Die Gläubigen in Thessalonich wurden verfolgt, weil sie an den Herrn Jesus glaubten und sich zu Ihm bekannten. Der Feind nahm diese äussere Bedrängnis zum Anlass, um sie mit falschen Gedanken zu verführen. Dazu benutzte er Menschen, die behaupteten, der Tag des Herrn mit den damit verbundenen Strafgerichten sei schon da. Die Drangsale, die sie erduldeten, würden das beweisen.
Was war die Folge dieser Verführung? Die Gläubigen wurden im Glauben erschüttert und wussten nicht, ob sie noch auf die Entrückung warten sollten. Diesem Problem begegnet der Apostel im ersten Teil von 2. Thessalonicher 2 mit gesunder Belehrung:
- Wir werden durch die Entrückung zum Herrn Jesus hin versammelt, damit wir am Tag des Herrn mit Ihm erscheinen können (V. 1.2).
- Nach der Entrückung, aber vor dem Erscheinen des Herrn findet der offene Abfall vom christlichen Glauben statt. Zugleich wird der Antichrist offenbar und lässt sich als Gott verehren. Doch der Herr wird ihn bei seiner Ankunft als Richter vernichten (V. 3-12).
Der Abschnitt schliesst mit der Ankündigung des Gerichts, das alle treffen wird, die die Wahrheit ablehnen und stattdessen der Lüge glauben.
Nach diesem dunklen Gemälde von der zukünftigen Drangsalszeit und dem Gericht über die Ungläubigen malt der Apostel ein helles Bild vom herrlichen Teil der Gläubigen, die in der Gnadenzeit leben:
«Wir aber sind schuldig, Gott allezeit für euch zu danken, vom Herrn geliebte Brüder, dass Gott euch von Anfang erwählt hat zur Errettung in Heiligung des Geistes und im Glauben an die Wahrheit, wozu er euch berufen hat durch unser Evangelium, zur Erlangung der Herrlichkeit unseres Herrn Jesus Christus» (V. 13.14).
Der Ausgangspunkt und das Ziel
Der Segen, den wir als gläubige Christen besitzen, kommt von Gott. Er ist die Quelle, denn Er hat uns «von Anfang erwählt». Schon in der Ewigkeit, bevor Gott die Welt erschaffen hat, hat Er in Liebe an uns gedacht und uns für sich ausgewählt. In seinem ewigen Vorsatz hat Er festgelegt, dass wir heilig und untadelig vor Ihm seien in Liebe (Eph 1,4). Er wollte, dass wir in seine Gegenwart passen und seine Liebe geniessen.
Durch den Glauben an den Herrn Jesus haben wir jetzt schon eine vollkommene Stellung vor Gott. Wir sind auch seine geliebten Kinder. Doch wir leben noch auf der Erde in einem Körper, der uns wegen seiner Schwachheit Mühe macht. Darum heisst es, dass wir «zur Errettung» erwählt worden sind. Das weist auf das herrliche Ziel hin. Wenn der Herr Jesus zur Entrückung kommt, wird unsere Errettung vollständig erfüllt sein. Er wird unseren Körper umgestalten und uns zu sich ins Haus des Vaters holen (Phil 3,21; Joh 14,3). Dann werden wir völlig dem ewigen Plan Gottes entsprechen.
Der Wendepunkt und das Mittel
Durch die Übertretung Adams ist die Sünde in die Welt gekommen und zu allen seinen Nachkommen durchgedrungen. Ausserdem haben wir alle gesündigt. Da stellt sich die Frage: Kann Gott seinen ewigen Vorsatz mit uns trotzdem ausführen? Ja, denn Er hat eine Lösung für das Sündenproblem geschaffen. Er hat seinen Sohn als Retter auf die Erde gesandt. Jesus Christus ist am Kreuz gestorben, um uns zu erlösen und in den christlichen Segen einzuführen. So konnte es auf der Grundlage seines Todes zu einer entscheidenden Wende in unserem Leben kommen. Sie wird mit zwei Ausdrücken beschrieben:
- Die «Heiligung des Geistes» ist das Wirken Gottes bei unserer Bekehrung. Der Heilige Geist überführte uns durch das Wort Gottes von unserer Schuld und Verlorenheit, damit wir umkehrten und an den Herrn Jesus glaubten. Gleichzeitig wurden wir durch den Heiligen Geist und durch das Wort Gottes von neuem geboren (Joh 3,5). Auf diese Weise hat Gott uns für sich geheiligt. Wir gehören jetzt Ihm.
