Die Botschaft der kleinen Propheten in Kurzform

Joel ; Obadja ; Jona ; Hosea ; Amos ; Micha ; Nahum ; Zephanja ; Habakuk ; Haggai ; Sacharja ; Maleachi

Prophetie im Alten Testament

Zur Zeit des Alten Testaments sprach Gott oft durch Propheten zu seinem Volk. In seinem Auftrag mussten sie einen Missstand in Israel aufzeigen oder eine Ankündigung für die Zukunft machen. Manche dieser Voraussagen liegen aus unserer Sicht (2000 n.Chr.) schon in der Vergangenheit oder sind zum Teil erfüllt. Prophetie war also eine Offenbarung oder Mitteilung des HERRN an einen Propheten, die dieser den Menschen weitergab.

Ein Beispiel dazu finden wir in 1. Samuel 3,10-12: «Der HERR kam und trat hin und rief wie die anderen Male: Samuel, Samuel! Und Samuel sprach: Rede, denn dein Knecht hört! Da sprach der HERR zu Samuel: Siehe, ich will eine Sache tun in Israel, dass jedem, der sie hört, seine beiden Ohren gellen sollen. An jenem Tag werde ich gegen Eli alles ausführen, was ich über sein Haus geredet habe: Ich werde beginnen und vollenden.»

Warum ist es gut, sich mit der Prophetie zu be­schäf­ti­gen?

Als Christen befassen wir uns vielleicht eher wenig mit der Prophetie im Alten Testament. Oft haben wir auch etwas Mühe, den Zugang zu diesem Teil der Bibel zu finden. Aber dort liegt ebenfalls ein Segen für uns bereit. Fünf Motivationen spornen uns an, die Propheten zu lesen und über ihre Botschaft nachzudenken.

1) Prophetie ist ein Teil des Wortes Gottes

Fast ein Viertel der Bibel ist Prophetie. Damit nimmt sie im Wort Gottes einen grossen Raum ein. In Psalm 119,160 heisst es: «Die Summe deines Wortes ist Wahrheit.» Was wir in der Bibel lesen, ist die Wahrheit. Sie kommt von Gott und umfasst das, was Er uns Menschen mitteilen will. Dazu gehört auch die Prophetie. Wir wollen uns mit ihr beschäftigen, damit wir die göttliche Wahrheit umfassend kennen lernen.

2) Die Prophetie macht Gottes Gedanken bekannt

Gott will seine Gedanken im Blick auf die Zukunft mit den Gläubigen teilen. Darum hat Er sie in der Bibel aufschreiben lassen. In Psalm 25,14 lesen wir: «Das Geheimnis des HERRN ist für die, die ihn fürchten.» In Offenbarung 1,1 finden wir es ähnlich ausgedrückt: «Offenbarung Jesu Christi, die Gott ihm gab, um seinen Knechten zu zeigen, was bald geschehen muss.» Prophetie ist für solche bestimmt, die gottesfürchtig leben und gehorsam sein möchten. Abraham trug diese Merkmale. Darum sagte der HERR: «Sollte ich vor Abraham verbergen, was ich tun will?» (1. Mo 18,17). Dann teilte Er ihm das Gericht über Sodom und Gomorra mit. Es ist ein grosser Vertrauensbeweis Gottes, dass Er uns seine Pläne über die Zukunft mitteilt. Das motiviert uns, die Propheten des Alten Testaments zu lesen.

3) Die Prophetie befasst sich mit Heils­zei­ten

Wir können die Prophetie mit einem Zeitstrahl vergleichen, der bis in die Ewigkeit geht. Die prophetischen Aussagen dürfen wir mit der Hilfe des Herrn auf diesem Zeitstrahl richtig einordnen. Das ist eine Beschäftigung für unseren Geist. Daraus ergeben sich die verschiedenen Heilszeiten und ihre Merkmale. Das hilft uns, zwischen Israel und der Versammlung zu unterscheiden. Als Folge davon begreifen wir auch unsere himmlische Berufung und das Kommen des Herrn zu unserer Entrückung. Diese Sicht bewahrt uns vor falschen Auffassungen. Wir sind dann in der Lage, das Bild oder den Umriss gesunder Worte festzuhalten (2. Tim 1,13).

