott des Friedens wird mit euch sein» (Phil 4,9). Das ist die Bestätigung Gottes, dass wir uns auf seinem Weg befinden.