Ananias

Apostelgeschichte 9,10-17; Apostelgeschichte 22,14-16

«Es war aber ein gewisser Jünger in Damaskus mit Namen Ananias; und der Herr sprach zu ihm in einem Gesicht: Ananias! Er aber sprach: Siehe, hier bin ich, Herr! Der Herr aber sprach zu ihm: Steh auf und geh in die Gasse, die ‹die Gerade› genannt wird, und frage im Haus des Judas nach jemand mit Namen Saulus, von Tarsus, denn siehe, er betet; und er hat in einem Gesicht einen Mann mit Namen Ananias gesehen, der hereinkam und ihm die Hände auflegte, damit er wieder sehend werde» (Apg 9,10-12).

Ananias wird uns hier als ein «gewisser Jünger» vorgestellt. Was für ein schöner Titel! Er wird weder Apostel noch Prophet, weder Ältester noch Diener, weder Hirte noch Lehrer genannt. Was auch immer seine Gabe oder seine Stellung in der Versammlung von Damaskus gewesen sein mag, ist jetzt nicht von Bedeutung. Der Herr will ihn nicht senden, um eine offizielle Funktion auszuüben. Ananias ist einfach ein «gewisser Jünger», ein Nachfolger unseres Herrn Jesus Christus.

Jahre später steht Paulus auf den Stufen, die zum römischen Lager in Jerusalem hinaufführen. Dort legt er vor einer wütenden Menge der Juden, die ihn soeben zu töten versucht hat, ein Zeugnis von seinem Glauben ab. Da spricht er ebenfalls von Ananias. Er nennt ihn einen «gewissen Ananias», der ein gottesfürchtiger Mann nach dem Gesetz ist und von allen Juden in Damaskus ein gutes Zeugnis hat (Apg 22,12). Auch hier wird kein Titel genannt. Stattdessen wird das Leben dieses Mannes lobend erwähnt. Er wird von allen Juden, die in seiner Umgebung wohnen, geachtet und respektiert.

Diesen Jünger will der Herr Jesus gebrauchen. Er erscheint ihm in einem Gesicht und spricht ihn mit seinem Namen an. Er kennt ja jedes seiner Schafe mit Namen (Johannes 10,3.14). Gehören wir Ihm? Sind wir offen und bereit, wenn Er unsere Aufmerksamkeit fordert? Antworten wir wie Ananias: «Siehe, hier bin ich, Herr!»?

Wir müssen nicht begabt sein, um gehorchen zu können. «Wenn ihr mich liebt, so haltet meine Gebote», erklärt uns der Herr (Joh 14,15). Wenn wir Ihm angehören, Ihn lieben und Ihm gefallen möchten, zeigt Er uns bestimmt etwas, das wir für Ihn tun können.

Gemeinschaft mit dem Herrn

«Ananias aber antwortete: Herr, ich habe von vielen über diesen Mann gehört, wie viel Böses er deinen Heiligen in Jerusalem getan hat. Und hier hat er Gewalt von den Hohenpriestern, alle zu binden, die deinen Namen anrufen. Der Herr aber sprach zu ihm: Geh hin; denn dieser ist mir ein auserwähltes Gefäss, meinen Namen zu tragen sowohl vor Nationen als Könige und Söhne Israels. Denn ich werde ihm zeigen, wie viel er für meinen Namen leiden muss» (Apg 9,13-16).

Dieser Abschnitt unterstreicht die Autorität unseres Herrn Jesus. Er hat zu Ananias gesprochen und der Jünger hat Ihm geantwortet: «Hier bin ich, Herr!» Der Herr hat ihm gesagt, was er tun soll. Jetzt hat Ananias ein Problem mit der Anweisung seines Meisters. Er spricht Ihn darauf an und nennt Ihn «Herr». Er erkennt die Autorität des Sohnes Gottes an. Aber er fühlt sich unbehaglich bei dem, was der Herr Jesus ihm gerade aufgetragen hat.

Haben wir manchmal auch solche Empfindungen? Wir wissen aus Gottes Wort, was der Herr von uns möchte. Aber wir haben ein Problem damit, es zu tun. Vielleicht fürchten wir uns. Wie Gideon in Richter 6 und 7 fühlen wir uns nicht in der Lage, die Sache auszuführen. Oder wir haben wie Jona kein volles Vertrauen zu Gott. Vielleicht haben wir Angst, dass wir uns blamieren oder vom Ergebnis enttäuscht werden. Es fallen uns noch viele andere Gründe ein, warum wir meinen, den Auftrag nicht ausführen zu können. Neben der menschlichen Unzulänglichkeit ist es vor allem das Fleisch, das Einwände geltend macht. Es kann und will dem Herrn nicht gehorchen.