4) Die Prophetie zeigt Gottes Regierungswege

In der Prophetie sehen wir, wie Gott mit Menschen, mit einzelnen Völkern und mit der ganzen Welt verfährt. Das nennen wir seine Regierungswege, die seinem Wesen als einem Gott des Lichts und einem Gott der Liebe entsprechen. Er handelt immer in Übereinstimmung mit sich selbst. Das Besondere an der Prophetie ist, dass sie das Ende einer Sache zeigt. Wir stehen zeitlich immer an einem Punkt und sehen nur einen Teil einer Angelegenheit. Aber Gott hat den vollen Überblick. Er sieht alles, beurteilt es richtig und führt es so zu Ende, wie Er es will (Off 22,13). Das spricht unser Gewissen an, denn auch wir unterstehen im eigenen Leben dem gerechten Handeln Gottes.

5) Prophetie stellt Christus vor

Die Propheten des Alten Testaments sprechen immer wieder vom Herrn Jesus. Manchmal stellen sie Ihn als Messias seines irdischen Volkes vor, manchmal zeigen sie Ihn, wie Er als König der Könige über alle Menschen regieren wird. Er ist die Hauptperson der Prophetie. In Apostelgeschichte 10,43 heisst es dazu: «Diesem geben alle Propheten Zeugnis.» In den Voraussagen auf den Herrn Jesus gibt es zwei grosse Themen: seine Leiden und seine Herrlichkeiten. Das bestätigt der Apostel Petrus: «Eine Errettung, über welche die Propheten nachsuchten und nachforschten, die von der Gnade euch gegenüber geweissagt haben, forschend, auf welche oder welcherart Zeit der Geist Christi, der in ihnen war, hindeutete, als er von den Leiden, die auf Christus kommen sollten, und von den Herrlichkeiten danach zuvor zeugte» (1. Pet 1,10.11). Die prophetische Botschaft über Jesus Christus richtet sich an unser Herz und wird uns glücklich machen.

Was ist die Botschaft der zwölf kleinen Propheten?

Am Ende des Alten Testaments stehen die zwölf «kleinen Propheten». Sie werden so genannt, weil ihre Mitteilung kürzer ist als die Botschaft der vier «grossen Propheten» Jesaja, Jeremia, Hesekiel und Daniel. Diese zwölf Propheten wirkten um 900 bis 400 v.Chr. Das war eine Zeit des Niedergangs in Israel. Der Götzendienst und die Ungerechtigkeit nahmen immer mehr überhand. Es gab zwar auch einige Lichtblicke: Wir denken da besonders an die beiden gottesfürchtigen Könige Hiskia und Josia oder an die Juden, die später aus Babel nach Jerusalem zurückkehrten.

Ein kurzer Überblick über diese zwölf Propheten in ihrer zeitlichen Reihenfolge hilft uns, ihren Dienst und ihre Botschaft besser einzuordnen.

Joel

Bei diesem Propheten finden wir keine klare Zeitangabe. Vermutlich wirkte er um 900-800 v.Chr. Er sagte eine Heuschreckenplage voraus (Joel 1,4), die sich als Züchtigung Gottes in Israel ereignete. Sie weist bildlich auf die assyrische Armee hin, die später in Israel einfiel und in der Zukunft nochmals dieses Land angreifen wird. Joel spricht auch vom Tag des HERRN, wenn Christus kommen wird, um zu richten und das Friedensreich einzuführen.

Obadja

Auch bei Obadja ist es schwierig, die Zeit seines Wirkens festzustellen. Es ist anzunehmen, dass er ebenfalls um 900-800 v.Chr. als Prophet auftrat. Er kündigte das Gericht über das Land Edom an. Die Menschen dort stammten von Esau, dem Zwillingsbruder Jakobs, ab. Wegen ihres Hochmuts und ihrer Unbarmherzigkeit gegenüber dem Volk Israel werden sie gerichtet. Im Tausendjährigen Reich wird Edom keine Bedeutung mehr haben.

