Der Weg von Lot

1. Mose 13,12; 1. Mose 14,12; 1. Mose 19,1

«Lot schlug Zelte auf bis nach Sodom» (1. Mo 13,12).
«Lot wohnte in Sodom»(1. Mo 14,12).
«Lot sass im Tor Sodoms»(1. Mo 19,1).

Betrachten wir diese drei Stationen im Leben von Lot. Sie zeigen eigentlich seinen moralisch abwärts führenden Weg nach Sodom.

Einerseits können wir sie mit den drei Arten von Begierden in Verbindung bringen, die der Apostel Johannes in seinem ersten Brief erwähnt (1. Joh 2,16):

  • die Lust der Augen,
  • die Lust des Fleisches,
  • der Hochmut des Lebens.

Anderseits erkennen wir eine Parallele zu den drei Schritten auf dem negativen Weg, der in Psalm 1,1 beschrieben wird:

  • im Rat der Gottlosen wandeln,
  • auf dem Weg der Sünder stehen,
  • auf dem Sitz der Spötter sitzen.

In diesem Psalmwort wird nicht ausdrücklich gesagt, dass es sich um den Weg eines Ungläubigen handelt. Wir finden hier vielmehr eine Warnung davor, einen solchen Weg einzuschlagen. Diese Ermahnung kann also auf einen Gläubigen wie Lot angewandt werden (2. Pet 2,7).

1) Lot schlägt seine Zelte bis nach Sodom auf

Wir sehen in der Wahl, die Lot trifft, das Ergebnis der Lust der Augen. Das wird kurz vorher deutlich erwähnt: «Lot erhob seine Augen und sah die ganze Ebene des Jordan» (1. Mo 13,10).

Die Jordanebene, die damals gut bewässert war, erinnerte Lot an die Fruchtbarkeit Ägyptens. In dieses Land hatte er Abraham vor Kurzem begleitet. Seine Füsse folgten nun seinen Augen, wie man manchmal sagt. Eine Zeit lang wohnte er weiterhin in Zelten. Doch er schlug sie auf «bis nach Sodom» hin und kam damit der gottlosen Stadt gefährlich nahe.

Dieser Schritt entspricht der ersten Etappe des Wegs in Psalm 1. Das erkennen wir, wenn wir das verwendete Verb beachten: Er «wandelte» zu den Gottlosen. Lot hatte seinen äusseren Charakter als Fremder noch nicht aufgegeben, denn er lebte noch in Zelten und war unterwegs. Aber wohin ging er? Er befand sich auf einem Weg, der ihn bis nach Sodom führte!

In welche Richtung gehen wir vorwärts? Wohin ist unser Blick gerichtet? Schauen wir auf die Welt und ihre Begierden oder auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens? (Heb 12,2).

2) Lot wohnt in Sodom

Nachdem sich Lot an die Nähe Sodoms und seiner gottlosen Bewohner gewöhnt hatte, ging er noch einen Schritt weiter: Er liess sich in dieser verdorbenen Stadt nieder!

In gewisser Hinsicht gab Lot der Lust des Fleisches nach. Sie bestand nicht wie bei Eva in etwas, was «gut zur Speise» war (1. Mo 3,6). Es ging auch nicht um eine sexuelle Versuchung wie zum Beispiel bei David. Es handelte sich ganz einfach um die Verlockung zur Bequemlichkeit: lieber in der Stadt als in der offenen Ebene leben, besser in einem Haus als in einem Zelt wohnen.

Ist das nicht auch für uns heute eine Gefahr? Wir sprechen natürlich nicht davon, buchstäblich in einem Haus zu wohnen, sondern von der Versuchung, uns in der Welt niederzulassen und es uns dort bequem zu machen. Dann geben wir unseren Charakter als Pilger und Fremde auf. Lasst uns die Ermahnung des Apostels Paulus nicht vergessen: Wir sollen die Welt nicht als Eigentum gebrauchen, denn die Gestalt dieser Welt vergeht (1. Kor 7,31).

In ähnlicher Weise werden wir in Psalm 1 davor gewarnt, auf dem Weg der Sünder zu stehen. Die Ermahnung, nicht auf dem Pfad der Gottlosen zu wandeln, spricht vielleicht mehr von einem zeitweisen Verhalten. Das Stehenbleiben hingegen deutet auf eine dauerhafte Position hin.