- Der «Glaube an die Wahrheit» betrifft unsere Seite bei der Bekehrung. Wir nahmen die Wahrheit über uns selbst an und erkannten uns als verlorene Sünder. Wir glaubten auch der Wahrheit über Gott, der heilig ist und schuldige Menschen richten muss. So waren wir bereit, die Wahrheit über den Retter Jesus Christus anzunehmen. Wir glaubten, dass Er sein Leben gab, um unsere Schuld vor Gott zu tilgen. Dadurch sind wir gerettet worden.
Das Evangelium war das Mittel, das Gott benutzte, um uns zu retten und in die christliche Stellung einzusetzen. Als wir bei der Bekehrung an diese gute Botschaft glaubten, bekamen wir das wunderbare Heil Gottes umsonst: Vergebung, Rechtfertigung, Erlösung, Versöhnung usw. Mit der Zeit verstanden wir, dass das Evangelium auch den Segen beinhaltet, den Gott den Erlösten der Gnadenzeit schenken will. Diese beiden Seiten des Evangeliums werden im Neuen Testament deutlich unterschieden: Einerseits sind wir durch den persönlichen Glauben an die gute Botschaft vom göttlichen Zorn über die Sünde errettet worden. Anderseits hat Gott uns durch das Evangelium zu dem berufen, was Er sich in der Ewigkeit für uns vorgesetzt hat (2. Tim 1,9).
Zur Erlangung der Herrlichkeit
Die Erwählung in Vers 13 bezieht sich in Verbindung mit Epheser 1,4 primär auf unsere herrliche Zukunft im Haus des Vaters. Dort werden wir als Kinder und Söhne Gottes ewig glücklich sein. Wir werden die Herrlichkeit des ewigen Sohnes bewundern und die Liebe des Vaters geniessen (Joh 17,24; 1. Joh 3,1). Von dieser Seite unserer Berufung oder Bestimmung wird die Welt nichts mitbekommen.
Anders ist es mit der «Erlangung der Herrlichkeit unseres Herrn Jesus Christus» in Vers 14. Sie wird von den Menschen gesehen werden, denn sie betrifft vor allem unsere Zukunft mit Ihm vor der Welt. Wenn Christus am Tag des Herrn öffentlich erscheinen wird, werden wir Ihn begleiten und seine Herrlichkeit mit Ihm teilen:
- Der Herr wird sein Erbe antreten und öffentlich den Platz über der ganzen Schöpfung einnehmen. Er wird über Himmel und Erde herrschen (Eph 1,10). Als seine Miterben werden wir an dieser Herrlichkeit teilhaben. Wir werden mit Ihm das Universum zur Ehre Gottes verwalten (Röm 8,17; Eph 1,11).
- Beim öffentlichen Erscheinen des Herrn Jesus wird die Welt erkennen, dass Er als Mensch vom Vater geliebt wird. Die gleiche Herrlichkeit wird an uns sichtbar. Die Menschen werden uns an der Seite des Herrn Jesus sehen und erkennen, wie wir vom Vater geliebt werden (Joh 17,22.23).
Wir sind also dazu berufen worden, die Herrlichkeit unseres Herrn zu erlangen. Mit welchem Ziel? Um seine Ehre und Anerkennung vor der Welt zu erhöhen! Er wird an jenem Tag kommen, um «verherrlicht zu werden in seinen Heiligen und bewundert zu werden in allen denen, die geglaubt haben» (2. Thes 1,10). Die Herrlichkeit, die wir als Miterben des Christus und als geliebte Kinder des Vaters ausstrahlen werden, wird zur Ehre unseres Herrn ausschlagen.
Schluss
Die Verse 13 und 14 beschreiben, dass Gott uns vor der Zeit erwählt und in der Zeit berufen hat, um uns in der Zukunft einen unbeschreiblichen Segen zu schenken. Wenn wir ein wenig darüber nachdenken, geht es uns wie dem Apostel Paulus: Wir danken Gott für das, was Er zu unseren Gunsten getan hat und noch tun wird. Wie unfassbar gross ist seine Gnade, dass Er uns für würdig erachtet hat, im zukünftigen Reich an der Herrlichkeit des Herrn teilzuhaben!
