«Und Gott machte die zwei grossen Lichter: das grosse Licht zur Beherrschung des Tages, und das kleine Licht zur Beherrschung der Nacht» (1. Mo 1,16).
Der Mond, der in sich selbst kein Licht hat, ist zur Beherrschung der Nacht gesetzt. Sein Licht ist das der Sonne. So ist der Mond während der Abwesenheit der Sonne also ein Zeuge für ihr wirkliches Bestehen, und dieser «Zeuge in den Wolken ist treu» (Ps 89,38).
Aus dieser Tatsache lässt sich eine einfache geistliche Anwendung ableiten. Der Mond ist ein schönes Bild von der «Versammlung», nicht in Bezug auf ihren inneren Charakter als Leib des Christus oder als Tempel Gottes – denn vom Auge der Menschen wird sie in dieser Eigenschaft nicht erkannt – sondern in ihrem Charakter als einer Zeugin von Christus in dieser Welt, während der Nacht seiner Abwesenheit. In dieser ihrer Berufung hat die Versammlung so sehr gefehlt! Ihr Licht ist unregelmässig, veränderlich und unsicher.
Der Dienst des Mondes gegenüber der Erde hängt von seiner Stellung zur Sonne und zur Erde ab. Er muss ganz im Licht der Sonne stehen und seine leuchtende Seite der Erde zukehren, so dass diese in ihm nur das Licht der Sonne sieht. Die bekennende Kirche hat im Einnehmen des ihr zugewiesenen Platzes traurig gefehlt, und als Folge davon hat die Welt während der langen Nacht das Licht nicht empfangen. Jeder Bekenner sollte sich dessen bewusst sein und über seinen eigenen Anteil an dieser Schuld vor Gott trauern.
Oft sehen wir dunkle Flächen auf dem Mond, die sein Licht verdüstern. Das ist der schwarze Schatten der Erde, die sich zwischen die Sonne und den Mond geschoben hat. So ist es auch der Welt manchmal gelungen, ihren verdüsternden Einfluss auf die Versammlung auszuüben, wodurch ihr Zeugnis verdorben wurde. Wenn das Licht des Mondes durch die Erde unterbrochen wird, kann er der Erde unmöglich zum Licht sein, und ebenso wenig kann ein weltliches Christentum der Welt zum Segen dienen.