Hüten wir uns davor, die Entscheidung zu treffen, moralisch in Sodom zu wohnen, d.h. uns in der Welt niederzulassen. Was für ein Risiko würde das für uns und unsere Familie mit sich bringen!

3) Lot sitzt im Tor von Sodom

Das war der dritte und letzte Schritt auf dem Weg, der moralisch abwärtsführte. Lot hörte nicht auf die ernste Warnung, die Gott ihm in Kapitel 14 gegeben hatte. Damals war er mit dem König von Sodom und all seinen Bewohnern gefangen weggeführt worden. In seiner Barmherzigkeit hatte Gott es ermöglicht, dass Lot von Abram befreit worden war. Doch was tat Lot nach dieser grossen Befreiung? Er zog nach Sodom zurück und liess sich dort nieder! Er wurde sogar einer der führenden Männer in dieser Stadt, denn es heisst: «Lot sass im Tor Sodoms» (1. Mo 19,1). Im Tor trafen sich die «Ältesten» der Stadt, wie es zum Beispiel in Bethlehem der Fall war (Rt 4,1.2).

Wir können hier den Hochmut des Lebens erkennen. Es geht um die Versuchung, in dieser bösen Welt eine einflussreiche oder sogar führende Stellung einzunehmen, indem man sich zum Beispiel in der Politik engagiert. Lot tat es vermutlich mit guter Absicht. Der Apostel Petrus berichtet von ihm, dass er «von dem ausschweifenden Wandel der Frevler gequält wurde» (2. Pet 2,7). Vielleicht wollte er ihre sündigen Ausschweifungen eindämmen, indem er seinen Einfluss als «gerechter» Mensch ausübte. Erreichte er etwas Positives damit? Nein! Das sehen wir an der Reaktion der Bewohner Sodoms. Als Lot ihnen entgegentreten wollte, erklärten sie: «Der eine da ist gekommen, um als Fremder hier zu weilen, und will den Richter machen?» (1. Mo 19,9). Sogar seine Schwiegersöhne, die Bürger von Sodom waren, nahmen ihn nicht ernst, als er sie vor dem unmittelbar bevorstehenden Gericht Gottes warnte (1. Mo 19,14).

Wie auf dem Weg in Psalm 1 kam es auch bei Lot dazu, dass er sich schliesslich hinsetzte. Doch im Tor Sodoms fand er sich auf dem Sitz der Spötter wieder!

Lots Aufenthalt in dieser moralisch verkommenen Stadt hatte keineswegs einen positiven Einfluss auf die Bewohner, sondern katastrophale Folgen für seine Familie. Die Beeinflussung ging tatsächlich in die andere Richtung: Die Verdorbenheit Sodoms wirkte sich negativ auf Lots Familie aus. Seine Frau verzichtete nur widerwillig auf das angenehme Leben in der Stadt. Sie blickte zurück und verlor ihr Leben (1. Mo 19,26). Seine Schwiegersöhne, seine verheirateten Töchter und seine Söhne starben in Sodom (1. Mo 19,12). Seine ledigen Töchter verhielten sich unmoralisch (1. Mo 19,31-35).

Schluss

«Der Pfad der Gerechten ist wie das glänzende Morgenlicht, das stets heller leuchtet bis zur Tageshöhe» (Spr 4,18).

Im Gegensatz dazu geht es für den, der vom rechten Weg abkommt, ständig hinab (Jona 1,3-5). Dieser Niedergang erfolgt allmählich – in kleinen, vielleicht unmerklichen Schritten. Aber er führt mit Sicherheit ins Unglück und kann auch für unsere Familie verheerende Folgen haben.

Achten wir also

  • auf die Richtung, wohin wir blicken,
  • auf den Ort, wo wir moralisch zu Hause sind,
  • auf die Art unserer Ambitionen in der Welt.

Machen wir es nicht wie Lot, dass wir die Warnungen übersehen, die Gott uns in dieser Hinsicht gibt.

«In einer Weise redet Gott und in zweien, ohne dass man es beachtet» (Hiob 33,14). Seine Barmherzigkeit geht sogar noch weiter: «Siehe, das alles tut Gott zwei-, dreimal mit dem Mann, um seine Seele abzuwenden von der Grube, dass sie erleuchtet werde vom Licht der Lebendigen» (Hiob 33,29.30).