Unser Reichtum durch die Armut des reichen Sohnes Gottes

2. Korinther 8,9

Ihr kennt die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, dass er, da er reich war, um euretwillen arm wurde, damit ihr durch seine Armut reich würdet (2. Korinther 8,9).

Der Reichtum des Sohnes Gottes

Durch die ewigen Herrlichkeiten, die der Herr Jesus als Sohn Gottes besass, war Er überaus reich. Wir wollen versuchen, an einige Reichtümer zu denken.

Gott ist ein Geist und bewohnt ein unzugängliches Licht (Joh 4,24; 1. Tim 6,16). Doch der dreieine Gott offenbart sich in seinem Sohn, der eine eigene Person in der Gottheit ist. In Johannes 1,1 lesen wir von Ihm, dass Er das ewige Wort ist, also der Ausdruck von Gott und seinen Gedanken. Andere Bibelstellen unterstreichen diese Wahrheit und zeigen weitere ewige Herrlichkeiten des Sohnes Gottes:

  • In Philipper 2,6 steht, dass Er «in Gestalt Gottes war». Gestalt bedeutet hier nicht etwas Sichtbares, sondern bezeichnet – wie ein Bibelausleger geschrieben hat – den Ausdruck der inneren Wesenszüge.
  • In Hebräer 1,3 wird der Sohn als Offenbarer Gottes «die Ausstrahlung seiner Herrlichkeit und der Abdruck seines Wesens» genannt.
  • Schliesslich finden wir in Kolosser 1,15, dass Er «das Bild des unsichtbaren Gottes ist». Bei dieser Herrlichkeit denken wir vor allem an die Zeit, da Er als Mensch hier lebte und von sich sagen konnte: «Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen» (Joh 14,9). Doch diese Herrlichkeit des Sohnes Gottes zeigte sich schon, als Er Himmel und Erde schuf und als Er sich den Menschen im Alten Testament offenbarte.

In Johannes 17,5 betete der Mensch gewordene Sohn Gottes zu seinem Vater: «Nun verherrliche du, Vater, mich bei dir selbst mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war.» Was war das für eine ewige Herrlichkeit des Sohnes Gottes? Die Antwort finden wir im gleichen Gebet des Herrn Jesus als Sohn zum Vater: «Vater, ich will, dass die, die du mir gegeben hast, auch bei mir seien, wo ich bin, damit sie meine Herrlichkeit schauen, die du mir gegeben hast, denn du hast mich geliebt vor Grundlegung der Welt» (Joh 17,24). Nach vollbrachtem Erlösungswerk hat der Vater dem Menschen Jesus Christus die Herrlichkeit gegeben, die Er als ewiger Sohn schon immer besass: Es ist die ewige Liebe des Vaters zum Sohn! Wenn der Herr Jesus zur Entrückung kommt, wird Er uns zu sich nehmen, damit auch wir dort seien, wo Er jetzt schon ist – im Haus des Vaters. Dort werden wir Ihn sehen, wie Er ist. Wir werden den Strom der Liebe bewundern, der seit jeher vom Vater zum Sohn fliesst. Was wird das sein!

Um unsertwillen arm geworden

Der Sohn Gottes kam vom Himmel herab (Joh 6,38) und wurde um unsertwillen arm. Verschiedene Bibelstellen zeigen uns, wie arm Er wurde, wie diese Armut aussah und was sie für Ihn bedeutete.

Wir denken an Philipper 2,5-8. Er, der in Gestalt Gottes war, «machte sich selbst zu nichts und nahm Knechtsgestalt an». Wie arm wurde der Sohn Gottes, als Er sich selbst entäusserte und als Mensch auf die Erde kam, obwohl Er Gott blieb! Doch Er ging noch einen Schritt weiter. Er wurde nicht nur Mensch wie wir – jedoch ohne Sünde –, sondern erniedrigte sich selbst und wurde gehorsam bis zum Tod am Kreuz. Er, der als Sohn Gottes und Schöpfer befahl (Ps 33,9), hat sich so tief erniedrigt!

Seine Armut als Mensch zeigte sich ausserdem darin, dass Er hungrig wurde, Durst hatte, Müdigkeit kannte und nichts Materielles besass (Mk 11,12; Joh 4,6.7; Mk 4,38; Lk 9,58).

  • Du kamst als Mensch in diese Welt,
    Du hattest nichts, kein Haus, kein Geld.

Zur Armut des Sohnes Gottes als Mensch gehörte auch die Verachtung vonseiten derer, für die Er gekommen war. Der Apostel Petrus bezeugte von Ihm: «Jesus, den von Nazareth, wie Gott ihn mit Heiligem Geist und mit Kraft gesalbt hat, der umherging, wohltuend und alle heilend, die von dem Teufel überwältigt waren, denn Gott war mit ihm» (Apg 10,38). Zudem hatte Er Worte des Trostes und der Ermunterung für alle, die mit ihren Nöten und Sorgen zu Ihm kamen (Mk 5,36). Wie oft heisst es, dass Er innerlich bewegt wurde, wenn Er das Elend sah, in dem sich die Menschen befanden! (Lk 7,13.14). Trotzdem wurde Er von den meisten verachtet (Jes 53,3). Prophetisch musste Er klagen: «Für meine Liebe feindeten sie mich an» (Ps 109,4). Jene, die lange Zeit zu Ihm hielten, liessen Ihn allein und flohen, als es schwierig und gefährlich wurde (Mk 14,50). Schliesslich verurteilten Ihn seine Geschöpfe zum Tod am Kreuz, obwohl der menschliche Richter mehrmals seine Unschuld bezeugt hatte. Wenn wir das alles überdenken, verstehen wir die prophetischen Worte des Herrn Jesus in Psalm 40,18: «Ich aber bin elend und arm.»