Jona

Dieser Prophet wirkte um 800-790 v.Chr. Er bekam den Auftrag, das Gericht über Ninive anzukündigen. Das war die Hauptstadt von Assyrien. Wir finden bei Jona eine Besonderheit: Was er erlebte, als er von Gott floh und dann zurückgebracht wurde, und sein Verhalten in Ninive ist die eigentliche Botschaft seines Buches. Seine Person und seine Geschichte haben also eine bildliche Bedeutung. Er weist auf das Volk Israel und in einzelnen Teilen auch auf den Herrn Jesus hin (Mt 12,40).

Hosea

Hosea prophezeite um 760-720 v.Chr. Er heiratete im Auftrag Gottes eine Hure und erlebte persönlich, was es für den HERRN bedeutete, dass Ihm das Volk Israel untreu wurde und fremden Göttern nachhurte. Was der Prophet den Menschen in Israel mitteilte, waren Auseinandersetzungen Gottes mit seinem Volk. Hosea musste ihnen ihr Abweichen klar vorstellen. Zugleich rief er die Menschen in Israel zur Buße auf, damit es eine Wiederherstellung geben konnte.

Amos

Dieser Prophet wirkte zeitgleich mit Hosea. Sein Name bedeutet «Lastenträger» und macht dadurch klar, dass ein solcher Dienst Belastbarkeit verlangt. Er war Hirte und gehörte zu den einfachen Leuten. Amos wohnte in Juda, sprach aber zum Zehnstämme-Reich im Norden. Er richtete vier ernste Appelle an das Volk, um das Gericht anzukündigen. Dann hatte er fünf Visionen, die eine symbolische Botschaft enthielten. Am Ende zeigt Amos, dass es eine Hoffnung gibt. Gott wird wieder mit Israel anknüpfen und den gläubigen Überrest ins Tausendjährige Reich führen.

Micha

Micha wirkte um 750-700 v.Chr. Sein Name bedeutet «Wer ist ein Gott wie du?» Seine Eltern mussten stark von Gott ergriffen gewesen sein, dass sie ihrem Sohn diesen Namen gaben. Gerade solche Gläubige kann Gott gebrauchen, weil sie die richtige Motivation haben. Die Botschaft, die Micha im Auftrag des HERRN verkündigte, richtete sich sowohl an das Nordreich mit der Hauptstadt Samaria als auch an das Südreich mit dem Regierungssitz in Jerusalem. Er sagte den assyrischen Angriff voraus, der damals eine erste Erfüllung fand. Der Assyrer eroberte das Zehnstämme-Reich im Norden und löste es auf. Die Bewohner führte er ins assyrische Exil. Er griff auch das Land Juda an, konnte aber Jerusalem nicht einnehmen. In der Zukunft wird der Assyrer nochmals ins Land Israel eindringen. Aber Christus wird ihn besiegen.

Nahum

Nahum prophezeite zwischen 660-610 v.Chr. Er sagte das Gericht über Ninive voraus, das um 612 v.Chr. durch die Babylonier ausgeführt wurde. Diese Stadt ist ein Zeugnis der Langmut Gottes. Er hatte zuerst Jona mit einer Gerichtsbotschaft zu den Menschen in Ninive gesandt. Als sie auf ihn hörten und Buße taten, verschonte Gott sie. Dann wartete Er etwa 150 Jahre, bis Er ihnen durch Nahum nochmals das Gericht ankündigte. Nun traf es auch ein.

Zephanja

Dieser Prophet tat seinen Dienst um 635-610 v.Chr. Er hatte eine edle Abstammung, denn er war vermutlich ein Nachkomme des Königs Hiskia. Zephanja wohnte und wirkte in Jerusalem. Er kündigte das göttliche Gericht an: Die Babylonier würden diese Stadt unter Nebukadnezar erobern und verwüsten. Das geschah um 586 v.Chr. Was Zephanja prophezeite, wird im zukünftigen Gericht vor dem Tausendjährigen Reich seine volle Erfüllung finden.

