Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen, bist fern von meiner Rettung, den Worten meines Gestöhns? Mein Gott! Ich rufe am Tag, und du antwortest nicht; und bei Nacht, und mir wird keine Ruhe. Doch du bist heilig (Psalm 22,2-4).
Die Worte seines Gestöhns bewirkten keine Antwort bei Gott. Sein Schrei blieb ohne Erwiderung von Gott. Als es Nacht wurde, brachte Ihm dies keine Ruhe in Gott. Trotzdem war Jesus Christus, der in den drei Stunden der Finsternis von Gott verlassen wurde, der einzige absolut Gerechte auf der Erde. Überdies bewahrte dieser Gerechte, obwohl Er verlassen war, sein unerschütterliches Vertrauen in Gott.
Die Tatsache, dass Gott einen vollkommen gerechten Menschen in der Not verlässt, widerspricht völlig seinem Handeln mit den Menschen. Dennoch sind wir sicher: Bei Gott gibt es keine Ungerechtigkeit! So erfahren wir aus dem Mund des Heilands selbst, dass Gott bei dieser feierlichen und einmaligen Gelegenheit vollkommen gerecht war, als Er den absolut Gerechten verliess. Jesus Christus sagte: «Doch du bist heilig.» Gerade Er, der von Gott verlassen wurde, rechtfertigte mit dieser Aussage Gott vollkommen.
Diese Worte bestätigen uns nicht nur die Heiligkeit Gottes, der Jesus Christus am Kreuz verliess. Sie zeigen uns auch die tiefe Notwendigkeit, dass der Heiland verlassen werden musste, als Er die Sünden trug. Nur auf diese Weise konnte der Heiligkeit Gottes entsprochen und der Mensch gesegnet werden.
So steht in diesem Psalm das Kreuz vor uns. Dabei wird nicht in erster Linie die Schlechtigkeit des Menschen dargestellt, die nach Gericht ruft. Wir sehen vielmehr das Sühnungswerk des Erlösers, das die Herrlichkeit Gottes aufrechterhält, den Segen der Gläubigen sicherstellt und die Grundlage für die Erfüllung aller Pläne Gottes bildet. In seinem vollkommenen Leben des Gehorsams verherrlichte Jesus Christus Gott, indem Er seine vollkommene Güte ans Licht stellte. In seinem Tod verherrlichte Er Gott, als Er zur Sünde gemacht wurde und das Gericht über die Sünde erduldete, indem Er so für immer klarstellte, dass Gott absolut heilig ist: Er verabscheut die Sünde und kann über das Böse nicht hinweggehen.
Als Jesus Christus für uns die Strafe unserer Sünden trug und – von Gott zur Sünde gemacht – im göttlichen Gericht stand, verschaffte Er uns einen ewigen Segen. Danken wir Ihm dafür!