Doch diese ganze «Armut», die Er in seinem Leben hier auf sich nahm, hätte uns nicht retten können. Das Schwerste kam in den drei Stunden der Finsternis über Ihn, als Er am Kreuz hing und vom heiligen Gott verlassen wurde (Mt 27,46). Da trug Er unsere Sünden und sühnte sie vor Gott. Da wurde Er für uns zur Sünde gemacht und erlitt kurz danach den Tod. Können wir überhaupt begreifen, wie arm unser Heiland geworden ist?

Für wen wurde Er elend und arm?

Manchmal ist es gut und nützlich, an das zu denken, was wir vor unserer Bekehrung in Gottes Augen waren. Diese Erinnerung wird unsere Bewunderung und unsere Zuneigung für den Herrn Jesus anfachen und fördern, der um unsertwillen so arm wurde.

In Römer 5,6-10 lesen wir, dass Christus für uns gestorben ist, als wir Kraftlose, Gottlose, Sünder und Feinde Gottes waren.

Wie sah unsere Stellung vor Gott aus, als wir noch ungläubig waren? Epheser 2,12 sagt, dass wir damals «ohne Christus waren, entfremdet dem Bürgerrecht Israels und Fremdlinge betreffs der Bündnisse der Verheissung, keine Hoffnung habend und ohne Gott in der Welt». Wie sah es in unserem Inneren aus? Wir waren «verfinstert am Verstand, entfremdet dem Leben Gottes» (Eph 4,18).

Für Gott waren wir in unseren Vergehungen und Sünden geistlich tot (Eph 2,1). Doch gleichzeitig lebten wir als Sklaven der Sünde, die ständig sündigten (Röm 6,17). Wir befanden uns unter der Herrschaft des Teufels, der die Macht des Todes hatte und uns durch die dauernde Angst vor dem Tod in Knechtschaft hielt (Heb 2,14.15).

Unser Reichtum durch seine Armut

Nun sind wir durch die Armut des Herrn Jesus reich geworden. Das bedeutet: Alles, was wir als Gläubige sind und haben, gründet sich einzig und allein auf das Erlösungswerk unseres Heilands am Kreuz von Golgatha. Aber ist uns auch bewusst, wie reich wir aufgrund des Glaubens an sein vollbrachtes Werk sind? Kennen wir unseren Reichtum?

Epheser 2,8 sagt: «Durch die Gnade seid ihr errettet, mittels des Glaubens; und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es.»

Durch den Glauben an den Sohn Gottes, den Gott in seiner Liebe zu den Menschen auf die Erde und am Kreuz in den Tod gegeben hat, haben wir ewiges Leben und gehen nicht verloren (Joh 3,16). Das ewige Leben, das uns für Gottes Gegenwart und für den Himmel passend macht, haben wir von Gott in seinem Sohn als Gnadengabe empfangen (Röm 6,23; 1. Joh 5,11). Welch ein Geschenk!

Nachdem wir an das Evangelium geglaubt haben, sind wir mit dem Heiligen Geist versiegelt worden. Seither besitzen wir Ihn, d.h. eine göttliche Person wohnt jetzt in uns (Eph 1,13.14; 2. Kor 1,21.22; 1. Kor 6,19). Er ist die Kraft unseres neuen Lebens und befähigt uns, gottesfürchtig zu leben. Ja, Er möchte wirklich die Führung in unserem Leben übernehmen (Röm 8,13.14; 15,13).

Bevor der Herr Jesus ans Kreuz ging, kündigte Er den Aposteln das Kommen des Heiligen Geistes an: Nach seiner Auferstehung und Rückkehr in den Himmel würde Gott, der Vater, den Geist senden. Der Herr erklärte ihnen auch, was diese göttliche Person, die jetzt in jedem Glaubenden wohnt, alles tun würde: Er lässt uns empfinden, dass der Herr Jesus immer bei uns ist (Joh 14,17b.18). Er macht uns bewusst, dass wir Kinder Gottes sind (Röm 8,16). Wenn wir die Bibel lesen, will Er uns in die ganze Wahrheit leiten (Joh 16,13). Wie nötig haben wir den Heiligen Geist in uns, um die Gedanken Gottes, die Er uns in der Bibel mitgeteilt hat, zu verstehen! Das wohl grösste Anliegen des Geistes Gottes liegt darin, uns beim Lesen der Bibel den Herrn Jesus gross zu machen (Joh 16,14).

Zum Reichtum, den wir durch den Tod des Herrn Jesus bekommen haben, gehört sicher auch, dass wir durch den Glauben an Ihn Kinder, Söhne und Erben Gottes geworden sind (Joh 1,12; Röm 8,14-17). Das sind wir jetzt schon und werden es ewig bleiben.

Schliesslich sind wir nach Epheser 1,3 in Christus mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern gesegnet. Dieser Segen umfasst alles, was wir jetzt schon im Herrn Jesus besitzen und bald auch für ewig im Himmel haben werden. Dazu gehört unser persönlicher Reichtum als Kinder und Söhne Gottes. In diesem geistlichen Segen ist auch das gemeinsame Teil enthalten, das wir mit allen Erlösten der Gnadenzeit als Versammlung besitzen. Alle Glaubenden von Pfingsten bis zur Entrückung bilden zusammen die Versammlung Gottes. Sie ist die Frau des Lammes, die bald für immer mit dem Herrn Jesus vereint sein wird (Off 19,7). In alle Ewigkeit werden wir die für Ihn geschmückte Braut sein (Off 21,2). Welch eine Gnade und welch ein Reichtum!

Nie können wir unserem Heiland und Herrn genug dafür danken, dass Er einst so arm wurde, um uns jetzt und ewig derart reich zu machen!