Habakuk

Habakuk wirkte um 600 v.Chr. als Prophet. Sein Name bedeutet «Umarmer». Er war ein Mensch mit Emotionen und geistlichen Gefühlen. Sein Buch ist ein Zwiegespräch mit Gott. Tief empfand Habakuk die Ungerechtigkeit im Volk Gottes, aber auch bei den Chaldäern, die das Gericht an den Menschen in Israel ausführen würden. Diese Not teilte er seinem Gott mit und bekam eine Antwort. Mit einem Dankgebet im dritten Kapitel schloss er seine Mitteilung ab.

Zwischen Habakuk und Haggai liegen zwei wichtige Ereignisse:

  • Die Babylonier eroberten das Südreich Juda und verschleppten die Bewohner nach Babel. Um 586 v.Chr. zerstörten sie Jerusalem und den Tempel.
  • Der persische König Kores ordnete um 538 v.Chr. an, dass die Juden nach Jerusalem zurückkehren durften. Ein Überrest folgte dieser Aufforderung und begann in Jerusalem mit dem Tempelbau.

Haggai

Die Juden hatten mit dem Bau am Tempel aufgehört, weil es Widerstand gab. Doch der eigentliche Grund lag in ihrem fehlenden Interesse an der Sache Gottes. Um 520 v.Chr. sandte Gott die Propheten Haggai und Sacharja zu ihnen, um sie wieder zum Bauen aufzufordern (Esra 5,1). Haggai war vermutlich schon älter. Jedenfalls prophezeite er eine kürzere Zeit als Sacharja. Als Bote Gottes richtete er sich mit vier Ansprachen an das Volk. Zweimal tadelte er die Juden, zweimal ermutigte er sie.

Sacharja

Er war ein Zeitgenosse von Haggai, hatte aber eine umfangreichere Botschaft an die Juden in Jerusalem. Sacharja kündigte das erste und das zweite Kommen des Herrn Jesus an. Er sprach auch über das Tausendjährige Reich. Interessant sind seine vielen prophetischen Hinweise auf Jesus Christus. Es lohnt sich, sie genauer zu betrachten und so den Herrn besser kennen zu lernen.

Maleachi

Er wirkte um 450 v.Chr. und deckte den traurigen Zustand im Volk Gottes auf. Zuerst erinnerte er die Menschen daran, was Gott in seiner Treue getan hatte. Darauf reagierten sie immer mit einer frechen Frage. So lesen wir z.B. in Maleachi 1,2: «Ich habe euch geliebt, spricht der HERR; aber ihr sprecht: ‹Worin hast du uns geliebt?›» Die Menschen in Israel hatten kein Empfinden mehr für die Liebe Gottes. Sie brachten dem HERRN auch keinen Respekt entgegen.

Maleachi war die letzte Stimme im Alten Testament, die Gott in seinem Wort aufschreiben liess. Dann wurde es für mehr als 400 Jahre still, bis Johannes der Täufer auftrat und die Menschen in Israel zur Buße aufrief.

Schluss

«Nachdem Gott vielfältig und auf vielerlei Weise ehemals zu den Vätern geredet hat in den Propheten, hat er am Ende dieser Tage zu uns geredet im Sohn» (Heb 1,1.2). Der HERR sprach immer wieder zu seinem Volk. Unermüdlich kümmerte Er sich um die Menschen in Israel. Er sandte verschiedene Propheten, die auf unterschiedliche Weise eine Botschaft von Gott verkündigten, wie wir es soeben gesehen haben. Wie gross war Gottes Geduld mit seinem treulosen Volk!

Am Ende der Tage redete Er im Sohn. Was für eine unfassbare Gnade, dass Gott in der Person seines Sohnes eine Botschaft an uns Menschen richtete! Die Propheten waren nur Stimmen Gottes. Aber der Sohn war Gott selbst, der zu uns Menschen kam und zu uns sprach. Darum wollen wir umso mehr auf das achten, was Gott uns durch seinen Sohn mitteilt.