Entmutigte Diener Gottes

4. Mose 11,14-15; 1. Könige 19,4; Jeremia 20,9.14

Mose

Im Glauben hatte Mose gewählt, mit seinem Volk zu leiden. Dann anvertraute Gott ihm die Aufgabe, Israel aus Ägypten heraus und durch die Wüste zu führen. Unterwegs lehnte sich das Volk mehrmals gegen Gott auf, war oft unzufrieden, undankbar und untreu. Mose erlebte verschiedene Male, wie der HERR zum Wohl seines Volkes machtvoll eingriff.

Aber in 4. Mose 11 wird die Last für den Führer Mose zu schwer. Er sagt zu Gott: «Ich allein vermag dieses ganze Volk nicht zu tragen, denn es ist mir zu schwer. Und wenn du so mit mir tust, so bring mich doch um, wenn ich Gnade gefunden habe in deinen Augen, damit ich mein Unglück nicht ansehe» (V. 14.15). Er kann das Murren des Volkes nicht mehr hören. Mehrmals haben die Menschen die Hilfe des HERRN erfahren, aber anscheinend nichts gelernt. Nun wird Mose die Last des Dienstes für den HERRN zu gross. Er kann nicht mehr. Er möchte lieber sterben, als weiter mit diesem Volk durch die Wüste zu ziehen.

Der HERR erleichtert die Last, die auf den Schultern von Mose liegt, indem Er ihm siebzig Älteste zur Seite stellt. Bemerkenswert ist, dass Gott vom Geist nimmt, der auf Mose ist, um Ihn auf die Siebzig zu verteilen. Mose hatte also genug bekommen, um seinen Dienst auszuführen. Dennoch gibt Gott ihm in seiner Gnade Erleichterung.

Auch auf das Begehren des Volkes nach Fleisch will Gott eingehen. Mose kann sich nicht vorstellen, wie so etwas überhaupt möglich ist. Doch die Antwort Gottes an ihn lautet: «Ist die Hand des HERRN zu kurz? Jetzt sollst du sehen, ob mein Wort dir eintrifft oder nicht» (V. 23). Die Macht des HERRN ändert sich nicht.

Kann es nicht sein, dass auch uns einmal die Last im Dienst für den Herrn zu schwer wird, so dass wir meinen, sie nicht mehr tragen zu können? Eigentlich sollte es nicht so weit kommen, denn Gott gibt immer genügend Kraft für die Aufgabe, die Er jedem von uns anvertraut. Das Problem liegt bei uns. Wir haben manchmal zu wenig Vertrauen in die Kraft Gottes oder stützen uns nicht auf seine Hilfe.

Vielleicht haben wir im Glauben auf Gott vertraut, aber Er hat nicht nach unserer Vorstellung geantwortet. Weil wir enttäuscht sind, können wir kaum glauben, dass das bisherige Wirken des Herrn etwas nützt. Ist es dann nicht begreiflich, dass ich entmutigt bin, wie Mose es war? Versteht jemand meine Not?

«Da wir nun einen grossen Hohenpriester haben, der durch die Himmel gegangen ist, Jesus, den Sohn Gottes, so lasst uns das Bekenntnis festhalten; denn wir haben nicht einen Hohenpriester, der nicht Mitleid zu haben vermag mit unseren Schwachheiten, sondern in allem versucht worden ist in gleicher Weise wie wir, ausgenommen die Sünde. Lasst uns nun mit Freimütigkeit hinzutreten zu dem Thron der Gnade, damit wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden zu rechtzeitiger Hilfe» (Heb 4,14-16).

Der Herr Jesus kennt die Schwierigkeiten, die wir haben, weil Er selbst vieles erduldet hat, als Er auf der Erde lebte. Deshalb versteht Er uns und kann auch helfen.

Solange wir jedoch auf unsere Nöte schauen und enttäuscht sind, fällt es uns schwer, an seine Hilfe zu glauben. Dann drohen uns zwei Gefahren:

  1. Entmutigung (4. Mo 11,14.15) oder
  2. Auflehnung gegen Gott (4. Mo 11,11-13).

Doch der Herr will, dass wir zuerst unser eigenes Unvermögen einsehen und auf Ihn vertrauen. Erst dann gibt Er die rechtzeitige Hilfe. Genau diese Lösung hatte Mose früher dem Volk Israel vorgestellt – damals, als es am Roten Meer stand: «Fürchtet euch nicht! Steht und seht die Rettung des HERRN, die er euch heute verschaffen wird … Der HERR wird für euch kämpfen, und ihr werdet still sein» (2. Mo 14,13.14).