Gottes Lösung für unsere Sorgen und Probleme ist sehr einfach: Bringen wir sie im Gebet vor den Herrn! Was für ein Vorrecht haben wir, mit Ihm über jedes Anliegen zu reden! Ihm dürfen wir alles sagen, was uns bei dem Auftrag Mühe macht, den Er uns gegeben hat. Wir dürfen im tiefen Vertrauen zu Ihm kommen, sollen Ihm aber auch mit vollem Respekt begegnen. Er ist der Herr! Er kann uns wie bei Ananias zeigen, warum Er uns diese oder jene Aufgabe gibt. Aber Er muss es nicht tun. Er möchte vor allem, dass wir Gemeinschaft mit Ihm haben. Er will uns auch den Frieden Gottes geben, der unser Herz und unsere Gedanken bewahrt. Lasst uns das Vorrecht schätzen, mit dem Herrn offen über alles reden zu können, was uns auf dem Herzen liegt.

Ein gehorsamer Bote

«Ananias aber ging hin und kam in das Haus; und er legte ihm die Hände auf und sprach: Bruder Saul, der Herr hat mich gesandt, Jesus, der dir erschienen ist auf dem Weg, den du kamst, damit du wieder siehst und mit Heiligem Geist erfüllt wirst» (Apg 9,17).

«Der Gott unserer Väter hat dich dazu bestimmt, seinen Willen zu erkennen und den Gerechten zu sehen und eine Stimme aus seinem Mund zu hören. Denn du wirst ihm an alle Menschen ein Zeuge sein von dem, was du gesehen und gehört hast. Und nun, was zögerst du? Steh auf, lass dich taufen und deine Sünden abwaschen, indem du seinen Namen anrufst» (Apg 22,14-16).

Ananias verschwendet keine Zeit. Er geht zu Saulus und spricht ihn mit «Bruder Saul» an. Ihre Verbundenheit als Juden wird nun durch die Brüderlichkeit ersetzt, die alle gläubigen Christen miteinander teilen, weil sie durch die Neugeburt zur Familie Gottes gehören. Wie herzlich muss diese Begrüssung in den Ohren des blinden Christenverfolgers geklungen haben! Er ist nicht länger ein fanatischer Pharisäer, der wütend gegen die Jünger des Herrn schnaubt.

Übrigens sehen wir hier, dass weder die religiös motivierte noch die staatlich veranlasste Verfolgung von Gläubigen etwas Neues ist. Sie reicht bis in die Zeit der Apostel zurück.

Als Paulus auf den Stufen zum römischen Lager steht, spricht er in seinem Zeugnis an die Juden auch über die göttliche Botschaft, die Ananias ihm damals im Gehorsam zum Herrn überbracht hat. Sie enthält vier besondere Punkte. Der Gott ihrer Väter hat Paulus dazu bestimmt:

  • seinen Willen zu erkennen,
  • den Gerechten zu sehen,
  • eine Stimme aus seinem Mund zu hören,
  • an alle Menschen ein Zeuge zu sein.

Deshalb soll Saulus nun aufstehen und sich taufen lassen. Mit der Taufe – dem Symbol des Todes – stellt er sich auf die Seite des Herrn Jesus und unterwirft sich Dem, den er und sein Volk abgelehnt haben. So können die Sünden von ihm abgewaschen werden, an denen er als Angehöriger des jüdischen Volkes mitschuldig ist. Die Juden haben gerufen: «Er werde gekreuzigt!» Und: «Sein Blut komme über uns und unsere Kinder!» (Mt 27,23.25). Davon wird Saulus durch die Taufe gereinigt. Dann soll er Jesus als Herrn anrufen, anstatt seinen Namen zu lästern.

Ananias führt den Auftrag treu aus, den er vom Herrn bekommen hat. Wir werden aufgefordert: «Geht hin in die ganze Welt und predigt der ganzen Schöpfung das Evangelium» (Mk 16,15). Lasst uns darin treu sein – an dem Platz, wo der Herr uns hingestellt hat!