Es ist sehr interessant und nützlich, die charakteristischen Unterschiede zu beachten, die sich bei den verschiedenen, in den Evangelien und der Apostelgeschichte erzählten Bekehrungen zeigen, wie zum Beispiel denjenigen von Petrus und Levi in Lukas 5; von Zachäus in Lukas 19; von Nikodemus und der Samariterin im Evangelium Johannes.
Gottes Licht erreichte und durchdrang die Seelen auf sehr verschiedene Weisen, zuweilen sanft und allmählich, dann wieder mit Macht und Schnelligkeit; bei den einen war seine Wirksamkeit vorzugsweise auf das Herz, bei andern mehr auf das Gewissen oder Verständnis gerichtet. Aber es war immer Gottes Werk, das sich offenbarte, so verschieden auch das von Ihm bearbeitete Material oder die Art seiner Wirksamkeit war.
Denken wir nur an die Kapitel 8, 9 und 10 der Apostelgeschichte. Gott hatte augenscheinlich schon in dem Kämmerer gewirkt, bevor Er mit Philippus zusammentraf – der Vater war im Begriff, ihn zum Sohn zu ziehen (Joh 6,44). Und dass das Herz des Kämmerers tief davon ergriffen war, ist offensichtlich, denn er vergass die in der Welt gewöhnlich beobachtete Ordnung, als er Philippus zu sich in den Wagen steigen liess. Er wartete nicht, bis Philippus sich ihm vorgestellt hatte, denn der Fremde war kein Fremder für ihn, sobald seine Worte den Gegenstand berührten, der seinem Herzen der wichtigste war. Er war ein zweiter Zachäus, der seine Stellung vergass und Hindernisse durchbrach, um zu Jesus zu gelangen.
Schauen wir Saulus an, der voll religiösen Eifers war, des Eifers eines Inquisitors – und dann wieder den frommen, wohltätigen und mild gesinnten Kornelius, der, statt andere zu verfolgen, eher geneigt war, sie für besser zu halten als sich selbst.
Das war sehr verschiedenes Material, das darum auch sehr verschieden behandelt wurde. Bei Paulus äusserte sich das Werk in der Seele mit charakteristischer Heftigkeit, bei Kornelius aber durch Zartheit und Gnade. Aber Kornelius hatte Jesus ebenso nötig wie Saulus. In keinem und für keinen von ihnen war Leben da, ausser durch Ihn.
Dann haben wir den Kerkermeister und Lydia in Kapitel 16. Die letztere glich in ihrer frommen, sanften Art mehr dem Kornelius, und auf sehr sanfte Weise öffnete ihr der Herr das Herz. Der Kerkermeister schien in seiner Art eher dem Saulus verwandt zu sein. Wenigstens hatte er angefangen, sich in der Verfolgung der «Jünger des Herrn», die Saulus einst längere Zeit praktizierte, zu üben. Er hatte dieses Werk schon recht gut gelernt und dementsprechend war auch die Wirkung des Lichts auf ihn zermalmend und niederschmetternd. Ein Erdbeben begleitete das Öffnen seines harten und grausamen Herzens, während das «stille, sanfte Säuseln» das Werk bei Lydia vollbracht hatte.
Doch hätte die sanfte Lydia, so wenig wie der gewalttätige Kerkermeister, niemals ohne Jesus errettet werden können. Bevor Lydia zur Erkenntnis Jesu gelangte, konnte Paulus sie wohl lehren, aber nicht mit ihr anbeten, obwohl sie eine fromme Frau war (siehe Vers 13).
O möchten doch die unsterblichen Seelen der Sünder in unseren Augen kostbar sein, und möchten die Zeugnisse der Gnade Gottes und der Kraft des Heiligen Geistes, die wir betrachtet haben, unserem Herzen und Verständnis Nutzen bringen.