Wollen wir das, was Mose in 4. Mose 11 erlebt hat, nicht in unsere Situation hineinnehmen? Die Umstände mögen schwer sein. Doch der Herr möchte, dass wir auf sein Wirken vertrauen. Dann gibt Er uns Ruhe und Freude ins Herz.

Elia

Elia war Prophet im Zehn-Stämme-Reich Israel. Sein Dienst fiel in die Zeit, als König Ahab und seine Frau Isebel die Israeliten zum Götzendienst verleiteten. Da hielt Gott den Regen zurück und liess eine lange Trockenheit zu, um zum Herzen und Gewissen der Menschen zu reden.

Am Ende dieser schweren Prüfungszeit trat Elia mit einer Frage vor das Volk und rief es zur Entscheidung auf: «Wie lange hinkt ihr auf beiden Seiten? Wenn der HERR der Gott ist, so wandelt ihm nach; wenn aber der Baal, so wandelt ihm nach!» (1. Kön 18,21).

Die Auseinandersetzung zwischen dem Götzen Baal und dem einzig wahren Gott endete damit, dass der HERR mit Feuer vom Himmel antwortete. So wurde für alle klar, dass der HERR Gott ist. Dann befahl Elia, die Propheten des Baal zu töten. Schliesslich gab Gott auf das Gebet Elias hin den lang ersehnten Regen. Doch unmittelbar nach diesem Glaubenskampf, aus dem der Prophet siegreich hervorgegangen war, wurde er von der gottlosen Königin Isebel mit dem Tod bedroht.

Das ist zu viel für den treuen Propheten. Er kann nicht mehr. Er hat sehr für den HERRN geeifert und auf Ihn vertraut. Er hat ernstlich gebetet und zweimal Gottes Erhörung erlebt (Jak 5,17.18). Aber jetzt ist er entmutigt: «Es ist genug; nimm nun, HERR, meine Seele, denn ich bin nicht besser als meine Väter» (1. Kön 19,4). Er bittet darum, sterben zu dürfen, weil er von sich enttäuscht ist. Er hat zwar dem Volk einen Beweis der Macht Gottes liefern dürfen und die Reaktion der Menschen gehört, die bekannt haben: «Der HERR, er ist Gott! Der HERR, er ist Gott!» Doch jetzt hat er den HERRN aus den Augen verloren. Darum flieht er vor der Todesdrohung.

Hätten wir den Mut und die Kraft gehabt, dem gottlosen König Ahab die kommende Trockenheit anzukündigen? Wohl kaum. Deshalb wollen wir Elia nicht verurteilen, sondern aus seiner Erfahrung lernen. Es könnte uns nach einem Erfolg im Glaubensleben ähnlich ergehen.

Gott lässt seinen entmutigten Propheten nicht im Stich. Aber seine Bitte, sterben zu dürfen, erhört Er nicht. Er gibt ihm vielmehr noch weitere Aufträge. Zudem darf Elia aus dem Mund Gottes hören, dass in Israel noch 7000 treu geblieben sind.

Wir haben uns vielleicht schon gefragt: Kann mich Gott in seinem Dienst noch gebrauchen, wenn ich mich überschätzt habe? Ganz bestimmt – denn es ist ohnehin nur Gnade, dass Gott uns überhaupt gebrauchen will. Von Natur aus sind wir unfähig, einen Dienst für den Herrn zu tun. Wenn Gott uns also einen Auftrag gibt, schenkt Er auch die nötige Kraft, Weisheit und Fähigkeit dazu. «Wenn jemand dient, so sei es als aus der Kraft, die Gott darreicht, damit in allem Gott verherrlicht werde» (1. Pet 4,11). Die Aufgaben, die Er uns gibt, können schwierig sein. Doch wir dürfen Ihm vertrauen, dass Er keine Fehler macht. «Denn Gott ist es, der in euch wirkt sowohl das Wollen als auch das Wirken, zu seinem Wohlgefallen» (Phil 2,13).

Den Gläubigen in Rom schrieb der Apostel Paulus: «Ich sage durch die Gnade, die mir gegeben worden ist, jedem, der unter euch ist, nicht höher von sich zu denken, als zu denken sich gebührt, sondern so zu denken, dass er besonnen sei, wie Gott einem jeden das Mass des Glaubens zugeteilt hat» (Röm 12,3). Wenn wir vergessen, dass wir nichts anderes als begnadigte Sünder sind, und beginnen höher von uns zu denken, können wir nicht zur Ehre des Herrn und zum Segen der Menschen dienen. Dann wirkt Gott an unserem Herzen, damit wir darüber nachdenken. Wir müssen wieder zum Punkt kommen, dass es nur Gnade ist, Ihm dienen zu dürfen. So will Er uns wieder gebrauchen.

«Gott widersteht den Hochmütigen, den Demütigen aber gibt er Gnade. So demütigt euch nun unter die mächtige Hand Gottes, damit er euch erhöhe zur rechten Zeit, indem ihr all eure Sorge auf ihn werft; denn er ist besorgt für euch» (1. Pet 5,5-7). Ausgelebte Abhängigkeit ist eine Hilfe, damit wir uns nicht überschätzen. Je abhängiger wir von Gott leben, umso bewusster werden wir die Gnade des Herrn im Alltag erfahren.

Jeremia

Jeremia war ein Prophet Gottes im Südreich Juda. Während seines Dienstes wurde er Zeuge der Wegführung der Juden nach Babel. Immer wieder musste er Gericht ankündigen, die Bewohner von Jerusalem warnen, Könige zurechtweisen sowie von Zerstörung und Gewalttat reden.

Dabei hatte er Spott und Schläge zu ertragen. Er erlebte Ablehnung, Gefangenschaft, Gewalt und Todesangst. Zudem gab es falsche Propheten, die ihm widersprachen. Trotz all dieser Widrigkeiten erfüllte er treu seinen Dienst.

Einmal wurde die Enttäuschung in seinem gehorsamen Dienst jedoch so gross, dass er am liebsten nicht mehr zum Volk geredet hätte. Er dachte vom HERRN: «Ich will ihn nicht mehr erwähnen und nicht in seinem Namen reden» (Jer 20,9). Er wünschte sogar, nicht geboren worden zu sein: «Verflucht sei der Tag, an dem ich geboren wurde; der Tag, da meine Mutter mich gebar, sei nicht gesegnet!» (Jer 20,14). Wir können seine Entmutigung nachvollziehen. Anscheinend hörte niemand auf seine Botschaft. Keiner war bereit, sich vom Bösen abzuwenden. Wie schwer war es für den Propheten zuzusehen, wie trotz aller Warnungen sein Volk das Gericht Gottes traf!

In unserem Leben kann es ähnlich aussehen wie bei Jeremia. Der Herr gibt uns einen Auftrag, den wir am Anfang mit viel Mut und Hingabe ausführen. Doch nach einer gewissen Zeit ohne sichtbare Früchte in dieser Arbeit sind wir entmutigt. Geht es bei einer Aufgabe, die der Herr uns gibt, um die Früchte, die sie bringen soll? Nein. Er möchte doch einfach, dass wir Ihm treu und mit Ausdauer dienen. Sicher hat Er immer einen Grund, warum Er uns einen Dienst überträgt, auch wenn wir ihn nicht verstehen.

Als Gott dem Propheten Jeremia seinen Auftrag gab, hatte dieser gewisse Einwände. Doch der HERR ermunterte ihn und versprach ihm seine Gegenwart. «Zum Propheten an die Nationen habe ich dich bestellt … Zu allen, wohin ich dich senden werde, sollst du gehen, und alles, was ich dir gebieten werde, sollst du reden. Fürchte dich nicht vor ihnen; denn ich bin mit dir, um dich zu erretten, spricht der HERR» (Jer 1,5.7.8).

Wenn wir also im Dienst für den Herrn entmutigt sind, wollen wir an den Anfang zurückdenken, an die Zeit, als uns klar wurde, welche Aufgabe uns der Herr gab und wie Er es uns zeigte. Auf diese Weise erinnern wir uns an sein Wirken und an seine Gnade, die bis jetzt geholfen hat. Das gibt uns neuen Mut, den Dienst für Ihn weiter mit Hingabe und zur Verherrlichung Gottes auszuüben.